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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Emigrieren - Emission.

durch Gesetz vom 27. April 1825 auf Antrag Villèles eine Entschädigung von 30 Mill. 3proz. Rente auf das Kapital von 1000 Mill. Frank zugestanden. Nachdem dieses Gesetz, welches den alten Adel vor andern begünstigte und eine sehr willkürliche Ausführung gestattete, geraume Zeit ein Gegenstand heftigen Parteihaders gewesen, ward die Rente durch Gesetz vom 5. Jan. 1831 zu gunsten des Staats wieder eingezogen. Vgl. Saint-Gervais, Histoire des Émigrés français (Par. 1823, 3 Bde.); Montrol, Histoire de l'Émigration (2. Aufl., das. 1825); Forneron, Histoire générale des Émigrés pendant la Révolution française (3. Aufl., das. 1884, 2 Bde.); A. de Puymaigre, Souvenirs sur l'Émigration, l'Empire et la Restauration (das. 1884).

Emigrieren (lat.), auswandern, namentlich in Masse, infolge politischer Umwälzung etc.; Emigration, Auswanderung.

Emikation (lat.), das Hervorspringen; das Funkensprühen, Verpuffen.

Emil, Maximilian Leopold August Karl, Prinz von Hessen, Sohn des Großherzogs Ludwig I. von Hessen, geb. 3. Sept. 1790 zu Darmstadt, machte 1809 unter Napoleon in darmstädtischen Diensten den Feldzug gegen Österreich und 1812 den gegen Rußland mit und war bei Napoleon persönlich sehr beliebt. Nach der Schlacht bei Leipzig wurde er als Gefangener nach Preußen geführt, aber, nachdem sich sein Vater den Alliierten angeschlossen, wieder freigelassen und kämpfte sodann 1814 und 1815 an der Spitze der großherzoglich hessischen Truppen mit gegen Frankreich. Seit 1820 Mitglied der darmstädtischen Ersten Kammer, hatte er Anteil an der Abfassung der hessischen Verfassung und übte, seit 1832 Präsident der Kammer, auf die Regierungshandlungen erst seines Vaters, dann seines Bruders Ludwig II. bedeutenden Einfluß aus. Obwohl er bisweilen auch liberale Ansichten an den Tag legte, zeigte er sich doch bei allen wichtigen politischen Fragen als Vertreter des strengsten monarchisch-militärischen Systems und als treuester Anhänger Metternichs. Die öffentliche Meinung war daher geneigt, seinem Einfluß die meisten reaktionären Maßregeln zuzuschreiben, die im Großherzogtum Hessen, besonders seit 1830, von seiten der Regierung ergriffen wurden. Seine absolutistische und österreichfreundliche Gesinnung verleugnete er auch im J. 1848 nicht und wirkte 1849-50 eifrig bei der Wiederherstellung des Bundestags und der Demütigung Preußens mit. Unvermählt lebte er meistens in Darmstadt oder auf seinem Landhaus in Bessungen. Er starb 30. April 1856 in Baden-Baden.

Emilia, Name einer Landschaft des Königreichs Italien, welche die Provinzen Bologna, Ferrara, Forli, Modena, Parma, Piacenza, Ravenna und Reggio umfaßt. Sie ist nach der VIa Aemilia, einer großen, im J. 177 v. Chr. vom Konsul M. Ämilius Lepidus angelegten Heerstraße, die von Placentia, jetzt Piacenza, im äußersten Nordwesten der Landschaft, nach Ariminum, jetzt Rimini, dem südöstlichsten Punkte derselben, führte, benannt. Das Areal beträgt nach Strelbitskys Berechnung 20,750 qkm (376,8 QM.); die Bevölkerung beläuft sich auf (1884) 2,235,729 Seelen. (Näheres s. unter den einzelnen Provinzen.)

Emilian (Elgersburger Steingut), Topfmasse, von Dröse im Gothaischen erfunden, ist rein weiß, gelblich oder bläulich, auf der Bruchfläche verglast, aber nicht durchscheinend und wegen seiner dauerhaften metallfreien Glasur zu chemischen Apparaten sehr geeignet, wird in der Elgersburger Porzellanfabrik hergestellt.

