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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Giraffe (Klavierinstrument); Giraj; Giraldes; Giraldi; Girande; Girandola; Girandole; Girant; Girard (Jean Baptiste)

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Giraffe (Klavierinstrument) - Girard (Jean Baptiste)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Giraffe'

Blättern, von denen die der Mimosen ihr Lieblingsfutter sind und die sie mit ihrer gegen 20 cm langen violetten Zunge erfaßt; im zahmen Zustande nährt sie sich auch von Heu, Möhren, Zwiebeln, welche sie sehr liebt, und gemahlenem Mais, Weizen und Gerste. Julius Cäsar brachte 46 v. Chr. die erste lebende G. nach Europa. In neuerer Zeit kamen G. zuerst als Geschenke des Vicekönigs von Ägypten nach Konstantinopel (1822), nach Paris, nach Wien und nach England (1827). Eine herumziehende Menagerie brachte 1844 die erste nach Deutschland, der bald eine große Anzahl folgte, die fast alle von den Tierhändlern C. Hagenbeck in Hamburg und C. Reiche in Alfeld eingeführt wurden. Durch die Mahdistenwirren im Sudan ist die Ausfuhr völlig abgeschnitten und die G. sind in den europ. Tiergärten fast ausgestorben, doch ist Hoffnung vorhanden, daß der letztgenannte Händler bald aus Südafrika G. einführen wird.

Unter den fossilen Vorfahren dieser Tiere sind namentlich echte G. aus dem Miocän von Griechenland, Ungarn und Frankreich bekannt geworden; ferner gehört hierher das Sivatherium (s. d.).

Giraffe, im 18. Jahrh, häufig vorkommendes Klavierinstrument, ein Flügel, dessen Saiten senkrecht zu der Klaviatur gestellt sind. Die G. ist der Vorgänger des modernen Pianino (s. d.).

Giraj oder Girej, Dynastie tatar. Chane, die in der Krim länger als 300 Jahre herrschte. Hadschi G. machte sich von der Goldenen Horde (s. Kiptschak) unabhängig und starb 1466 mit Hinterlassung von acht Söhnen; von diesen war Mengli G. ein Bundesgenosse des Großfürsten Iwan III. von Moskau gegen Polen und die Wolgatataren, wandte sich aber nach Iwans Tode (1505) gegen die Russen, was von da ab die traditionelle Politik des Hauses wurde. Sein Sohn, Mohammed G. (1514–23), eroberte Astrachan und machte seinen Bruder Sahib G. zum Chan von Kasan. Seadet G. (1523–32) machte Raubzüge in die südruss. Länder; sein Nachfolger Sahib G. (1532–51), der jüngere Sohn Menglis, verwüstete während der Minderjährigkeit Iwans des Schrecklichen das Moskauer Reich. Dewlet G. (1551–77) drang 1571 bis Moskau vor und verbrannte die Stadt, wurde aber vom Fürsten Worotynskij geschlagen. Unter Hadschi Selim G. (1671–1704) fanden zwei unglückliche Feldzüge der Russen (unter Fürst Golizyn) in die Krim statt; 1744 setzten die Russen den gestürzten Mengli G. II. zum Chan ein. Der letzte, in der Reihenfolge der 22., Schahyn G., trat 1783 die Krim an Rußland ab.

Giraldès (spr. schiraldähs), Joachim Albin Cardozo, franz. Anatom und Chirurg, geb. 24. April 1808 zu Porto in Portugal, studierte in Paris, wurde 1848 Chirurg des Centralbureaus der Hospitäler; seine akademische Laufbahn wurde 1854 durch den Verlust eines Auges unterbrochen. Er starb 27. Nov. 1875. Die Parepididymis, ein Anhangsgebilde des Nebenhodens, führt nach ihm den Namen «G.sches Organ». Von seinen Arbeiten seien angeführt: «Des luxations de la mâchoire» (Par. 1844), «Du traitement des aneurysmes poplités par la compression» (ebd. 1845), «Des maladies du sinus maxillaire» (ebd. 1851), «Recherches anatomiques sur le corps innominé» (im «Journal de la physiologie de l'homme», ebd. 1861), «De la fève de Calabar» (ebd. 1863), «Leçons sur les maladies chirurgicales des enfants» (ebd. 1869). ↔

