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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bukejewsche Horde; Büken; Bukephalos; Bukett; Bukkefjord; Bukko; Buknfjord; Bukoba; Bukolisch; Bukow; Bukowina

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Bukejewsche Horde – Bukowina

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bukarest'

dem Beginn der Fanariotenzeit (1716) wurde B. ausschließlich Residenz der Walachei. 1789–91 war B. von den Österreichern besetzt. Am 28. Mai 1812 wurde der Friede zu B. zwischen Rußland und der Hohen Pforte geschlossen, demzufolge diese Teile Bessarabiens und der Moldau mit den Festungen Choczim, Akjerman, Bender, Ismail, Kilia, zusammen etwa 45000 qkm an Rußland abtrat, sodaß der Pruth bis zu seiner Mündung und von da an das linke Donauufer bis zur Mündung in das Schwarze Meer die Grenze wurde. Nach dem Frieden von Adrianopel 1829 hob sich die Stadt sehr und durch die 1859 (bez. 1862) erfolgte Vereinigung der Walachei und Moldau zum Fürstentum Rumänien ward B. die Haupt- und Residenzstadt des Staates. Am 3. März 1886 wurde zu B. der Friede zwischen Serbien und Bulgarien geschlossen.

Vgl. Licherdopol, Bucuresti (1889). Darca de sema a administratici comunei Bucuresci (Jahresbericht der Stadtverwaltung).

Bukejewsche Horde oder Innere Horde, der Zweig der Kirgisen, der in den Steppen des europ.-russ. Gouvernements Astrachan links der Wolga wohnt. Sein Gebiet umfaßt 77617 (nach Strelbitskij 92144) qkm, zerfällt in 7 Abteilungen mit 85 Vorsteherschaften (staršinstva) und hat (1890) 46214 Kibitken mit 216850 E. (122868 männliche, 93982 weibliche). Sie nomadisieren nur im Sommer und bringen den Winter in Erdhütten oder Häusern zu. Beständige Ansiedelungen giebt es nur wenige, darunter der Hauptort Chanskaja Stawka (s. d.). Die Einwanderung erfolgte 1801 unter Leitung des Chans Bukej (gest. 1815) von der Kleinen Horde, der wegen Streitigkeiten um die Chanswürde den Hauptstamm verließ. Die Verwaltung, anfangs unter eigenen Chanen, kam 1847 an den Militärgouverneur von Orenburg, 1876 an den Gouverneur von Astrachan. – Vgl. Charussin, Skizzen aus den Steppen. Die Kirgisen der B. H. (russisch, Bd. 1–2, Mosk. 1888-91).

Büken (Büchen, Bäuchen, Beuchen), soviel wie einlaugen, Wäsche und andere Sachen in Lauge einweichen, um sie zum Waschen vorzubereiten.

Bukephălos, s. Bucephalus.

Bukett, s. Bouquet.

Bukkefjord oder Buknfjord, Busen auf der Westküste Norwegens, zwischen Tungenes bei Stavanger und der Insel Karmö auf der Nordseite, hat mehrere weitverzweigte Arme, wie den engen und wilden Lysefjord (s. d.), den Hyldalsfjord u.a.

Bukko (Bukkoblätter), s. Bucko.

Buknfjord, s. Bukkefjord.

Bukoba, deutsche Station in Ostafrika, am Westufer des Victoria-Njansa, gegenüber der Insel Bukerebe, unter 31°55‘ östl. L. (von Greenwich) und 1°24' (nach Pater Schynse 1°20'30") südl. Br., in fruchtbarer, stark bevölkerter Gegend, wurde Nov. 1890 von Dr. Emin Pascha und Dr. Stuhlmann gegründet. Stationschef ist Lieutenant Herrmann.

Bukōlisch (grch., von bukólos, «Rinderhirt»), aufs Hirtenleben bezüglich; bukolische Poesie, s. Idylle; bukolische Cäsur, die im Hexameter der griech. Bukoliker gewöhnliche Cäsur am Ende des vierten Versfußes; Bukoliker und Bukoliást, Dichter von Hirtenliedern, Idyllendichter; Bukoliasmus, Hirtengesang, Hirtenlied.

Bukow, Stadt in Mecklenburg, s. Neubukow.

