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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Camminer Bodden; Camoens; Camões

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Camminer Bodden - Camões

(40. Jahrg., Stettin); Klempin, Diplomat. Beiträge zur Geschichte Pommerns aus der Zeit Bogislaws X. (Berl. 1859); ders., Die Exemption des Bistums C. (Stettin 1870); Pommersches Urkundenbuch, hg. von Klempin (1. - 3. Abteil., ebd. 1868 fg.); Kücken, Geschichte der Stadt C. (Cammin 1880).

Camminer Bodden, Strandsee in der preuß. Provinz Pommern, an der Mündung der Dievenow, zwischen Cammin und der Insel Wollin, ist 4 km lang, wird durch die 3,3 km breite Insel Gristow in 2 Kanäle geteilt, die sich nördlich der Insel zum Fritzower See erweitern.

Camoens, in Deutschland übliche Schreibung für Camões (s. d.).

Camões (spr. kamóngsch oder kamŏängsch), Luiz de oder genauer Luiz Vaz de C., der größte Dichter der Portugiesen und zugleich ihr größter Patriot. Wenige Daten seines ereignisreichen Lebens stehen mit Sicherheit fest. Besonders die Gestalt und das Schicksal seiner Geliebten Caterina, die er unter dem Anagramm Natercia in so vielen seiner Gedichte gefeiert hat, ist in Dunkel gehüllt. 1525 oder 1524, dem Todesjahre Vasco da Gamas, geboren, wie man meisthin annimmt zu Lissabon, doch wahrscheinlicher in Coimbra, stammt C. aus einem altadligen galicischen Geschlecht, das im 14. Jahrh. in Portugal eingewandert und vom Könige Dom Fernando mit Ehren und Würden überhäuft worden, nun aber verarmt und gunstberaubt war. Schon mehrere Troubadours waren aus dem Geschlecht der C. hervorgegangen. Die Eltern des Dichters sind der cavalleiro fidalgo Simão Vaz de C., der als Indienfahrer ein bewegtes Leben hinter sich hatte und wahrscheinlich in Indien starb, und Donna Anna de Macedo aus Santarem. Durch seinen Großvater, Antão Vaz, einen jener Seehelden, die mit Vasco da Gama die erste Fahrt nach Indien machten, war er mit des großen Entdeckers Familie verschwägert. Seine Jugend scheint C. in Coimbra zugebracht zu haben, wohin der König Johann III. 1537 die Universität verlegte. Sein Name fehlt zwar in den Listen der Hochschule; doch hat C. seine staunenswerte klassische Bildung sowie seine Vertrautheit mit der neulat., portug. und besonders span. und ital. Dichtung wohl nur bei einer sorgfältigen und geregelten Erziehung erwerben können. Vielleicht hat er unter der Aufsicht seines Oheims, Dom Bento de C., studiert, denn dieser war in Coimbra Prior des hochberühmten Klosters von Sta. Cruz, in dessen Schulen die Blüte des portug. Adels sich heranbildete, und dessen St. Michaelskollegium ausdrücklich für arme Adlige eingerichtet worden war. Die J. 1542 - 46 verlebte C. bei Hofe, wohin er als "cavalleiro fidalgo" Zutritt hatte, beglückt, wie er selbst erzählt, durch Frauen- und Fürstengunst, die seinem Herzen eine reiche Fülle von heitern und gedankenvollen Gelegenheitsgedichten entlockte. Auch seine drei dramat. Versuche fallen in diese Zeit. Einer Hofdame der Königin Katharina, genannt Katharina de Athaide, widmete er leidenschaftliche Liebe. Doch war sein Liebeswerben nur kurze Zeit ein glückliches: er ward vom Hofe verbannt, sei es um des öffentlichen Anstoßes willen, den seine Liebe, angesichts der streng geregelten Hofsitten, erregte; sei es, daß Verleumdung ihm der Königin Gunst entzogen; sei es, daß sein geniales, unvorsichtiges, leidenschaftliches Wesen ihm gefahrvolle Händel zugezogen; sei es, daß seine Komödie "Seleukus" allzu deutlich an das