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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gozzoli; Gozzys Goldsalz; Gr.; Graaf; Graaf-Reynet; Graal; Grab; Gräb; Grabbe

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Gozzoli - Grabbe.

der französischen Bühne. Unter den erstern ist sein "Metafisico", unter seinen übrigen Gedichten die komische Epopöe "Marfisa" bemerkenswert. G. starb 4. April 1806. Er selbst veranstaltete eine Gesamtausgabe seiner Werke (Vened. 1772-74, 10 Bde.; neue vervollständigte Ausg., das. 1802, 14 Bde.); eine neue Ausgabe der "Fiabe" besorgte Masi (Mail. 1885, 2 Bde.). Seine dramatischen Schriften wurden von Werthes ins Deutsche übertragen (Bern 1795, 5 Bde.), seine Märchen von K. Streckfuß nachgebildet (Berl. 1805). Über sein schriftstellerisches Wirken geben seine "Memorie inutili" (Vened. 1797, 3 Bde.) Aufschluß. Vgl. F. Horn, Über Gozzis dramatische Poesie (Penig 1803); Magrini, Carlo G. e le fiabe (Cremona 1876).

Gozzoli, Benozzo, eigentlich Benozzo di Lese, ital. Maler, geb. 1420 zu Florenz, lernte bei Fiesole und begleitete diesen 1446 nach Rom und 1447 nach Orvieto, wo er bis 1449 thätig war, begab sich von da nach Montefalco, wo unter anderm die Himmelfahrt der Maria, die dem heil. Thomas ihren Gürtel überreicht, jetzt im Lateran zu Rom, entstand, ein ausgezeichnetes, noch ganz vom Geist seines Meisters erfülltes Bild. Ferner malte er in San Francesco daselbst 1452 den Freskencyklus mit der Legende des Heiligen. Um 1456 wandte er sich nach Florenz, wo er die Kapelle des Palazzo Medici (später Riccardi) mit Fresken versah. 1463-64 verweilte er in San Gimignano, wo er unter anderm den großen Freskencyklus aus dem Leben des heil. Augustin für die Kirche Sant' Agostino malte, seit etwa 1468 in Pisa, wo sein Hauptwerk, Szenen aus dem Alten Testament, im Campo santo entstand, woran er 16 Jahre lang, bis 1485, arbeitete. Von diesen Bildern ist das der Trunkenheit Noahs sprichwörtlich geworden, sofern man nach der den entblößten Noah durch vorgehaltene Finger ansehenden Tochter desselben eine Person, welche Schamhaftigkeit heuchelt, mit dem Namen Vergognosa di Pisa bezeichnet. Von seinen seltenen Tafelbildern sind hervorzuheben: Madonna mit vier Heiligen (1456, Pinakothek zu Perugia), die thronende Madonna mit vier Heiligen (1461, London, Nationalgalerie) und der Triumph des heil. Thomas von Aquino (Paris, Louvre). Er starb 1498 in Florenz. Ohne Originalität und genügende Kenntnis der Form, wußte G. seinen Kompositionen dennoch durch Liebenswürdigkeit und Anmut der Auffassung sowie durch den idyllischen Charakter der Landschaft großen Reiz zu verleihen.

Gozzys Goldsalz, s. Goldchlorid.

Gr., bei botan. Namen Abkürzung für Asa Gray (s. d.); bei entomolog. Namen Abkürzung für Joh. Ludw. Karl Gravenhorst, geb. 1777 zu Braunschweig, gest. 1857 als Professor in Breslau.

Graaf, Regnier de, Anatom, geb. 1641 zu Schoonhoven, studierte in Löwen, Utrecht und Leiden Medizin und praktizierte sodann zu Paris und Delft, wo er 1673 starb. Er machte sich namentlich durch seine anatomischen Untersuchungen über die Bauchspeicheldrüse sowie durch die Entdeckung der nach ihm benannten Graafschen Bläschen (ovula Graafiana) im weiblichen Eierstock (s. d.) bekannt. Seine Hauptwerke sind: "Tractat. anat.-med. de succi pancreatici natura et usu" (Leiden 1671); "Opera omnia c. tab." (das. 1677; deutsch, Leipz. 1752).