Bukowīna (d. h. Buchenland), ein zum cisleithanischen Teile der Österreichisch-Ungarischen Monarchie ↔ gehöriges Herzogtum, grenzt im N. an Galizien, im W. an Galizien, Ungarn und Siebenbürgen und im S. und O. an Rußland (Bessarabien) und die Moldau, hat 10451 qkm und wird von den Karpaten in mehrern von SW. nach NO. niedriger werdenden parallelen Ketten durchzogen, die im Giumalen (Dsumalen) 1859 m erreichen. Eine wichtige Verbindung zwischen der B. und Siebenbürgen ist der Borgopaß (1200 m). Die Gewässer des Landes ergießen sich in das Schwarze Meer. Die Flüsse sind teilweise im Sommer wasserarm, übersteigen hingegen im Frühlinge und nach starken Regengüssen ihre Ufer und richten dann arge Verheerungen an. Der Dnjestr bildet die nördl. Grenze gegen Galizien: der Pruth durchfließt den NO., die Goldkörner führende, daher «Goldene» Bistritza den äußersten Süden; Sereth, Suczawa und Moldawa entspringen im Lande. Das Land hat zwar ein rauhes, aber gesundes Klima mit strengen Wintern. Doch ist es im allgemeinen äußerst fruchtbar und besitzt schätzenswerte Reichtümer in den kräftigen, weit ausgedehnten Forsten, die zum größern Teile dem griech.-orient. Religionsfonds gehören, üppigen Getreidefluren und fetten Wiesen, in dem blühenden Bestände einer trefflichen Viehzucht- und einer allgemein verbreiteten Bienenzucht.

Die Bevölkerung, welche rasch wächst, betrug zur Zeit der Einverleibung in Österreich (1775) 75000 E., 1810: 223136, 1837: 314057, 1851: 380826, 1869: 513404, 1880: 571671 (285329 männl., 286342 weibl.), 1890: 646591 (324469 männl., 322 122 weibl.) E., d. i. 62 auf 1 qkm, d. i. eine Zunahme (1880–90) von 74920 Personen oder 13,1 Proz. Es gab (1890) 128088 Häuser, 145639 Wohnparteien, 7 Städte, 336 Ortsgemeinden, 593 Ortschaften und 199 Gutsgebiete. Die vorherrschende Religion ist die griechisch-orientalische (1890: 69,71 Proz.) mit einem Erzbischof in der Landeshauptstadt Czernowitz (s. d.), der den Vorsitz im griech.-orient. Kirchenkongreß (24 geistliche, 24 weltliche Mitglieder) führt; 11,20 Proz. sind römisch-katholisch, 3,06 griechisch-uniert, 2,5 evangelisch und 12,80 Proz. Israeliten. Der Nationalität nach sind (1890) 41,77 Proz. Ruthenen, 32,42 Rumänen, 20,78 Deutsche, 3,67 Polen, 0,01 Proz. Czechen; außerdem giebt es Lippowaner und Großrussen. Von der Bevölkerung hatten (1880) 2,54 Proz. höhere Schulbildung, 74,38 Proz. waren in der Land- und Forstwirtschaft, 13,76 im Bergbau, Industrie und Gewerbe, 5,31 im Handel thätig. Auch die Kulturverhältnisse haben sich im letzten Jahrhundert außerordentlich gehoben, und die Bewirtschaftung des namentlich im Thale der Suczawa, in der Ebene am Sereth und Pruth sehr fruchtbaren Landes steht bereits vielfach auf höherer Stufe als in Galizien. 96,71 Proz. der Gesamtfläche des Landes können zum produktiven Boden gerechnet werden; hiervon entfallen wieder 43 Proz. auf die Waldungen, 27,59 Proz. auf Äcker, 12,68 auf Wiesen, 10,09 auf Hutweiden, 2,4 auf Alpen und 0,78 Proz. auf Gärten. Der Ackerbau, welcher am besten in den nordöstl. Gegenden, zwischen Dnjestr und Pruth, gedeiht, lieferte jährlich im zehnjährigen Durchschnitte 1879–88: 247409 hl Weizen, 406974 hl Roggen, 479181 hI Gerste, 702248 hl Hafer, 1179555 hl Mais, 41062 hl Hülsenfrüchte, 2000000 hl Kartoffeln, 2030000 Doppelcentner Heu, 200000 Doppelcentner Flachs und Hanf. Die schlechte Ernte 1889 lieferte 133720 hl Weizen, 276540 hl Roggen,

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 715.