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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bryant; Bryennĭos; Bryer-Insel; Brygma; Brylow; Brynhild; Bryologie; Bryonĭa; Bryonīn; Bryopōgon; Bryozōen; Bry-sur-Marne

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Bryant – Bry-sur-Marne

Bryant (spr. breiänt), William Cullen, amerik. Dichter, geb. 3. Nov. 1794 zu Cummington (Massachusetts), zeigte früh dichterische Begabung, die ihn jedoch nicht von ernsten jurist. Studien abhielt. 1815 ließ er sich als Advokat in Plymouth (Massachusetts), dann in Plainfield und bald darauf in Great Barrington nieder. 1817 erschien sein erstes größeres Gedicht «Thanatopsis» im Septemberhefte der «North American Review» mit der «Inscription for an entrance to a wood» und machte ihn schnell zum berühmten Dichter. Noch heute gilt es für B.s bedeutendstes Werk und zeigt alle Vorzüge des Dichters: eine gesunde Naturliebe, Knappheit der Sprache und Gedankentiefe. 1818 erschienen die berühmten Verse «To a water-fowl» (geschrieben 1815), 1821 «Hymn to death» und «The Ages». 1825 vertauschte er seine jurist. Laufbahn mit der journalistischen und siedelte nach Neuyork über. Von 1826 bis zu seinem Tode (12. Juni 1878) war er an der «Evening Post» thätig, deren Herausgeber er 1829 wurde. Er war einer der Gründer der republikanischen Partei, ein großer Verfechter des Freihandels und der Sklavenemancipation, auch als polit. Schriftsteller bedeutend. Seine besten patriotischen Gedichte sind: «Seventy-six», «The antiquity of freedom», «Oh mother of a mighty race», «Our country’s call»; seine besten Naturgedichte: «The yellow violet», «The forest hymn», «The snow shower», «The Fountain», «The Winds». Nächst «Thanatopsis» am bekanntesten ist «The planting of the apple tree» und «Waiting by the gate». Von seinen Prosaschriften werden zuerst die europ. Reiseberichte gesammelt («Letters of a traveller», 1854), ferner die «Orations, Addresses and Essays» (1873; darunter am besten die Essais über Wash. Irving, Cooper, Lincoln, Mazzini). Von seinen Gedichten erschien die Ausgabe letzter Hand 1876; eine Übersetzung der Iliade und Odyssee 1870‒71. Seine Werke erschienen in 6 Bdn. zu Neuyork 1883/84. – Vgl. Curtis, Homes of American Authors (1853); The B. Homestead Book (1870); H. N. Powers, W. C. B. (in «Scribner’s Magazine», 1878); D. J. Hill, W. C. B. (1879); A. J. Symington, W. C. B. (1880); Parke Godwin, Life of W. C. B. (1883); J. G. Wilson, B. and his friends (1886); John Bigelow, W. C. B. (Boston 1889).

Bryennĭos, Philotheos, griech. Theolog, geb. 7. April (26. März) 1833 zu Konstantinopel, studierte an dem theol. Seminar auf der Insel Chalki und 1856‒60 in Leipzig, Berlin und München, wurde 1861 Professor der Kirchengeschichte und Exegese am Seminar auf Chalki und 1867 Lehrer und Direktor der «Großen Schule» im Phanar zu Konstantinopel. Er nahm 1875 als Abgeordneter seiner Kirche an den von Döllinger zu Bonn geleiteten Unionsverhandlungen teil, wurde in demselben Jahre Metropolit von Serrä in Macedonien und 1877 Metropolit von Nikomedien. B. fand 1873 in der Bibliothek des Jerusalemischen Klosters zum Heiligen Grabe in Konstantinopel eine 1056 vollendete Pergamenthandschrift, die u. a. den ganzen Barnabasbrief (von Hilgenfeld in seiner Ausgabe [1877] kritisch verwertet), die beiden Clemensbriefe, die 12 Ignatianischen Briefe und vor allem die bis dahin für verloren gehaltene Lehre der zwölf Apostel enthält und deshalb für die altchristl. Litteraturgeschichte von bedeutendem Werte ist; aus ihrem Inhalt gab B. 1875 die «Clemensbriefe» und 1883 die «Didache» (s. d.), beide mit Einleitungen und Anmerkungen, heraus.

Bryer-Insel (Brehar-Insel), eine der engl. Scilly-Inseln (s. d.).

Brygma (grch.), das Zähneknirschen.

Brylow, russ. Maler und Architekt, s. Brüllow.

Brynhild, s. Hilde und Brunhilde.

Bryologie (vom grch. brýon, «Moos»), derjenige Teil der Botanik, welcher die Moose (s. d.) zum Gegenstande der Betrachtung hat.

Bryonĭa L., Zaunrübe, Gichtrübe, Pflanzengattung aus der Familie der Cucurbitaceen (s. d.), die mit 12 Arten in den gemäßigten und tropischen Gegenden der Alten Welt vorkommen. Es sind ausdauernde Kräuter mit rübenartigem Wurzelstock und langen Stengeln, welche mit Ranken und handförmig gelappten Blättern besetzt sind und seitenständige Trauben kleiner Blüten tragen. Die Frucht ist eine kugelige, erbsengroße, vielsamige, saftige Beere. In Deutschland kommen zwei Arten vor, sowohl wild in Hecken, Gebüschen, an Waldrändern, als kultiviert zu Lauben und Wandbekleidungen: B. alba L. (s. beistehende Figur) und B. dioica Jacq. Erstere ist einhäusig und hat schwarze Beeren, letztere zweihäusig mit roten Beeren. Der Wurzelstock beider war früher auch als Radix Bryoniae offizinell. Die frische Wurzel riecht nach neugebackenem Brot, ist etwas milchend, außen blaßbräunlich, innen weiß, reich an Stärkemehl, enthält jedoch ein starkes, bitteres Gift, das sog. Bryonin, ein Glykosid von der Zusammensetzung C₄₈H₈₀O₁₉.

^[Abb.: Bryonia alba L. (Zaunrübe); a kletternder Zweig (verkleinert), b Wurzel (verkleinert), c männliche, d weibliche Trugdolde (natürliche Größe), e Beere (natürliche Größe).]

Bryonīn, s. Bryonia.

Bryopōgon, s. Bartflechten.

Bryozōen, s. Moostierchen.

Bry-sur-Marne (spr. ßür marn), Dorf im Kanton Charenton, Arrondissement Sceaux des franz. Depart. Seine, 8 km östlich des Hauptwalls von Paris am östl. Ufer der Marne, hat (1891) 1410, als Gemeinde 1437 E., Post, Telegraph und bildete 30. Nov. und 2. Dez. 1870 nebst Champigny (s. d.) einen Hauptpunkt in den blutigen Ausfallskämpfen der Franzosen. Am 2. Dez. bei Tages- ^[folgende Seite]