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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Deutsche Reichspartei - Deutsche Ritter

regung, ging 1877 voll dem Redacteur des "Lahrer Hinkenden Boten", Oberingenieur Bürklin in Karlsruhe, aus; die Gründung des Vereins erfolgte nach dem Plane des Versicherungsdirektors H. Nadermann in Magdeburg, wo sich auch der Sitz des Vereins befindet. Bis 1891 waren 3 Waisenhäuser, in Lahr in Baden (eröffnet 25. Mai 1885), in Magdeburg (eröffnet 1. April 1886) und in Schwabach in Bayern (eröffnet 29. Aug. 1886) errichtet, in denen 176 Kinder Unterkunft finden. Gesammelt sind etwa 1150000 M. - Vgl. Die D. R. (Magdeb. 1886).

Deutsche Reichspartei, s. Reichspartei und Freikonservative Partei.

Deutsche Reichsverfassung, s. Deutschland und Deutsches Reich.

Deutsche Reichswährung, s. Reichswährung.

Deutscher Eisenbahnverein, vielfach gebrauchte kürzere Bezeichnung für den Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen (s. Eisenbahnverbände).

Deutscher Eisenbahnverkehrsverband, s. Eisenbahnverbände.

Deutsche Reiter, eine eigentümliche Waffengattuug, die sich während der Zeit des Schmalkaldischen Krieges neu gebildet hatte. Die gemischten Reiterstandarten hatten vorher aus Lanzierern, Kyrissern und Karabinierern bestanden. Die D. R. ritten leichtere Pferde als die Lanzierer und Kyrisser und wurden namentlich in der norddeutschen Ebene westlich von der Oder angeworben; sie hießen auch Ringerpferde, weil sie geringere Pferde ritten, und trugen offene Eisenhüte (Hundskappen), leichte Brustharnische (corselets) oder Lederkoller mit eiserner Halsberge anstatt der geschlossenen Helme und schweren Eisenpanzer der übrigen Kavallerie. Wegen ihres schwarz angestrichenen Eisenzeuges nannte man sie auch die "Schwarzen". Sie waren mit Schwert und Faustrohr bewaffnet und pflegten in tiefen Haufen bis auf Pistolenschußweite an den Feind heranzutraben, gliederweise zu feuern und sich schwenkend um die Flügel hinter den Haufen zurückzuziehen, sodaß ihre Front ein unaufhörliches Feuer unterhielt. Diese Fechtweise erschütterte die schweren Eisenreiter, und dann brachen die D. R. auch mit dem Schwerte ein. Ihre große Beweglichkeit erleichterte ihre Verpflegung und befähigte sie zu selbständigen Unternehmungen; in ihnen entwickelte sich zuerst der Reitergeist im heutigen Sinne dieses Wortes, sie konnten ohne Fußvolk weite Züge unternehmen, waren geschickt im kleinen Kriege und lieferten selbständige Schlachten, z. B. bei Sievershausen (s. d.). Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg und Kurfürst Moritz von Sachsen förderten die Ausbildung der D. R., und im Auslande wußten dieselben sich bald gefürchtet zu machen. Während der Hugenottenkriege fochten in jedem Treffen auf beiden Seiten D. R., und Frankreich wurde damals mit Recht der "Kirchhof des deutschen Adels" genannt; denn ein großer Teil des märk. und hess. Adels ist dort gefallen. Namhafte Führer verblieben auch dauernd im franz. Dienste, z. B. Schomberg, Betzstein (Bassompierre), Degenfeld. Die hohe Achtung vor dieser tapfern Kavallerie bezeugt der noch jetzt in Frankreich übliche Ausdruck: "C'est un vieux reitre".

Deutscher Entwurf, s. Bürgerliches Gesetzbuch für das Deutsche Reich.

