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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Favé - Favre.

Rollen des klassischen Repertoires und in solchen der modernen Litteratur gleich vorteilhaft zu Tage. Vermählt ist die Künstlerin mit dem Schauspieler L. A. Delaunay (s. d.).

Favé, Ildefonse, Militärschriftsteller, geb. 12. Febr. 1812 zu Dreux, trat 1836 zu Napoleon III. bei dem Straßburger Putsch in Beziehungen, wurde 1850 Adjutant Napoleons und der militärische Mitarbeiter des Kaisers namentlich bei Herausgabe der "Études sur le passé et l'avenir de l'artillerie" (Par. 1846 bis 1872, Bd. 1 u. 2 vom Kaiser, Bd. 3-6 von F. verfaßt). F. war bis 1859 Lehrer an der polytechnischen Schule in Paris, wurde 1865 Brigadegeneral, 1870 bei Sedan Kriegsgefangener und trat nach dem Friedensschluß in den Ruhestand. Er schrieb noch: "Nouveau système d'artillerie de campagne de Louis Napoléon Bonaparte" (1850) zur Empfehlung der zwölfpfündigen Granatkanone und eine Broschüre über die Leistungen dieses Geschützes, ferner: "Nouveau système de défense des places fortes" (1841); "Histoire et tactique des trois armes" (1845); "Histoire de l'artillerie" (1845, mit Nachrichten über das griechische Feuer und Schießpulver aus dem 13. Jahrh.); "Des nouvelles carabines et de leur emploi" (1847). Seine nach 1871 an der polytechnischen Schule gehaltenen Vorträge erschienen als "Cours d'art militaire" (1877).

Faventia, Stadt in Gallia Cispadana, berühmt durch ihren Wein und Linnen. Dort wurden Carbo und Norbanus 82 v. Chr. durch Sullas General Metellus geschlagen; jetzt Faenza.

Faverges (spr. -wersch), Stadt im franz. Departement Obersavoyen, Arrondissement Annecy, mit einem alten Schloß, (1876) 1537 Einw. und Seidenindustrie. Dabei in malerischer Gebirgsschlucht die Ruinen einer 1132 gegründeten Abtei (Tamié).

Faversham (spr. fawwerschäm), alte Stadt in der engl. Grafschaft Kent, 14 km westnordwestlich von Canterbury, an einem Arm der Swale, mit Hafen für Schiffe von 150 Ton., hat ein 1594 erbautes Rathaus, Pulvermühlen, Zementwerke, Ziegeleien und (1881) 8756 Einw., welche bedeutenden Handel mit Getreide, Austern und Fischen betreiben. Die Stadt besitzt (1884) 270 Seeschiffe von 24,949 Ton. Gehalt und 118 Fischerboote.

Favete linguis (lat.), "seid geneigt mit euern Zungen", d. h. enthaltet euch übler oder unheiliger Rede! Zuruf, welchen der römische Priester bei Beginn des Opfers an die Anwesenden zu richten pflegte; auch s. v. w. "schweigt!"

Faveur (franz., spr. -wör), Gunst, Gewogenheit.

Faveurtage, s. Respekttage.

Favignana (spr. -winja-), die größte der Ägatischen Inseln (s. d.), hat zahlreiche Grotten, ein Fort und (1881) 4854 Einw., welche Safranbau und Thunfischfang betreiben. Die gleichnamige, an der Nordküste gelegene Stadt hat einen Hafen. F., im Altertum Ägusa genannt, gilt für die Ziegeninsel, auf welcher Odysseus jagen ging. Hier 241 v. Chr. Seesieg der Römer über die Karthager.

Favonius (lat.), Frühlings-, Tauwind, Westwind.

