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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Eiger - Eilers.

Nebenbestimmung, daß der Eigentumsübergang von einem gewissen Ereignis, z. B. vollständiger Zahlung des Kaufpreises, abhängig sein soll. In der Rechtswissenschaft ist Streit darüber, ob in solchem Fall eine aufschiebende oder eine auflösende Bedingung vorliege. Bei Immobiliarverträgen hat die moderne Gesetzgebung mehrfach (z. B. in Preußen) den E. lediglich als einen Hypothekenvorbehalt aufgefaßt und behandelt, da mit der Ab- und Zuschrift in den öffentlichen Büchern das Eigentumsrecht auf den neuen Erwerber übergeht. Vgl. Thorsch, Der E. (Straßb. 1875).

Eiger (früher Heigers Schneeberg), Berggipfel der Finsteraarhorngruppe, 3975 m hoch, eine scharfkantig abgeschnittene, breite Kalkfelsmasse, die mit ihren nächsten Nachbarn Mönch und Jungfrau, von der Wengernalp aus gesehen, sich prachtvoll präsentiert. S. Finsteraarhorn.

Eigg (spr. ihg), Basaltinsel an der Westküste von Schottland, eine der innern Hebriden, 29,5 qkm groß mit 291 Bewohnern. Sie steigt in dem aus prächtigen Basaltsäulen gebildeten Scuir of E. 417 m hoch an. Hier beobachtete der Geolog Hugh Miller die Erscheinung des tönenden Sandes.

Eigne Leute, s. Leibeigenschaft.

Eigner Wechsel, s. Wechsel.

Eihülle (Integumentum), in der Botanik die Hülle um den Eikern der Samenknospe (s. Samenknospe). Über Eihüllen und Eihäute des tierischen Embryos s. Embryonalhüllen.

Eike (Eiko oder Eyke) von Repgow, ein Edelmann in der Grafschaft Billingshöhe nahe bei Magdeburg, 1209-33 urkundlich erwähnt, Verfasser des Sachsenspiegels und des sächsischen Lehnrechts; s. Sachsenspiegel. Vgl. F. Winter, E. und der Sachsenspiegel (in den "Forschungen zur deutschen Geschichte", Bd. 14 u. 18, Götting. 1874-78).

Eikon (griech.), das Bild; in der griechisch-katholischen Kirche Bezeichnung für Heiligenbild.

Eilau, s. Eylau.

Eilbeck, Dorf im Hamburger Gebiet, südöstlich von Uhlenhorst, mit (1880) 7716 Einw.

Eileiter (Oviductus), derjenige Kanal, welcher die reifen Eier vom Eierstock aufnimmt und sie aus dem Körper entfernt oder, falls eine Gebärmutter vorhanden, sie in diese überführt. In manchen Tierklassen ist er mit dem Eierstock in direktem Zusammenhang, bei andern jedoch fallen die Eier zunächst in die Leibeshöhle (Bauchhöhle) und gelangen erst aus ihr in den E., welcher mittels einer trichterförmigen Öffnung in der Leibeshöhle beginnt. So bei fast allen Wirbeltieren; hier ist der E., im Embryo als Müllerscher Gang (ductus Muelleri) bezeichnet, der Stamm des Urnierenganges (s. Nieren), tritt also an seinem Ende mit dem Harnleiter, einem Zweig des Urnierenganges, zusammen. Infolge davon sind wenigstens bei niedern Wirbeltieren die Wege für Harn und Eier eine Strecke weit gemeinschaftlich. Bei Reptilien und Vögeln sondern einzelne Abschnitte des Eileiters, der gewöhnlich lang ist und viele Windungen macht, aus Drüsen in ihrer Wandung Eiweiß und Kalkschale für das durch sie passierende Ei ab; der E. beginnt mit sehr weitem Trichter für die meist großen Eier und endigt in der Kloake; bei Vögeln ist wegen Verkümmerung des rechten Eierstockes auch der rechte E. rückgebildet. Bei einigen Säugetieren erweitert sich das untere Ende jedes Eileiters zu einer Gebärmutter, so daß dann zwei Gebärmuttern und zwei Scheiden vorhanden sind; gewöhnlich jedoch münden beide E. in eine gemeinsame Gebärmutter (s. d.). Beim Menschen sind die E. (Muttertrompeten, tubae Fallopiae) zwei muskulöse, 8-18 cm lange, gewundene Röhren, welche zwischen den Blättern der breiten Mutterbänder (s. Gebärmutter) in gerader Richtung von den Eierstöcken zur Gebärmutter verlaufen und in letzterer mit sehr enger Öffnung ausmünden. Die nach dem Eierstock zu gelegene Öffnung ist trichterförmig und von Fransen (fimbriae) umgeben, welche sich beim Austritt eines Eies aus dem Ovarium dicht an dasselbe anlegen und so die sichere Überführung des erstern in den E. vermitteln. Innen sind die E. mit Flimmerzellen ausgekleidet, welche das Ei zur Gebärmutter hin befördern helfen. S. Tafel "Eingeweide II".

