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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Erminonen; Ermland; Erms; Ermsleben; Ermsthalbahn; Ermüdung; Ernährung

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Erminonen - Ernährung

im ungar. Komitat Bihar, an den Linien Debreczin-Kiralyháza und Großwardein-E. (67 km) der Ungar. Staatsbahnen, hat (1890) 4856 magyar., meist reform. E., Post, Telegraph und Sparkasse.

Erminonen, s. Herminonen.

Ermland (Warmia), auch Ermeland, Landstrich im ostpreuß. Reg.-Bez. Königsberg, zwischen Frisching, Passarge, dem Frischen Haff und Alle gelegen, war ursprünglich eine der elf Landschaften, in die sich das alte Preußen teilte, und, nachdem es von den Deutschen Rittern erobert worden, eins der vier Bistümer, in die Papst Innocenz IV. das Ordensland teilte. Es war dicht von Deutschen bevölkert. Der Bischof von E. stand anfangs in kirchlicher Rücksicht unter dem Erzbischof von Riga, dann unmittelbar unter dem Papst und erlangte im 14. Jahrh. den deutschen Reichsfürstenstand. Durch den Thorner Frieden kam E. 1466 mit ganz Westpreußen unter poln. Herrschaft; mit ihr begann das gewaltsame Polonisieren des Landes. Der Bischof gehörte seitdem dem poln. Senat an, hatte das Recht, bei Thronerledigungen die preuß. Stände zu berufen, präsidierte im preuß. Senat und hieß deshalb Prussiae regiae Primas. Die berühmtesten Bischöfe von E. sind: Aneas Silvius Piccolomini (1457 fg.), Mauritius Ferber, der 1526 den Nichtkatholiken den dauernden Aufenthalt in E. verbot, Stanislaus Hosius (1551-79), der Begründer des Lyceum Hosianum in Braunsberg (s. d.), dessen strenge Maßregeln gegen die Reformation zur Folge hatten, daß die Landschaft, während ringsum der evang. Glaube sich verbreitete, katholisch blieb, und Krasicki. Die Residenz des Bischofs war Braunsberg, später Heilsberg; gegenwärtig ist Frauenburg der Sitz des Domkapitels. E. wurde 1772 dem preuß. Staate einverleibt. Friedrich d. Gr. hob die alte Landesverfassung auf, und der Bischof verlor seine fürstl. Machtbefugnisse und Einkünfte. Das Gebiet von E. umfaßt 12 Dekanate mit 108 Pfarreien und entspricht den jetzigen vier Kreisen Braunsberg, Heilsberg, Rössel und Allenstein, die (1885) auf 4250 qkm 228 104 meist kath. (20 075 evang.) E. zählen. - Vgl. Hipler, Litteraturgeschichte des Bistums E. (Lpz. 1873); ders., Analecta Warmiensa. Studien zur Geschichte der ermländ. Archive und Bibliotheken (Braunsberg 1872).

Erms, rechter Nebenfluß des Neckars in Württemberg, entspringt oberhalb Seeburg auf der Alb, fließt durch das reizende, obstreiche Erms- oder Urachthal und mündet nach 27 km langem Laufe bei Neckartenzlingen.

Ermsleben, Stadt im Mansfelder Gebirgskreis des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, südwestlich von Aschersleben und nordwestlich von Mansfeld, auf einem Kiesrücken an der Selke und an der Nebenlinie Frose-Quedlinburg der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Halle) und einer Superintendentur, hat (1890) 2793 E., darunter 36 Katholiken und 27 Israeliten, Post, Telegraph, städtische Sparkasse; Kalkbrennerei, Zuckerfabrik, Lohgerberei, 2 Pechfabriken, 4 Wassermühlen, 2 Brennereien, Malzfabrik, Ackerbau. Zu E.gehören die Domäne E. mit Zuckerfabrik und zwei Rittergüter. 2 km entfernt die Ruinen der Konradsburg mit Kirche und Krypta. E., welches ehemals zum Bistum Halberstadt gehörte und 1648 an Brandenburg kam, ist Geburtsort des Dichters Gleim.

