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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Cocodès; Cocon; Cocos

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Cocodès - Cocos.

Cocodès (franz., spr. -däß), Liebhaber einer Kokotte (Cocodette), Pariser junger Geck.

Cocon (franz., spr. -kóng), s. Kokon.

Cocos L. (Kokospalme, Kokosnuß), Gattung aus der Familie der Palmen, stachellose, mittelhohe bis sehr hohe Bäume in Asien und Amerika, mit glattem, geringeltem oder mit den bleibenden Blattstielbasen schuppig besetztem, innen weichem und schwammigem Stamm, gefiederten Blättern mit linienförmigen Segmenten, in den Achsen der untern Blätter stehenden Blütenkolben mit gelben männlichen und grünen weiblichen Blüten, elliptischen oder eiförmigen, einsamigen Früchten mit dicker, faseriger Hülle, knochenhartem, an der Basis dreiporigem Stein und hohlem Samen. Die Portugiesen erblicken eine gewisse Ähnlichkeit zwischen der Basis einer Kokosnuß mit den drei Löchern und dem Kopf eines Affen (Cocos, Coquin) und nannten danach den Baum Coqueiro. Die Gattung begreift etwa zwölf Arten, meist sehr nützliche Bäume der Tropenländer. C. nucifera L. (gemeine oder echte Kokospalme, s. Tafel "Ölpflanzen") besitzt einen bis 30 m hohen, schlanken, etwas gebogenen, ungleichmäßig geringelten Stamm, sie wurzelt nicht tief, aber fest und ist von solcher Elastizität, daß selbst der stärkste Orkan den Baum nicht umzustürzen vermag. Die Blattkrone besteht aus 10-12 nach allen Seiten hin ausgebreiteten, gliederten Blättern von 4-6 m Länge, deren Stiele am Grund von einem zähen, braunen Geflecht umgeben sind; die Scheide der Blütenstände wird bis 1 m lang und läuft spitz zu. Der Baum trägt vom achten Jahr an fast das ganze Jahr hindurch an jedem Kolben 10-30 Früchte, unter günstigen Umständen 150 und mehr. Sie erreichen die Größe eines Menschenkopfes und sind von länglicher, melonenähnlicher, undeutlich dreikantiger Gestalt. Unter der anfangs gelben, dann sich bräunenden Oberhaut liegt eine an 8 cm dicke Bastschicht und unter dieser die eigentliche weißliche Schale, welche sich allmählich bräunt und beinhart wird. Sie enthält anfangs einen milchig-flüssigen Saft, die sogen. Kokosmilch, welche sich mit der Reife zu einem festen, weißen Kern verdickt. Der Baum wächst schneller als die meisten andern Palmenarten und erreicht ein Alter von 90-100 Jahren. Seine wehende Blätterkrone bildet einen der schönsten und charakteristischten Züge tropischer Landschaftsbilder. In seiner Vollkraft ist er vom 20.-60. Jahr, doch nimmt seine Produktion meist schon vom 50. Jahr an allmählich ab. Die Kokospalme wächst am üppigsten in der Nähe des Meers; doch gedeiht sie auch im Binnenland, weit entfernt von der Küste. Das Zentrum ihres Verbreitungsbezirks sind die Inseln und Küsten des Indischen und Stillen Ozeans. Wo sie die Wendekreise überschreitet, verliert sie an Schönheit und Ergiebigkeit, wie z. B. auf den Sandwichinseln. Am schönsten gedeiht sie zwischen 15° nördl. und 12° südl. Br. Unter dem Äquator steigt sie bis zu einer Höhe von 1200 m ü. M. empor. Den reichsten Ertrag an Früchten liefert sie auf den Sundainseln, den Philippinen, Karolinen, Marianen und Lakadiven. An der Westküste von Afrika reicht sie vom 6.° nördl. bis 16.