Verfahren des Königs Emanuel erinnerte, der die Braut seines Sohnes, des nun regierenden Johanns III., zu seiner dritten Gemahlin gemacht hatte. Sicher ist, daß er verwiesen ward, vielleicht nur einmal, vielleicht auch zweimal, vor 1550. Er trauerte fern von der Geliebten zuerst auf portug. Boden, an den Ufern des Tejo (Ribatejo), ungefähr ein Jahr lang, in banger Sehnsucht, die ihm wundervolle Sonette und Elegien einflößte; dann kämpfte er zwischen 1546 und 1549 zwei Jahre lang auf afrik. Boden und zur See als Kreuzfahrer gegen den Halbmond, gegen welchen die Belagerung der Festung Mazagão gerade neue portug. Truppen ins Feld gerufen hatte. In diesen Kämpfen raubte ein Splitter einer feindlichen Kanonenkugel ihm das rechte Auge, wie es scheint bei einem Seegefecht unweit Ceuta. Ein Streit mit einem gewissen Gonzalo Borges, bei dem C. seinen Gegner verwundete, zog ihm Gefängnis zu. Vom Mai 1552 bis 4. März 1553 dauerte seine Haft; zwei Wochen später, 24. oder 26. März, verließ er Portugal als einfacher Soldat und Stellvertreter eines andern, mit einem Jahressold von 9000 Reïs. In der Zwischenzeit erschien das großartige Geschichtswerk des portug. Livius, João de Barros (s. d.). Die Lektüre desselben soll in dem Dichter den längst gehegten Wunsch vollends gereift haben, die Großthaten der Nation in einem Heldengedicht zu verewigen. Der Plan zu seinen "Lusiadas" ward vielleicht im Gefängnis entworfen. Jedenfalls wurden einige Gesänge schon aus der Heimat mit in die Fremde genommen. Nach 6 Monaten erreichte von der Flotte, welche C. nach Indien führte, nur das eine Schiff, das ihn trug, den Hafen von Goa (Sept. 1553). Sechzehn Jahre führte C. in Asien ein buntes wechselreiches Leben. 1553 nahm er an einem Kriegszuge gegen den König von Chembe, 1554 an einem andern in das Arabische Meer teil, wo er bis zum Kap Guardafui kam; 1556 ward er nach Macao geschickt auf einen einträglichen, Muße gönnenden Posten als Oberverwalter der Güter verstorbener und abwesender Landeskinder. Hier in einer Felsengrotte unweit von Macao, die heute noch eine darauf bezügliche Inschrift trägt, beendigte er die ersten sechs Gesänge seiner "Lusiaden". 1558 aber, auf der Rückkehr nach Goa, litt der Dichter an der Mündung des Mekong (Kambodscha) Schiffbruch und rettete, außer dem nackten Leben, nichts als das Lusiadenmanuskript, das er schwimmend durch die Wogen trug. Nach diesem Unglück, vermutlich noch in Kambodscha, dichtete er jene wundervolle Paraphrase des 137. Psalms, in welchem der in Babylon Klagende sich nach Zion zurücksehnt. In Goa angekommen, ward er zur Rechenschaft gezogen über seine Amtsverwaltung in China und gefangen gesetzt (1558 - 59). 1567 trat C. die Heimfahrt an, als Begleiter eines Neffen des damaligen Vicekönigs, der als Gouverneur nach Sofala ging und ihm das Reisegeld dorthin vorschoß. Zwei Jahre lang hielt ihn Mangel oder Krankheit auf Mozambique fest, wo er sein Epos vollendete und seine lyrischen Gedichte zusammenstellte. Durch die Großmut einiger Freunde, besonders des Geschichtschreibers Diogo do Couto, konnte er endlich 1569 die Rückfahrt beenden.

Am 7. April 1570 betrat C., nach 17jähriger Entfernung, den Boden der Heimat. Am 25. Sept. 1571 erhielt er von Sebastian, durch Vermittelung eines treuen Freundes, des Dom Manoel de Portugal, die Erlaubnis zum Drucke seines Epos, das im März des folgenden Jahres 1572 wirklich erschien, Der König belohnte den Dichter wegen seiner Kriegs-^[folgende Seite]

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