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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Doppelstiftapparat; Doppel-T-Anker; Doppeltarif; Doppeltelegraphie

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Doppelstiftapparat - Doppeltelegraphie

schärfste Auge zwei Sterne, die näher als 2' aneinander stehen, nicht voneinander zu trennen vermag. Schon Galilei war ihr Dasein bekannt. Als erster Beobachter von D. muß Ch. Mayer in Mannheim bezeichnet werden. Doch erst W. Herschel machte in ihrer Erkenntnis bedeutendere Fortschritte. Ursprünglich von der Absicht ausgehend, die D. nach Galileis Vorschlag zur Bestimmung von Sternparallaxen zu benutzen, bemerkte er im Laufe seiner Messungen bald, daß das nahe Zusammenstehen zweier Sterne in den meisten Fällen kein zufälliges sei, sondern daß beide Sterne durch gegenseitige Anziehung miteinander verbunden seien. Die Zahl der von ihm seit 1778 bis zu seinem Tode beobachteten D. betrug über 800. Herschels Arbeiten wurden von W. Struve in Dorpat fortgesetzt, der planmäßig den Himmel nach D. durchforschte und die Resultate seiner Arbeit in den "Stellarium duplicium et multiplicium mensurae micrometricae" (Petersb. 1837) und den "Stellarium fixarum imprimis duplicium et multiplicium positiones mediae" (ebd. 1852) niederlegte. Über 3000 D. sind von ihm aufgesucht und gemessen worden. Die Söhne von W. Herschel und W. Struve, J. Herschel und O. Struve, setzten die Arbeiten ihrer Väter auf diesem Gebiete fort. Ihren Bemühungen und denen einer langen Reihe neuerer Beobachter verdanken wir die Kenntnis von etwa 10 000 D. In neuester Zeit ist es namentlich Burnham gelungen, eine große Zahl sehr enger D. aufzufinden. Durch Benutzung des mächtigen Refraktors der Lick-Sternwarte vermochte er auch bei vielen hellen Sternen, die man unzweifelhaft für einfache hielt, Begleiter nachzuweisen, die nur 0,5" und noch weniger von ihrem Hauptstern abstehen. Man kann daher annehmen, daß vielleicht der größte Teil der Fixsterne überhaupt als D. bezeichnet werden muß und daß lediglich die geringe Entfernung ihrer Komponenten ihr Erkennen als solche verhindert. Verhältnismäßig groß ist auch die Zahl der mehrfachen Sterne; so finden sich z. B. in Struves Werk 2 fünffache, 9 vierfache und 119 dreifache Sterne angegeben. - W. Herschel stellte 1802 nach mehr als 20jährigen Beobachtungen die nunmehr fest begründete Ansicht auf, daß die D. zum größten Teil nichts anderes seien als Sternsysteme, bestehend aus 2 (zuweilen auch mehr) Sternen, die sich in regelmäßigen Bahnen um einen gemeinsamen Schwerpunkt bewegen. Wirklich berechnet ist erst eine verhältnismäßig kleine Zahl von Doppelsternbahnen, da das zur Ableitung sicherer Resultate nötige Beobachtungsmaterial erst innerhalb großer Zeiträume zu beschaffen ist. Die Umlaufszeiten der D. sind außerordentlich verschieden. Von den uns bekannten Bahnen hat die geringste wahrscheinlich δ Equulei, 7 oder 14 Jahre; meist ist dieselbe aber weit größer und beträgt z. B. für Kastor in den Zwillingen gegen 1000 Jahre. Die wirkliche Größe ihrer Bahnen ist uns übrigens fast bei allen D. unbekannt, da wir ihre Entfernungen von der Erde noch so gut wie gar nicht kennen. Zu den wenigen, wo dies wirklich der Fall ist, gehört α Centauri auf der südl. Halbkugel. Die halbe große Achse seiner Bahn beträgt 27 Erdbahnhalbmesser oder 4000 Mill. Km und die Gesamtmasse seiner beiden Komponenten 0,8 der Sonnenmasse. Einzelne D. können uns infolge der Lage ihrer Bahnebene auch zeitweilig als einfache Sterne erscheinen. Wenn nämlich die Ebene der Bahn eines Doppelsterns durch die Erde geht, so muß uns die Bewegung des Begleiters um seinen Hauptstern als geradlinig erscheinen und dann müssen sich während eines jeden Umlaufes die beiden Sterne zweimal decken. Derartige D. sind z. B. ξ im Hercules und γ in der Jungfrau. Es kann auch vorkommen, daß man von den beiden Komponenten eines Doppelsterns überhaupt immer nur die eine sieht, weil nur die eine leuchtend, die andere dunkel ist. Vorausgesetzt, daß ein derartiger Doppelstern eine Eigenbewegung (s. d.) besitzt, so kann dieselbe nicht geradlinig sein, sondern muß in einer Schlangenlinie vor sich gehen, und diese Form der Eigenbewegung verrät seinen Charakter als Doppelstern. Dieser Fall liegt vor bei Sirius und Procyon. Aus der Form ihrer Eigenbewegung schloß Bessel, daß beide D. seien; C. A. F. Peters berechnete für Sirius die Bahn als Doppelstern, und in der That fand 1862 A. Clark den Begleiter als Stern 8. bis 9. Größe auf. Für Procyon, dessen Umlaufszeit nach Auwers 40 Jahre beträgt, ist der Begleiter noch nicht aufgefunden worden, da er jedenfalls weit schwächer als der des Sirius ist.

