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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cordilleren-Eisenbahnen

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Cordilleren-Eisenbahnen

von den Anden stammt. – Die C. besitzen einen großen Reichtum an edeln Metallen, der schon die ersten Eroberer des Landes blendete, Silber war das wichtigste Metall; erst in neuerer Zeit hat sich die Kupferproduktion den ersten Rang erworben; dazu treten enorme Mengen von Salpeter zwischen 18 und 26° südl. Br. am Westfuße.

Kein Gebirge der Welt trägt eine solche Mannigfaltigkeit der Pflanzenwelt zur Schau, als die sämtliche Floren Südamerikas von Süd zu Nord verbindenden und von der Westküste zum atlantischen Gehänge trennenden C.; sie haben eine große Menge eigenartiger Gewächse für sich behalten, die nicht in die niedern Regionen herabsteigen. Im S. von antarktischer Vegetation bedeckt, sind die C. eine Heimat immergrüner Buchen- und Nadelhölzer, von denen eine Libocedrus-Art noch an der Magalhãesstraße auftritt; Gräser und Dolden (Azorella), Haidegesträuche (Pernettya) mischen sich mit ihnen an den Felsgestaden oder bilden von 500 bis 1000 m eine über dem niedern Buschwalde liegende eigene Region, deren Vertreter in immer mehr steigender Meereshöhe auch in Chile und Bolivia, ja über den Äquator hinaus, entsprechend der sich hoch erhebenden Schneelinie, eine antarktische Genossenschaft bilden, in Valdivien bis gegen 2000 m, am Aconcagua von 2500 bis 4000 m, in Peru und den äquatorialen C. von 3600 oder 4000 m bis zu der um 5000 m liegenden Schneelinie.

Von Chile an, nordwärts der Stellen, wo die berühmte Konifere Araucaria imbricata Pav. noch beide Flanken des Gebirges bedeckt, wird bis gegen Ecuador hin die Cordillerenkette zu einer scharfen Vegetationsscheide zwischen der pacifischen und atlantischen Flora: nicht nur sind die Charakterarten Chiles und Argentiniens bei ähnlichem Grundcharakter sehr verschieden, sondern das trockne boliv.-peruan. Westgehänge der C. entspricht gar nicht der Idee einer reichen Tropenflora, während der regenfeuchte Osthang in Bolivia, Peru und Brasilien die durch immergrüne Tropenwaldungen mit Chinarindenbäumen, Palmen, Orchideen u. s. w. ausgezeichnetsten Landschaften erzeugt. Zwischen beiden Hängen breiten sich in etwa 4000 m Meereshöhe die breiten Zwischenflächen der trocknen, düstergrauen Puna- oder Paramoregion mit büschelförmig wachsenden saftlosen Gräsern (Stipa) und weißwolligen oder harzig-gefirnißten Stauden und Gesträuchen aus (Espeletia, Chuquicaga, Calcitium am Pichincha bis 4850 m hoch), die bis über Bogota hinaus den alpinen Blütenflor der C. ablösen. – In Columbia, in den sich zerteilenden Ketten der C., hat die starre Scheide zwischen West- und Osthang aufgehört, da nunmehr auch die pacifische Seite ergiebige Tropenregen besitzt. Hier bilden die Palmen hoch hinauf (etwa bis 1300 m Höhe, 400 m höher als die Tropenregion am Himalaja) einen reich gemischten Tropengürtel, es folgt bis 1800 oder 2000 m die Farnwald- und Cinchonaregion, noch einmal ein mit Wachspalmen (Ceroxylon) geschmückter subtropischer Gürtel bis 3000 m, dann die den Alpenrosen entsprechenden «Andesrosen» (Bejaria) und alpine Gesträuche bis 3400 m an der obern Grenze der Gerstenkultur.

