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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Hardenburg; Hardenpont; Harder; Harderwijk; Hardesvögte; Hardheim; Harding; Hardinge

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Hardenburg - Hardinge

dem Wiener Kongreß, in der «Histor. Zeitschrift», 1889.) Eher dürfte der Vorwurf berechtigt sein, daß H. Metternich gegenüber allzu große Vertrauensseligkeit bewiesen hat. Ein besonderes Verdienst gebührt H. bei der Erwerbung von Schwedisch-Pommern für Preußen. Nach dem Frieden stand H. noch sieben Jahre an der Spitze des Staates; den großen Reformen, die jene Jahre erfüllen, gab er mehr seinen Namen, als daß er ihnen seine Arbeit widmete. Sein Lieblingsplan war die Einführung einer Nationalrepräsentation, für die Friedrich Wilhelm in dem von H. inspirierten Erlaß vom 22. Mai 1815 sein Wort gegeben hatte. Vergebens suchte H. durch Nachgiebigkeiten aller Art dies Versprechen durchzusetzen. Er wohnte den Kongressen zu Aachen, Karlsbad und Wien sowie zu Troppau, Laibach und Verona bei. Von Verona aus bereiste er dann Norditalien, wurde aber in Pavia krank und starb 26. Nov. 1822 zu Genua.

H.s Memoiren über die Zeit von 1805 bis zum Frieden von Tilsit sind durch L. von Ranke (in den «Denkwürdigkeiten des Staatskanzlers Fürsten von H.», 5 Bde., Lpz. 1877) herausgegeben und mit einer eingehenden Biographie H.s begleitet worden. – Über die Glaubwürdigkeit der Memoiren handeln M. Duncker in den «Preuß. Jahrbüchern» (1877 u. 1878) sowie in den «Abhandlungen aus der neuern Geschichte» (1887); M. Lehmann in der «Histor. Zeitschrift» (1878); Bailleu in der «Deutschen Rundschau» (1879); vgl. ferner E. Meier, Die Reform der Verwaltungsorganisation unter Stein und H. (Lpz. 1881); Chr. Meyer, H. und seine Verwaltung der Fürstentümer Ansbach und Bayreuth (Bresl. 1892), und für H.s Thätigkeit nach 1815: H. von Treitschke, Deutsche Geschichte im 19. Jahrh., Tl. 2 (3. Aufl., Lpz. 1886).

Hardenburg, Ruine bei Dürkheim (s. d.).

Hardenpont, Abbé Nicolas, Pomolog, geb. 1705 in Mons (Belgien), gest. 1774, erwarb sich ein besonderes Verdienst durch Kreuzung von Birnsorten behufs der Anzucht wertvoller neuer Sorten, von denen manche auch in Deutschland Eingang fanden, z. B. H.s Butterbirne und die Regentin.

Harder (Mugil cephalus Cuv.; s. Tafel: Fische Ⅰ, Fig. 5), Fisch aus der Familie der Meeräschen (s. d.), bis 45 cm lang, von ziemlich schlanker Körperform, oben graubraun mit metallischem Widerschein und 9‒10 dunklern Längsstreifen. Bauch silbrig. Der H. bewohnt das Mittelmeer, steigt auch in den Nil und ist sehr wohlschmeckend (ital. cefalo); als besonderer Leckerbissen gilt, wie Schnepfendreck, sein Darm mit Inhalt an halbverdauter Speise, parasitischen Würmern u. s. w.

Harderwijk (spr. -weik), Stadt an der Zuidersee in der niederländ. Provinz Geldern, 49 km östlich von Amsterdam, an der Linie Utrecht-Kampen der Centralbahn, hat (1891) 7594 E., ein Werbedepot für die ostind. Kolonialtruppen mit Exerzierplatz, Getreide- und Holzhandel, Fischerei und Heringsräucherei. Die hier 1648 gegründete Universität wurde 1818 aufgehoben. – H. gehörte zur Hansa, wurde 1522 von Karl Ⅴ. erobert, litt besonders 1503 durch Feuersbrünste und wurde 1674 von den Franzosen besetzt.