Graaf-Reynet, Hauptort der gleichnamigen Grafschaft im östlichen Kapland, am Zondag, in einem schönen Thal der Sneeuwberge, durch Eisenbahn mit Port Elizabeth verbunden, mit (1875) 4562 Einw. In der Umgegend starke Straußenzucht.

Graal, s. Gral.

Grab, s. Totenbestattung. Über die Bestattungsweise in vorgeschichtlicher Zeit s. Gräber, prähistorische.

Gräb, Karl, Maler, geb. 18. März 1816 zu Berlin, erlernte daselbst die Theaterdekorationsmalerei unter dem Hofmaler J. ^[Johann] Gerst, besuchte daneben jedoch auch die Akademie. 1838 als Theatermaler am Königsstädtischen Theater angestellt, gab er nach 14 Monaten diese Stellung auf und bereiste nun die Schweiz und Südfrankreich mit den Pyrenäen, Italien und Sizilien, von wo er 1843 zurückkehrte. Mit Gerst führte er dann das Atelier gemeinsam, wandte sich jedoch bald ganz der Staffeleimalerei zu, die Landschaft und mit besonderer Vorliebe das Architekturstück, in erster Linie das architektonische Interieur, kultivierend. Im Anfang der 50er Jahre führte er im Neuen Museum zu Berlin zwei Wandgemälde mit Rekonstruktionen des alten Athen und Olympia aus. Um dieselbe Zeit fertigte er im Auftrag des Königspaars eine Sammlung von 94 Ansichten aus Stolzenfels, Potsdam und Umgebung, Charlottenburg etc. in der damals noch wenig, aber von ihm mit großer Meisterschaft geübten Aquarelltechnik aus. Bereits 1852 erhielt er die kleine und 1854 die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung. Seit 1851 Hofmaler, wurde er 1855 zum Professor ernannt. Nach einer sehr umfangreichen, stets von großen Erfolgen gekrönten Thätigkeit starb er 8. April 1884 in Berlin. G. war der hervorragendste Architekturmaler, den die deutsche Kunst bis jetzt besessen. Mit einer tiefen Kenntnis der Perspektive verband er ein gründliches architektonisches Wissen, große Kraft und Tiefe der Farbe, die Kunst einer feinen Beleuchtung und die Fähigkeit, trotz der peinlichsten Treue in der Wiedergabe aller Details stets den Eindruck des Großartigen zu erreichen. Seine Hauptwerke sind: Kreuzgang im Dom zu Regensburg (1853), im Chor des Doms zu Halberstadt (1854, Berlin, Ravené), Hof mit der Kapelle Pazzi an Santa Croce zu Florenz (1858), die Gräber der Scaliger zu Verona (1859), Gräber der Familie Mansfeld in der Andreaskirche zu Eisleben (1860, Berliner Nationalgalerie), Chorabschluß in der Frauenkirche zu Halberstadt (1865), die Gräber der Herzöge und Grafen zu Württemberg im Chor der Georgenkirche zu Tübingen (1866), Chor der Kirche San Lorenzo zu Flums am Walensee in der Schweiz (1868), der Lettner im Dom zu Halberstadt (1870, Berliner Nationalgalerie), in der Frauenkirche zu Arnstadt (1871), im St. Luciusdom zu Chur (1874), die Kanzeln am Dom zu Freiberg in Sachsen (1878) und Kreuzgang am Dom zu Würzburg (1883). - Sein Sohn Paul G., geb. 1842 zu Berlin, ist ebenfalls ein tüchtiger Architektur- und Landschaftsmaler, der namentlich in Miniaturbildern auf Elfenbein den Vater an Feinheit erreicht.

Grabbe, Christian Dietrich, dramat. Dichter, geb. 14. Dez. 1801 zu Detmold, wo sein Vater Zuchthaus- und Leihbankverwalter war. Mußte schon diese Stellung des Vaters einen ungünstigen Einfluß auf die geistige Entwickelung des Sohns ausüben, so ward dieser durch eine vernachlässigte oder verkehrte Erziehung vollends irre geleitet. Doch trieb er mit Eifer wissenschaftliche Studien und fühlte sich namentlich von den griechischen Tragikern und Aristophanes angezogen. Mehr dem Wunsch seiner Eltern sich fügend, als eigner Neigung folgend, bezog er die Universität Leipzig, um Jurisprudenz zu studieren, und setzte dieses Studium seit 1821 in Berlin fort, wo er zugleich mit Heine, Üchtritz und andere