Eileithyia (Ilithyia), in der griech. Mythologie Geburtsgöttin, welche bald als hilfreiche, bald als feindlich wirkende, bald als selbständige Gottheit, bald (und das ist das Ursprünglichere) als bloßes Attribut einer andern, der Hera oder Artemis, erscheint. Nach Hesiod ist die E. Tochter des Zeus und der Hera und nach kretischer Sage in der Gegend von Knosos auf Kreta geboren. Die Thätigkeit dieser Göttin ist eine zweifache, indem sie ebensowohl Geburtsschmerzen sendet, wie den schwer Gebärenden hilft. Als hemmende Geburtsgöttin tritt E. im Dienst Heras auf, wo sie die auf Delos kreißende Leto neun Tage lang am Gebären hindert, ebenso bei der Geburt des Herakles. Auch mit Artemis steht sie in engster Beziehung, weil diese als Mondgöttin von besonderm Einfluß auf die Geburten ist. Endlich wird sie auch zu den Moiren in Beziehung gesetzt und schon von dem alten Sänger Olen geradezu mit Pepromene ("Schicksalsgöttin") identifiziert. Bereits bei Homer erscheint sie in der Mehrzahl. Einige erklären das Wort semitisch: "die, welche gebären macht". Vgl. Böttiger, Ilithyia (Weim. 1799); Pinder, De Ilithyia et Ilithyis (Berl. 1860).

Eilenburg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Delitzsch, größtenteils auf einer Insel der Mulde und an den Eisenbahnen Halle-Kottbus-Guben und E.-Leipzig gelegen, hat ein Amtsgericht, 2 evangelische und eine kathol. Kirche, ein Realprogymnasium, Fabriken für Tuch, Buckskin, Kattun, Piquee, Chemikalien, Maschinen und Tabak, Färbereien, große Schlosser-, Schmiede- und Tischlerwerkstätten, bedeutende Korbflechtereien und Wagenbauanstalten, starke Bierbrauerei und (1880) 10,654 Einw. Am linken, hohen Ufer der Mulde liegt das Stammschloß der Grafen von Eulenburg. - E. ist sehr alt, hieß früher Mildenau und erhielt den heutigen Namen von der Burg (Ilburg), welche unter König Heinrich I. als wichtiger Grenzpunkt gegen die Sorben und Wenden genannt wird. Schon im 10. Jahrh. gehörte E., das 981 als Stadt erscheint, dem Geschlecht der Wettiner, war der Hauptort der Ostmark und ward in der Folge mit der Mark Meißen vereinigt. 1815 fiel es an Preußen. E. ist Geburtsort des Dichters M. Rinckart und des Liederkomponisten Franz Abt. In der Nähe die Eisengießerei Erwinhof. Vgl. Gundermann, Chronik der Stadt E. (Eilenb. 1879 ff.).

Eilendorf, Dorf im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Aachen, hat eine kath. Pfarrkirche, Galmei- und Bleigruben und (1880) 2450 Einw. Dabei Atsch mit Glas-, Blei- und Eisenhütte, bedeutender chemischer Fabrik und Fabrikation feuerfester Steine, der Aktiengesellschaft Rhenania gehörig, und 490 Einw.

Eilers, 1) Gerd, Pädagog und preuß. Geheimer Regierungsrat, geb. 31. Jan. 1788 zu Grabstede in Oldenburg, ward Schreiber bei einem Rechtsanwalt, besuchte daneben das Gymnasium zu Jever und stu-^[folgende Seite]