Deutscher Handelstag. Die Handels- und Gewerbekammern (s. d.) haben die Interessen von Handel und Gewerbe zu wahren; sie werden seitens der Behörden um gutachtliche Äußerungen ersucht, sind aber auch berechtigt, selbständige Anträge zu stellen. Um in wichtigen Fragen eine Verständigung zu erzielen, die Gutachten und Anträge möglichst einheitlich zu gestalten, auch soweit möglich innere Angelegenheiten zu regeln, wurde 1861 von den deutschen Handelskammern der D. H. ins Leben gerufen, dem bis 1866 auch die österr. Handelskammern angehörten. Der Handelstag hat seinen Sitz in Berlin, verfügt hier über ein besonderes Bureau, an dessen Spitze ein Generalsekretär steht, und hält jährlich eine Generalversammlung, außerdem nach Bedarf eine oder zwei Ausschußsitzungen ab. Die Mitglieder des Ausschusses (30-36) werden durch die Handelskammern gewählt. Beschäftigt hat sich der D. H. im Lauf der Jahre mit der Währungsfrage, dem Kredit-, Bank- und Versicherungswesen, mit den Handelsverträgen, der See- und Binnenschiffahrt, der Eisenbahntransportfrage, mit den Börsenusancen, dem Steuerwesen, der Gewerbeordnung u. s. w. Vorsitzender ist (1894) Geh. Kommerzienrat Frentzel-Berlin, Generalsekretär Konsul Annecke.

Deutscher Hilfsverein in Paris, 1844 gegründeter Verein mit dem Zweck, hilfsbedürftige Deutsche in Paris zu unterstützen. Der Verein, welcher (1893) 252 Mitglieder zählt, steht unter dem Protektorat des Deutschen Kaisers und unter dem Ehrenpräsidium des jeweiligen deutschen Botschafters in Paris. Im März findet alljährlich eine Versammlung sämtlicher Mitglieder statt. Die Geschäftsführung ist dem von der allgemeinen Versammlung erwählten Ausschusse von 36 Mitgliedern übertragen. Der Präsident (zur Zeit Geh. Legationsrat Freiherr von Tucher, bayr. Geschäftsträger in Paris) oder einer der 4 Vicepräsidenten nebst 2 Mitgliedern des allgemeinen Ausschusses bilden den engern Ausschuß, der in den Bureaus, 86 Rue de Bondy, jeden Montag und Donnerstag von 2-4 Uhr Ihr Sitzungen hält, um über die Gesuche der Hilfsbedürftigen zu entscheiden. Der Rechnungsabschluß des Vereins am 31. Dez. 1893 balancierte mit 72739,75 Frs. Ein deutsches Krankenhaus existiert in Paris noch nicht. Der Hospitalfonds wies 1. Jan. 1894 einen Kapitalbestand von 701450 M. aus. Drei Viertel der Zinsen fließen dem Deutschen Hilfsverein alljährlich zu, der sie hauptsächlich für die Krankenpflege verwendet.

Deutsche Ritter, Deutscher Orden, Deutsche Herren, der dritte der christl. Ritterorden, entstand im Verlauf des dritten Kreuzzuges 1190 während der Belagerung von Akka, nachdem das 1128 in Jerusalem zur Krankenpflege deutscher Pilger gegründete "Deutsche Haus" infolge der Einnahme Jerusalems durch Saladin (1187) vernichtet war. Hatten Kaufleute aus Lübeck und Bremen die Absicht, in einem Hospital den von Templern und Johannitern vernachlässigten kranken Deutschen eine Zuflucht zu schaffen, so erweiterte Herzog Friedrich von Schwaben diesen Plan zur Stiftung eines geistlichen Ritterordens, dessen Mitglieder Deutsche wären. Nach dem Vorbild der Templer und Johanniter sollte der neue Orden, der 6. Febr. 1191 von Papst Clemens III. bestätigt wurde, neben Krankenpflege den Kampf gegen die Heiden als seine Aufgabe ansehen. Demgemäß unterschied man zwei Klassen: Ritter und dienende Brüder. Erst später kamen hierzu Priester und Halbbrüder, welche letztere, aus nicht adligen Häusern, teilweise in ihren weltlichen Verhältnissen fortlebten. In einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuz gekleidet, übernahmen die eigentlichen Mitglieder des Ordens die Gelübde