Emin (arab.), Intendant, Aufseher, kommt in vielen Zusammensetzungen vor.

Emin Bei, Reisender, s. Schnitzler.

Emine, früheres Getreidemaß in Frankreich und Piemont (hier Emina genannt), noch jetzt in der Schweiz gebräuchlich. In Frankreich war 1 E. = 20-47,607 Lit., in Piemont = 23,006 L. Die Schweizer E. (Immi) = 1,5 L.

Eminé-Balkan, der östlichste, im Kap Eminé Burun in das Schwarze Meer vorspringende Zug des Balkan, in dessen Namen sich der antike "Hämos" erhalten hat.

Eminenz (lat.), Erhabenheit, Hoheit, war ursprünglich, seit dem 7. Jahrh., Ehrentitel der Kardinäle, Titel der Bischöfe, bis sie den Titel Reverenz erhielten, dann Titel der geistlichen Kurfürsten und des Großmeisters vom Johanniterorden, nachdem ihn schon Papst Urban VIII. 10. Jan. 1631 den Kardinälen verliehen, welche vorher Illustrissimi genannt wurden und seitdem in ihren Wappen und Siegeln alle Abzeichen weltlicher Hoheit, die ihnen etwa als Gliedern fürstlicher Häuser gebühren, wegzulassen haben.

Eminieren (lat.), hervorragen, sich auszeichnen; eminént, hervorragend, ausgezeichnet.

Emir (Amir, Plur. Omrah, arab.), Herrscher, im Orient und in Nordafrika Titel aller unabhängigem Stammeshäuptlinge sowie aller wirklichen oder angeblichen Nachkommen Mohammeds durch seine Tochter Fatime. Die Zahl derselben ist nicht gering, aber auch ihr Ansehen nicht bedeutend, da sie, obwohl zu dem ersten der vier Stände des türkischen Reichs gezählt, doch den verschiedenartigsten Berufszweigen angehören. Ihre Privilegien beschränken sich auf unbedeutende Ehrenrechte, besonders auf das alleinige Recht, einen grünen Turban zu tragen. Die Aufsicht über sie führt der E. Beschir. Auch wird E. in Zusammensetzungen zu Bezeichnungen verschiedener Ämter etc. gebraucht, z. B. E. Akhor, Oberstallmeister; E. Alem, türkischer Reichsfahnenträger; E. Bazar, Aufseher über die Märkte; E. Hadsch, Anführer der Pilgerkarawanen nach Mekka. Außerdem legten sich die Kalifen selbst den Emirtitel bei, wie z. B. E. al Mumenin, Fürst der Gläubigen; E. al Omrah, Fürst der Fürsten. In frühern Zeiten führten mehrere mohammedanische Herrschergeschlechter, wie die Thaheriden und Samaniden in Persien, die Tuluniden in Ägypten, auch die sieben ersten Omejjaden in Spanien, den Titel E., der heute speziell von den mosleminischen Fürsten Bocharas und Afghanistans gebraucht wird.

Emissa manu (lat.), durch Handschlag.

Emissär (lat.), der von einer Person, Gesellschaft oder Partei zu geheimen Zwecken Ausgesandte.

Emissaria Santorini (lat.), die kleinen Venen, welche durch besondere Öffnungen in den Schädelknochen die äußern Kopfvenen mit den Blutleitern der harten Hirnhaut verbinden (benannt nach dem italienischen Anatomen Santorini, 1681-1737).

Emissarium (lat.), Ablaß oder Abzug, welcher offen oder verdeckt das Wasser eines Sees in ein niedriger gelegenes Terrain ableitet.

Emission (lat., "Aussendung, Ausgabe"), das Inumlaufsetzen von Wertpapieren, wie Banknoten, Papiergeld, Obligationen, Aktien etc., insbesondere als Name jener Form der Aufnahme von Darlehen gebraucht, bei welchen der Kapitalbedürftige wegen der Höhe der Summe oder der Bequemlichkeit der spätern Tilgung sich an eine größere Zahl von Kapitalisten wendet. Über die Begebung oder E. solcher Anleihen vgl. Staatsschulden. Emittent, der-^[folgende Seite]