Favonius, Marcus, Bewunderer und Anhänger des jüngern Cato, Gegner der Triumvirn, erklärte sich 57 v. Chr. gegen den Vorschlag des Cicero, Pompejus die Oberaufsicht über das Getreidewesen zu übertragen, und sprach 55 gegen das Gesetz des Trebonius, das den Konsuln Pompejus und Crassus die Provinzen Spanien und Syrien auf fünf Jahre zuteilte und die Statthalterschaft Cäsars in Gallien auf ebensoviel Jahre verlängerte. Im J. 53 gelangte F. zur Ädilität und 49 zur Prätur. Beim Ausbruch des Bürgerkriegs folgte er Pompejus. Nach des letztern Untergang kehrte er nach Italien zurück und wurde begnadigt. Nach Cäsars Ermordung schloß er sich, obwohl er nicht zu den Verschwornen gehörte, an Brutus und Cassius an, ward bei Philippi gefangen und auf Befehl Oktavians hingerichtet.

Favor (lat.), Gunst, Begünstigung; F. defensionis, im Strafprozeß die gesetzliche Erleichterung der Verteidigung eines Angeklagten, z. B. dadurch, daß der Angeklagte zu möglichst vollständiger Ausführung seiner Verteidigung immer das letzte Wort erhält, daß er seinen Verteidiger frei wählen darf etc. In favorem, zu gunsten.

Favorabel (lat.), günstig, geneigt.

Favorinus, Rhetor, aus Arelate (Arles), Schüler des Dion Chrysostomos, Freund des Plutarch und Fronto, erwarb sich um 130 n. Chr. zu Rom durch Kenntnis der griechischen und römischen Sprache sowie als Redner und Philosoph (Skeptiker) ein bedeutendes Ansehen. Von seinen zahlreichen griechisch geschriebenen Schriften sind nur dürftige Reste erhalten. Vgl. Marres, De Favorino (Utrecht 1853).

Favorit (ital. Favorito, franz. Favori), Günstling, Liebling; Favorite, Favoritin, insbesondere erklärte Geliebte eines Fürsten (vgl. Favoritsultanin); favorisieren, begünstigen; Favoritismus, Günstlingsherrschaft.

Favoritsultanin, begünstigte Gemahlin des türkischen Kaisers. Gewöhnlich versteht man unter Favoritsultaninnen diejenigen drei Gemahlinnen des Sultans, welche nach der Chassekisultanin kommen und bereits Kinder geboren haben. Sie haben freien Zutritt beim Sultan und eine bedeutende jährliche Einnahme.

Favras (spr. -wra), Thomas Mahé, Marquis von, das Opfer eines politischen Komplotts, geb. 26. März 1744 zu Blois, trat in den Militärdienst, ward Leutnant in der Schweizergarde des Grafen von Provence, nachherigen Ludwigs XVIII., heiratete die Prinzessin Karoline von Anhalt-Bernburg und faßte nach dem Ausbruch der Revolution, durch seinen unruhigen Ehrgeiz bewogen, den Entschluß, den König und die Monarchie auf irgend eine Weise zu retten. Mit Hilfe einer Schar geworbener Leute gedachte er die Konstituierende Versammlung aufzuheben und den König mit dessen Familie nach Peronne zu entführen. Von Spionen der Polizei umgeben und verraten, wurde er im Dezember 1789 verhaftet und als Hochverräter zum Tode durch den Strang verurteilt. Das Urteil, welches unter dem Einfluß der Volkswut gefällt worden war, wurde 19. Febr. 1790 auf dem Grèveplatz zu Paris vollzogen. Der Graf von Provence, der um seinen Plan wußte, that sowenig etwas zu seiner Rettung wie der König. Nach seinem Tod erschien: "Testament de mort" (1790) und bald darauf: "Correspondance du Marquis et de la Marquise de F. pendant leur détention". Vgl. Stillfried-Ratènic, Thomas de Mahy, Marquis de F. (Wien 1881).

Favre (spr. fawr), 1) Pierre, auch Lefèvre genannt, einer der Stifter des Jesuitenordens, geb. 1506 zu Villaret in Savoyen, studierte seit 1527 zu Paris. Ihm und dem Spanier Fr. Xaver entdeckte Loyola (s. d.) seinen Plan zur Gründung eines neuen Ordens. Beide legten 25. Aug. 1534 in der Abtei auf dem Montmartre mit noch drei andern ihr Gelübde ab. Später ward F. Professor der Theologie in Rom und Parma, wohnte 1541 dem Reichstag in Regensburg bei und verbreitete sodann in Deutschland den