Giraldi (spr. dschi-), Giovanni Battista, genannt Cinzio oder Cintio, ital. Dichter, geb. 1504 in Ferrara, studierte daselbst Philosophie und Medizin und lehrte erstere an der Universität seit 1532, seit 1541 Rhetorik; 1547–54 war er Sekretär der Herzöge Ercole II. und Alfonso II. Seine «Discorsi intorno al comporre de' romanzi» (Vened. 1554) brachte ihn in Streit mit dem Obergeheimsekretär Pigna, der gleichzeitig eine Schrift «I romanzi» (ebd. 1555) veröffentlichte, und sie beschuldigten sich gegenseitig des Plagiats, weshalb G. Ferrara verließ. 1563–66 lehrte er Rhetorik an der Universität von Mondovi in Piemont, dann in Turin, seit 1568 in Pavia. 1571 kehrte er nach Ferrara zurück und starb 30. Dez. 1573. Das berühmteste seiner Werke sind die «100 Novellen» («Gli hecatommiti», 2 Bde., Monteregale 1565; Vened. 1566 u. ö.; neue Ausg., 3 Bde., Tur. 1853; französisch von G. Chapuis, Par. 1584; deutsch in Auswahl, Frankf. a. M. 1614) von Dramatikern, z. B. Shakespeare benutzt. Außerdem schrieb er Trauerspiele («Tragedie», Vened. 1583 u. ö.), deren berühmteste die «Orbecche» ist, ein Satyrspiel, «Egle» (Ferr. 1546 u. ö.), ein Epos zur Verherrlichung des Herzogs Ercole II.: «L'Ercole» (Modena 1557; von 50 Gesängen sind nur 26 vollendet und veröffentlicht); dann die «Scritti estetici» (2 Bde., Mail. 1864); aus dem Nachlaß gab Ferraro die Komödie «Gli Eudemoni» (Ferr. 1877) heraus. – Vgl. P. Vilancini, G. B. G. e la tragedia italiana nel secolo XVI. (Aquila 1890).

Girande (frz., spr. schirángd), vielröhriger Springbrunnen, Wasserrad, bei welchem Wasserstrahlen im Kreise hervorspringen; auch soviel wie Girandole (s. Girandola).

Girandŏla (ital., spr. dschi-; frz. Girandole, spr. schirangdohl), prachtvolles Feuerwerk, bei dem mehrere tausend Raketen und andere Leuchtkörper auf einmal fächerförmig aufsteigen. Die G. bildet den Schlußeffekt der großen Feuerwerke, die in Rom zur päpstl. Zeit am Krönungstage des jedesmaligen Papstes und am Tage St. Peter und Paul (29. Juni) abgebrannt wurden, meist von der Engelsburg, seit 1870 aber am Konstitutionsfest (ersten Sonntage im Juni) auf dem Monte-Pincio stattfinden. Die G. an hohen Kirchenfesten wird schon Mitte des 16. Jahrh. (unter Julius III.) erwähnt. Die jetzt übliche Anordnung soll von Bernini angegeben sein. – G. wird auch ein großer Armleuchter mit mehr als zwei Armen genannt; ferner ein mit Edelsteinen besetztes Ohrgehänge.

Girandŏle (spr. dschi-), Bernardo delle, ital. Baumeister, s. Buontalenti.

Girant, s. Giro.

Girard (spr. schirahr), Jean Baptiste, als Franziskanermönch Père Grégoire genannt, Pädagog, geb. 17. Dez. 1765 zu Freiburg in der Schweiz, trat 1781 in den Franziskanerorden, vollendete seine Studien zu Würzburg, wo er auch die Priesterweihe empfing, war dann ein Jahr lang Professor in Überlingen und darauf Prediger in seiner Vaterstadt, seit 1799 in Bern; 1804 wurde er Vorsteher der Primärschule in Freiburg. Diese richtete er den Grundsätzen Pestalozzis gemäß ein, führte auch die Methode des gegenseitigen Unterrichts ein, mußte diese jedoch Anfang der zwanziger Jahre infolge der von dem Bischof erhobenen Klagen als «unmoralisch und irreligiös» aufgeben, legte bald darauf sein Amt nieder und zog sich in das Kloster nach Luzern zurück. 1827 zum Professor der Philosophie in Luzern

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 15.