° südl. Br., während sie auf Madagaskar noch unter 25° vorkommt. In den westlich von Indien gelegenen Ländern Asiens wächst sie nicht; an der Westseite von Vorderindien findet sie sich bis etwa 22° nördl. Br., im Innern bis 25° (bei Patna); an der Küste des Bengalischen Meerbusens gedeiht sie überall und selbst noch in China bis 25° nördl. Br. Einzelne kommen auch noch auf den Liukiuinseln unter 26 und 27° nördl. Br. vor. Die nördlichste Grenze ihres Gedeihens scheinen die südlichsten Bonininseln zu bilden; die südlichste bezeichnet Pitcairn unter 25° südl. Br. in Australien, so daß sie über eine Zone von 51° verbreitet ist. In Amerika findet sie sich auf der Westküste zwischen 18° nördl. und 18° südl. Br. einzeln, während sie auf der Ostküste etwa zwischen 24° nördl. und 27° südl. Br. vorkommt. In größerer Anzahl ist sie auf allen Antilleninseln, nur die nördlichsten Bahamainseln ausgenommen, vorhanden. Über die Heimat der Kokospalme weiß man nichts Bestimmtes; aber es ist bezeichnend daß Asiaten und Polynesier den Baum in der mannigfachsten Weise verwerten, während die Amerikaner nur die Nuß verzehren. Die Kokospalme gewährt nämlich den vielseitigsten Nutzen. Die Kokosnüsse reifen in sieben Monaten und werden vier- bis fünfmal jährlich gepflückt; die unreifen geben in der erwähnten Milch ein sehr erfrischendes, süß und etwas zusammenziehend schmeckendes Getränk, welches gegoren Branntwein liefert und auf Ceylon wegen seiner bindenden Kraft auch zum Tünchen benutzt wird; die reifern Nüsse enthalten einen anfangs sehr zarten, haselnuß artig schmeckenden Kern, der eine nahrhafte Speise abgibt und in vielerlei Zubereitungen genossen wird. Die ganz reife Nuß dient zur Gewinnung des Kokosöls (s. d.), welches in den Heimatsländern der Pflanze selbst, aber auch in Europa bereitet wird, wo die Kerne als Kopperah oder Kopra (s. d.) in Menge eingeführt werden. Die Preßkuchen sind ein wertvolles Viehfutter. Auf manchen Inseln des Stillen Ozeans würzt man das Öl mit Sandelholz, um es als wohlriechende Hautsalbe zu benutzen. Die faserige Hülle der Kokosnuß, Roya, Coir, Kokosfaser (s. d.), bildet einen wichtigen Handelsartikel und wird in Europa und Nordamerika auf Bürsten, Tauwerk, Matten, Treibriemen etc. verarbeitet. Die eigentliche Schale, welche sehr hart ist, dient zu allerlei Gefäßen; sie läßt sich drechseln und polieren, und es werden daher mancherlei kleine Kunstgegenstände daraus verfertigt. Verkohlt benutzt man sie zu Zahnpulver. Durch Dampf und Druck kann sie in Fasern aufgelöst werden, welche man in England zu Bürsten, Pinseln, Besen verarbeitet. Die ausgewachsenen Blätter dienen zum Decken der Dächer; auch werden Vorhänge, Teppiche, Matten, Körbe, Schirme etc. daraus bereitet. Sonst spielten sie eine Rolle in den religiösen Zeremonien der Tahitier und waren ein Sinnbild obrigkeitlicher Würde. Das wie Haselnuß schmeckende junge Mark unter der Endknospe ist als Palmhirn eine beliebte Speise. Auch werden die jungen, zarten Blätter vielfach als Palmkohl genossen. Aus den Blütenscheiden sowie aus alten Blättern bereitet man ähnliche Fackeln wie aus abgestorbenen Kakteen. Die zusammengebundenen Blätter werden auf Schiffen als Besen benutzt. Aus den verbrannten Blättern gewinnt man Pottasche. Von dem Netzwerk am Grunde der Blätter lassen sich nicht nur allerlei Durchschläge, sondern auch Kleidungsstücke verfertigen, die im Wasser sehr haltbar sind und daher besonders von Fischern getragen zu werden pflegen. Solange die Kokospalme reichlich Frucht trägt, etwa bis zum 35.-40. Jahr, ist der Stamm innen so schwammig, daß man das Holz nur zu Zäunen und Wasserröhren benutzen kann. Später wird es weit fester und kann dann (Stachelschwein oder Palmyraholz) als Bau- und Möbelholz benutzt und zu kleinen Nippsachen verarbeitet werden. Die äußern rindenartigen Stammteile dienen in Indien zum Gerben, ein aus der Rinde gewonnenes Gummi

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