In allerneuester Zeit hat die Kenntnis der D. durch die Spektralanalyse eine unerwartete Erweiterung erfahren. Indem man spektroskopisch bei einer Anzahl von hellen Sternen ihre Geschwindigkeit im Visionsradius (s. d.) bestimmte, zeigte sich, daß bei einigen derselben diese Geschwindigkeit nach Größe und Richtung veränderlich ist und zwar derart, daß man notwendigerweise schließen muß, daß diese Sterne sich in mehr oder weniger kreisförmigen Bahnen mit sehr kurzer Umlaufszeit bewegen. Nach den Gesetzen der Mechanik ist dies nur dann möglich, wenn diese Sterne, die selbst bei Anwendung der stärksten optischen Hilfsmittel als einfache erscheinen, thatsächlich nicht einfache, sondern Systeme von zwei oder mehr Körpern sind, die sich je um ihren gemeinsamen Schwerpunkt bewegen, also D. sind. Wir haben es hier mit D. von der bisher ganz unbekannt kurzen Umlaufszeit von nur wenigen Tagen zu thun. Von dieser neuen Klasse physischer D. sind zu nennen β im Perseus oder Algol, β im Fuhrmann und ξ im Großen Bären oder Mizar. Bei Algol ist der Begleiter dunkel und die Ursache seines periodischen Lichtwechsels. Die Erweiterung unserer Kenntnis der D. nach dieser Richtung hin verdanken wir Vogel und Pickering. - Vgl. See, Die Entwicklung der Doppelsternsysteme (Berl. 1893).

Doppelstiftapparat, Telegraph mit zwei Stiften für zweizeilige Schrift, s. Elektrische Telegraphen.

Doppel-T-Anker, s. Cylinder-Induktor.

Doppeltarif, s. Differentialzölle.

Doppeltelegraphie, die gleichzeitige Mehrfache Telegraphie (s. d.), sofern höchstens zwei Telegramme in jeder Richtung zugleich auf derselben Leitung befördert werden. Die D. zerfällt in das Gegensprechen (s. d.) oder Duplextelegraphie, das Doppelsprechen (s. d.) oder Diplextelegraphie und das Doppelgegensprechen (s. d.) oder Quadruplextelegraphie. Die D. ist Anfang der fünfziger Jahre in Deutschland und Österreich erfunden und später vielfach verbessert worden, wird aber nur in verhältnismäßig beschränktem Umfange benutzt; dagegen bietet sie hohes theoretisches Interesse. Die D. wird vielfach auf Seekabeln angewendet, auf Landlinien besonders in Amerika, und zwar in der Regel als Doppelgegensprechen. In Europa hat sich neuerdings besonders F. van Rysselberghe in Brüssel bemüht, die bereits