Die Tierwelt der C. ist eine der reichsten der Erde. Hervorgehoben zu werden verdienen die Marmosets (Hapabidea), Eichhörnchen, Llamas, Tapire (in der Höhe von 2400 bis 3600 m), Faul- und Gürteltiere. Die Vögel sind zahlreich, von Kolibris kommen gegen 200 Arten vor, von Papageien einige 40. Die geschwänzten Amphibien erreichen hier die Südgrenze ihrer Verbreitung; sehr zahlreich sind Baumfrösche. Hoch im Gebirge mischen sich Elemente einer nordischen Fauna mit tropischen und antarktischen Elementen. – Die Hochlande von Bolivia sind der faunistisch reichste Teil der C. ^[Spaltenwechsel]

Ein Gebirgszug von der Mächtigkeit der C. ist naturgemäß von großem Einfluß auf das Klima. Bei der meridionalen Richtung des ganzen Systems zeigt sich dies nicht in Temperaturunterschieden zwischen den beiderseitigen Abhängen und den vorliegenden Tiefländern, wie bei den Alpen oder dem Himalaja, sondern hauptsächlich in Unterschieden der Feuchtigkeit. Das Gebirge zerfällt in dieser Hinsicht in zwei Hauptteile: die Region der vorherrschenden Westwinde und die der Ostwinde. In der erstern wird der größte Teil der Feuchtigkeit auf der Westseite abgeladen, die sich infolgedessen durch gewaltige Regenmassen und eine ungemein üppige Vegetation auszeichnet; zu ihr gehört das ganze Gebiet südlich vom 35. Parallelkreise. Die Ostseite der C. leidet auf dieser ganzen Strecke an Dürre (in Patagonien und Argentinien). Weiter nördlich nimmt auf der Westseite des Gebirges die Regenmenge rasch ab; vom 28. Parallelkreise an ist die Westseite fast regenlos, während die nach O. auslaufenden Thäler und die Tiefebenen mit der ganzen Fülle tropischen Urwaldes geschmückt sind. Im N. Argentiniens leiden die am Ostfuße der C. liegenden Thäler ebenfalls noch an Dürre, da die mächtigen östl. Parallelketten der Anden den größten Teil der Feuchtigkeit erhalten. Erst in Ecuador hört dieser Gegensatz auf; die Westseite besitzt in dieser Region der Kalmen ihre regelmäßige tropische Regenzeit, während dieselbe aus der Ostseite sich bedeutend in die trockne Jahreszeit hinein verlängert. In Columbia herrscht das umgekehrte Verhältnis; die Westseite hat das ganze Jahr hindurch mäßige Regenfälle, während in den Thälern des Nordens und Ostens die regelmäßige Regenzeit auftritt. Das Klima in den verschiedenen Teilen der C. selbst ist bei dem großen Breitenunterschiede sehr verschieden. Die Schneegrenze liegt an der Magalhãesstraße etwa 1200 m hoch, unter dem 40.° südl. Br. 1600 m, bei Santiago 3550 m, unter dem 32.° südl. Br. 4400 m, zwischen 22. bis 10.° südl. Br. in der Westkette 5200‒5900, in der Ostkette 4950‒5350 m, unter dem Äquator dagegen nur 4700 m, in der Sierra Merida beträgt sie 4550, in der Nevada de Santa Marta 4650 m. Ihre bedeutende Erhebung zwischen 10 und 22° südl. Br. wird durch die große Breite des Gebirges, besonders der trocknen Punas, bedingt. (Vgl. G. Schwarze, Die Firngrenze in Südamerika, Lpz. 1891.)

Für den Verkehr sind die C. bis jetzt wegen der bedeutenden Höhe ihrer Pässe und der Unwirtlichkeit ihrer Hochthäler sehr hemmend gewesen; doch sind 1873‒75 bereits zwei Pässe der Wasserscheiden von Eisenbahnen überschritten worden, beide in Peru, nämlich von Arequipa nach Puno und von Lima nach Oroya. Weitere Überschienungen sind in Chile, im Uspallata-Passe im Bau und im Pichachen-Passe projektiert. (S. auch Cordilleren-Eisenbahnen.)

Cordilleren-Eisenbahnen, die in Südamerika belegenen Hochgebirgsbahnen der Cordilleren oder Anden; dieselben erreichen eine Höhe bis gegen 4800 m. Eine der interessantesten C. und zugleich die höchste Eisenbahn der Erde ist die Hauptstrecke der Peruan. Centralbahn von Callao am Stillen

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]