Hardesvögte, in Dänemark Verwaltungsbeamte, welche über die sog. Herreder oder Harden, Unterabteilungen der Ämter, gesetzt sind. Die H. stehen unter den Amtmännern, welche wiederum den Stiftsamtmännern untergeordnet sind; in Schleswig-Holstein sind die H. (Kirchspielsvögte) die Organe der Ortspolizeiverwaltung, die unter Aufsicht des Landrates ähnliche Amtsgewalt wie die Amtsvorsteher in den östlichen preuß. Provinzen, jedoch einen ausgeprägtern Staatsbeamtencharakter haben.

Hardheim, Flecken im Amtsbezirk Buchen des bad. Kreises Mosbach, 9 km von der bayr. Grenze, an der Erfa, hat (1890) 2146 meist kath. E. (145 Israeliten), Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, Vorschußverein, Sparkasse, neue roman. Kirche, ein Schloß, einen alten Turm (11. Jahrh.), eine Gewerbeschule; eine Fabrik von landwirtschaftlichen Maschinen und Mühleneinrichtungen, 6 Mehl-, 2 Öl- und 2 Schneidemühlen, Sand- und Kalksteinbrüche sowie Handel mit Grünkernen.

Harding, Karl Ludw., Astronom, geb. 29. Sept. 1765 zu Lauenburg, studierte in Göttingen Theologie und wurde dann Hauslehrer bei dem Oberamtmann Schröter (s. d.) in Lilienthal bei Bremen. H. wurde 1800 Observator an Schröters Sternwarte und entdeckte 1804 den dritten Planetoiden, die Juno, kam dann 1805 als außerord. Professor nach Göttingen, wurde 1812 ord. Professor und starb 31. Aug. 1834 in Göttingen. Sein Hauptwerk ist der «Atlas novus coelestis» (Gött. 1808‒23; neu hg. von Jahn, 1856), bis auf Argelander die vollständigste Himmelskarte.

Hardinge (spr. hahrding), Henry Viscount, brit. Feldmarschall und Staatsmann, geb. 30. Okt. 1785 zu Wrotham (Kent), trat schon in seinem 13. Jahre als Fähnrich in die Armee, wurde 1808 beim Generalstabe des neugebildeten portug. Heers angestellt und zeichnete sich in dem Halbinselkriege aus, worauf er mit der Armee Wellingtons die Pyrenäen überschritt und an der Schlacht bei Orthes teilnahm. Im Feldzuge von 1815 wurde H., bereits zum Oberstlieutenant aufgerückt, der Blücherschen Armee beigegeben und verlor bei Ligny den linken Arm. 1820 trat H. für Durham ins Unterhaus, schloß sich den Tories an und erhielt 1823 den Posten eines Sekretärs beim Feldzeugamte (Clerk of the Ordnance). Als Wellington 1828 Premierminister wurde, ernannte er H. zum Secretary of War und 1830 zum Obersekretär für Irland. In demselben Jahre wurde H. Generalmajor. Die Auflösung des Ministeriums Wellington veranlaßte ihn, sein Amt niederzulegen, das er unter Peel vom Dez. 1834 bis zum April 1835 zum zweitenmal und 1841 zum drittenmal bekleidete. 1842 erfolgte seine Beförderung zum Generallieutenant. Nach der Abberufung Lord Ellenboroughs ward ihm 1844 der Posten eines Generalgouverneurs von Ostindien anvertraut, wo er kurz vor dem Ausbruch des Pandschabkrieges gegen die Sikh anlangte. Er war auf dem Schlachtfelde von Sobraon (10. Febr. 1846) gegenwärtig, und obgleich er den Oberbefehl dem Sir Hugh Gough als älterm General überließ, schrieb man ihm doch den glücklichen Erfolg zum großen Teil zu. Bei der Ratifizierung des Friedensvertrags von Lahaur ward er 1846 zum Viscount H. von Lahaur erhoben. 1848 nach England zurückgekehrt, nahm er seinen Sitz im Oberhause ein und wurde im März 1852 zum Generalfeldzeugmeister (Master-general of the Ordnance) und 1854 als Nachfolger Wellingtons zum Oberbefehlshaber der brit. Armee ernannt. Nachdem er 2. Okt. 1855 Feldmarschall geworden, zog er sich im Juli 1856 in den Ruhestand zurück. Er starb auf seinem Landsitze South-Park in Kent 24. Sept. 1856.