Ermsthalbahn (Urach-Metzingen), s. Deutsche Eisenbahnen (Bd. 4, S. 1002, Nr. 58).

Ermüdung, s. Gemeingefühl und Muskeln.

Ernährung, im weitesten Sinne alle chem. und physik. Vorgänge, durch welche den Zellen des Tier- oder Pflanzenkörpers die zu ihrem Leben und zu ihrem Aufbau notwendigen Bestandteile zugeführt und verarbeitet werden. Das Leben einer jeden Zelle beruht auf ununterbrochenen Zersetzungsvorgängen, und je lebhafter sich diese gestalten, desto kräftiger und wirkungsvoller entfaltet sich ihre Lebensenergie, desto größer ist aber auch der Stoffverbrauch in der Zelle und das Bedürfnis nach Nahrungszufuhr. Andererseits kann das Leben der Zelle durch äußere Einwirkungen, wie Temperaturerniedrigung oder Wasserentziehung, herabgedrückt werden (s. Winterschlaf, Sommerschlaf). In dem Zustande eines solchen Scheinlebens sind dann die Stoffwechselvorgänge auf das niedrigste Maß gesunken, sodaß monatelang jede äußere Nahrungszufuhr entbehrt werden kann.

Diese biologischen Gesetze haben ihre Gültigkeit im Tierreiche wie im Pflanzenreiche. Ein wesentlicher Unterschied besteht nur in der Art des Nährstoffmaterials. Die Pflanze begnügt sich in der Regel mit relativ einfachen Stoffen, welche sie aus dem Erdboden und aus der Luft aufnimmt und unter dem Einflusse des Sonnenlichts und der Wärme in höhere organische Verbindungen umwandelt, um mit ihnen die Zellen und den ganzen Pflanzenleib aufzubauen und zu ernähren. Der Tierkörper hingegen besitzt diese Eigenschaften nicht. Ihm müssen bereits hoch zusammengesetzte Verbindungen, wie sie die unorganische Natur gar nicht darbietet, als Nährmaterial gereicht werden, und die Lebensvorgänge des Tierkörpers stützen sich darauf, diese hoch zusammengesetzten organischen Verbindungen zu verbrauchen und zu zerstören, soweit er sie nicht als solche direkt zum Ansatz und Aufbau seines Körpers ablagert. Hieraus folgt die große Abhängigkeit der E. der Tierwelt von dem Pflanzenreiche. Die Pflanzen bilden die Nährstoffe, welche der tierische Körper zu seinem Leben notwendig hat, sodaß auch der Fleischfresser nur wieder ganz dieselben Verbindungen und Nährstoffe verzehrt, welche vordem der Pflanzenfresser, auch schon im fertigen Zustande, von der Pflanze empfangen hat. Das Wohlergehen und die Zunahme der Bevölkerung ist also ungemein abhängig von der Produktion der Pflanzennährstoffe, welche entweder direkt oder aufgespeichert und konzentriert in der Fleischkost genossen werden. Vom hygieinischen wie nationalökonomischen Standpunkte aus ist die Ernährungsweise die beste, welche bei billigstem Preise die größte Menge Nährstoffe in schmackhafter Form und in dem für den einzelnen Körper passenden Mischungsverhältnisse enthält. Der menschliche wie der tierische Körper besteht aus Wasser, aus Eiweißverbindungen, aus Fetten, geringen Mengen von Kohlehydraten und Salzen. Einer jeden dieser Gruppe von Verbindungen fallen im lebenden Körper ganz bestimmte Funktionen zu, welche von den chem. und physik. Eigenschaften der Verbindungen selbst abhängig sind. Nachdem sie im Körper verbraucht und ausgeschieden wurden, müssen wieder die gleichen Gruppen als Ersatz zugeführt werden.

Für die Zwecke einer richtigen E. ist es also unbedingt erforderlich, daß die Nahrung folgende Bestandteile enthält:

1) Eiweißkörper oder Proteïnstoffe (s. d.). In reinem Zustande sind sie völlig geschmack- und