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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Drahtseilbahnen; Drahtseilbrücke; Drahtseilmaschinen; Drahtseiltrieb; Drahtsieb; Drahtspanner; Drahtstifte; Drahtstiftmaschine

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Drahtseilbahnen - Drahtstiftmaschine

ausgeglühtes weiches Material zu wählen. Meist wird derselbe durch eine Schnur aus Hanf, die sog. Hanfseele ersetzt. Eine Anzahl solcher Litzen werden wiederum spiralig um eine den innen bleibenden Raum ausfüllende Hanfseele herumgelegt und zu einem D. zusammengewunden. Man erreicht dadurch, daß sämtliche Drähte möglichst gleichmäßig beansprucht werden. Beistehende Fig. 1 stellt den Querschnitt eines sechslitzigen Seils dar, bei welchem die Seele der einzelnen Litzen aus Drähten gebildet ist und sechs Drähte um den Kerndraht gewunden sind. Die sechs Litzen sind zu einem D. mit Hanfseele zusammengedreht. Fig. 2 zeigt den Querschnitt eines gleichfalls sechslitzigen Seils mit Hanfseele, bei welchen; je acht um eine Hanfseele gewundene Drähte eine Litze bilden. Während in der ersten Zeit die D. durch Handarbeit mit Anwendung eines Drehschlüssels in einer der Fabrikation der Hanfseile ähnlichen Weise hergestellt wurden, führte der gesteigerte Bedarf bald zur Konstruktion von Drahtseilmaschinen. Die ersten derartigen Maschinen, wie die von dem Mechaniker Wurm in Wien konstruierte, beruhten in ihrer Wirkungsweise auf der Nachahmung der Handarbeit. Die neuern Konstruktionen, Drahtseilspinnmaschinen genannt, sind kombinierte Litzen- und Seilmaschinen, sodaß zuerst die Litzen und aus diesen von derselben Maschine die fertigen Seile hergestellt werden. –- Eine weniger verbreitete Gattung der D., welche hauptsächlich als Förderseile benutzt wird, sind die Flach- oder Banddrahtseile, welche durch die Vereinigung mehrerer der beschriebenen Litzen oder Rundseile derart gebildet werden, daß man dieselben parallel nebeneinander mittels Nähdrahts, Schrauben oder Nieten befestigt. Sowohl Rund- als Flachseile werden in neuester Zeit zur Vermeidung der Oxydation häufig aus verzinktem Drahte hergestellt; andernfalls müssen die D. mit einem gegen Rost schützenden Anstrich (z. B. Teer) versehen werden. Die bedeutendste Drahtseilfabrik Deutschlands ist die von Felten & Guilleaume in Mülheim a. Rh. Die neuern D. dieser Firma sind sog. verschlossene D., bei denen die äußern Drähte übereinandergreifen, wie in Fig. 10 des Artikels Kabel (s. d.). Diese Konstruktion bietet gegenüber den ältern D. mehrere wesentliche Vorteile.

^[Abb. Fig. 1.]

^[Abb. Fig. 2.]

Drahtseilbahnen, im weitern Sinne alle diejenigen Bahnen, bei denen zur Beförderung der Fahrzeuge das Drahtseil Anwendung findet. Im engern Sinne versteht man darunter gewöhnlich diejenigen Bahnen, bei denen das Seil als Zugmittel dient, und bezeichnet im Gegensatz hierzu diejenigen Bahnen, bei denen das Seil die Laufbahn oder das Gleis bildet, mit Drahtluftbahnen oder schwebenden D., auch Seilzugbahnen, Luftseilbahnen, Hängebahnen.

Die D. mit Zugseil besitzen feste Schienengleise: sie kommen wie die Zahnradbahnen (s. Bergbahnen) zur Anwendung, wenn es sich darum handelt, kurze Strecken mit außergewöhnlichen Steigungen (s. Eisenbahnbau) zu überwinden, wo der Lokomotivbetrieb nach dem sog. Adhäsionssystem (s. Eisenbahnsysteme) ausgeschlossen ist, und gehören daher zu den außergewöhnlichen Eisenbahnsystemen. D. haben schon bestanden, ehe man Lokomotiveisenbahnen kannte; sie dienten ursprünglich nur zur Beförderung von Erzen, Steinen, Kohlen u. s. w., erst in neuerer Zeit wurden sie auch zur Personenbeförderung eingerichtet. Am einfachsten gestalten sich die D., wenn die Lasten ausschließlich in der Richtung des Gefälles zu bewegen sind; die auf dem einen Gleis absteigenden beladenen Fahrzeuge werden mittels eines Seiles, das auf dem Gipfel der Bahn über eine Umkehrrolle geführt ist, mit den auf dem andern Gleis aufsteigenden leeren Fahrzeugen verbunden und ziehen letztere vermöge der natürlichen Schwerkraft nach oben. Derartige D. sind unter dem Namen Bremsberge (s. Grubenbau) beim Bergwerksbetrieb, bei Erdarbeiten u. s. w. gebräuchlich. Sind dagegen auch die Lasten bergan zu befördern, so muß eine besondere Betriebskraft angewendet werden. Derartige D. werden gewöhnlich mit Lokomotiven oder mit feststehenden Dampfmaschinen betrieben; neuerdings ist auch die Elektricität als bewegende Kraft benutzt worden. Im Eisenbahnverkehr haben die D., auch Seilebenen genannt, schon frühzeitig Verwendung gefunden (s. Bergbahnen und Seilebenen).

Zu den D. gehören auch die als Kabelbahnen bezeichneten Straßenbahnen mit Seilbetrieb (s. Straßenbahnen).

Die D., bei denen das Seil als Laufbahn dient, finden für Bergwerks- und andere gewerbliche Zwecke Anwendung (s. Seilbahnen).

Drahtseilbrücke, s. Hängebrücken.

Drahtseilmaschinen, Drahtseilspinnmaschinen, s. Drahtseil.

Drahtseiltrieb, s. Seiltrieb.

Drahtsieb, s. Drahtgewebe.

Drahtspanner, ein kleines Werkzeug zum Straffziehen der Drähte von Obstspalieren und Schnurbäumen. Die gebräuchlichste Form besteht aus einem ovalen eisernen Ring, durch dessen Mitte eine kleine Welle geht. Das Ende des anzuspannenden Drahtes wird durch ein in der Mitte der Welle befindliches Loch gesteckt, umgebogen und straff angezogen, die Welle vermittelst eines kleinen Schlüssels umgedreht, wodurch sich der Draht um die Welle wickelt und somit straff gespannt wird. Ein kleines Zahnrad verhindert das Zurückdrehen der Welle.

Drahtstifte oder Drahtnägel, auch Pariser Stifte genannt, aus rundem, seltener aus vierkantigem Essen-, nur zuweilen aus Kupfer- oder Messingdraht, ohne Hilfe des Feuers, mittels geeigneter Maschinen (s. Drahtstiftmaschine) hergestellte Stifte von sehr verschiedener Stärke und Größe, die für die mannigfachsten Zwecke, hauptsächlich aber in der Tischlerei vielfache Verwendung finden.

Drahtstiftmaschine, eine vollkommen selbstthätig arbeitende Maschine, die zur Herstellung der Drahtstifte oder Drahtnägel dient. Die Verarbeitung des in Rollen in die Maschine gebrachten Drahts zerfällt in das Geraderichten des Drahts, die Anbringung eines Kopfes am Drahtende, die Verschiebung des Drahts um die Stiftlänge, das Zuspitzen des Stifts und das Abtrennen und Auswerfen desselben. D. wurden zuerst in Frankreich