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Hebburn – Hebel (physikalisch)
lerischen Harmonie. Aber er ist Grabbe weit überlegen durch seinen gewaltigen dichterischen Ernst; auch trägt er den Ansprüchen der Bühne jederzeit Rechnung. Eine vergrübelte Natur, wählt er zu seinen Stoffen gern die schwierigsten seelischen Probleme; nicht immer gelingt ihm die Lösung; nirgend scheut er das Schroffe und Verletzende; überall aber zeigt er soviel originell schöpferische Kraft, so scharfen Kunstverstand, so große und kühne Intentionen, ein so energisches und packendes Gepräge des Ausdrucks und eine so sichere Konsequenz des dramat. Aufbaues, daß man ihn unsern genialsten Dramatikern zuzählen muß. Den höchsten künstlerischen Wert dürften unter seinen Dramen «Maria Magdalena» und «Herodes und Mariamne» beanspruchen. H.s Lustspiele «Der Diamant» (1847) und «Der Rubin» (1851) erinnern an die romantischen Komödien im Tieckschen Stile und an die Märchendramen Öhlenschlägers. Seine lyrischen Gedichte (Gesamtausgabe, Stuttg. 1857) sind reicher an Ideen, Anschauungen und Bildern als an lyrischen Schönheiten, seine Sonette und Epigramme gedankenreich, aber oft von paradoxer, herber Form. In seinem kleinen Epos «Mutter und Kind» (Hamb. 1859) behandelte er einfache, allgemein menschliche Motive in dichterisch wohlthuender Weise. Auch seine prosaischen Erzählungen zeigen einen ganz eigenartigen dichterischen Charakter; die Neigung zum Krassen und Schrecklichen wechselt in ihnen mit drolligem, bizarrem Humor. Gesamtausgaben von H.s Werken besorgten E. Kuh (12 Bde., Hamb. 1866‒68) und H. Krumm (12 Bde., ebd. 1892). Seine «Tagebücher» (2 Bde., Berl. 1885‒87) und seinen «Briefwechsel mit Freunden und berühmten Zeitgenossen» (2 Bde., ebd. 1890‒92) gab F. Bamberg heraus. – Vgl. E. Kuh, Biographie Friedr. H.s (2 Bde., Wien 1877); Kulke, Erinnerungen an Friedr. H. (ebd. 1878).
Hebburn (spr. -börn), Stadt in der engl. Grafschaft Durham, rechts am Tyne, unweit seiner Mündung in die Nordsee, hat (1891) 16638 E. und bedeutende Kohlenausfuhr.
Hebden-Bridge (spr. hebbd’n brĭdsch), Stadt in der engl. Grafschaft York, im West-Riding, westlich von Halifax, unweit des Calder schön gelegen, hat (1891) 6658 E., Baumwollspinnerei, Eisengießerei und Färberei. In der Nähe Steinbrüche.
Hebdomadāl (vom grch. hebdŏmas, d. i. eine Anzahl von sieben), wöchentlich; Hebdomadarĭus, einer der den Wochendienst hat, Wöchner (besonders von Geistlichen und Lehrern).
Hebe, Name des 6. Planetoiden.
Hebe, bei den Römern mit Iuventas (s. d.) gleichgestellt, Göttin der Jugend, war die Tochter des Zeus und der Hera und die Mundschenkin der Götter im Olymp. Nachdem Herakles unter die Unsterblichen aufgenommen worden war, wurde sie dessen Gemahlin und gebar ihm nach Apollodor zwei Söhne, Alexiares und Aniketos. Mit der Zeit wurde im Volksglauben H. als Mundschenkin immer mehr durch Ganymed verdrängt, infolge des Umstandes, daß die heroische Sitte, wonach Jungfrauen den Wein kredenzten, zurücktrat und dafür gebräuchlich ward, sich von Knaben beim Symposion bedienen zu lassen. H. wurde auch als Göttin verehrt; namentlich in Silyon und Phlius, wo sie auch Dia oder Ganymeda hieß; in Athen waren ihr und dem Herakles Altäre errichtet. In Argos stand eine Statue der H. (von Naukydes gefertigt) neben der thronenden H. des Polyklet. Häufig ist sie auf antiken Vasen und Reliefs dargestellt, namentlich ihre Hochzeit mit Herakles. In neuerer Zeit haben Canova (Museum in Berlin) und Thorwaldsen (Museum in Kopenhagen) Statuen der H. geschaffen. Sie wird durch Kanne und Trinkschale gekennzeichnet. – Vgl. Kekulé, Hebe (Lpz. 1867).
Hebeapparate, Hebezeuge oder auch Hebemaschinen, die zur Förderung von Lasten in vertikaler oder in vertikaler und horizontaler Richtung dienenden Vorrichtungen, und zwar erfolgen in letzterm Fall die Vertikal- und die Horizontalbewegung entweder gleichzeitig oder nacheinander. Die H. sind für die gesamte technische Praxis von größter Bedeutung und finden für die verschiedensten Zwecke sowohl in einfachster als in maschinell höchst vollkommener Form Verwendung. Schon von den alten Ägyptern sind H. in ihrer einfachsten Form als Rollenzüge und Winden zum Bau der Pyramiden verwendet worden, wie auch von den Griechen und Römern solche bei der Errichtung ihrer Prachtbauten benutzt wurden. Im Laufe der Zeit ist die Verwendung der H. eine immer ausgedehntere geworden; infolgedessen haben diese Maschinen eine immer vielseitiger ausgebildete Form erhalten und namentlich in neuerer Zeit sind dieselben durch Benutzung der Dampf- und Wasserkraft speciell für die Hebung größerer Lasten in hohem Grade vervollkommnet worden. Mit Rücksicht auf die verschiedenen charakteristischen Ausführungen der H. unterscheidet man: Hebeladen, Flaschenzüge, Winden, Aufzüge, Krane, Elevatoren (s. die Einzelartikel). – Vgl. Uhland, Die H. (2 Tle., Jena 1882‒83); Riedler, Personen- und Lastenaufzüge und Fördermaschinen (Wien 1877); Ernst, Die Hebezeuge (2 Bde., Berl. 1883); Rühlmann, Allgemeine Maschinenlehre, Bd. 4 (2. Aufl., Lpz. 1888).
Hebebrunnen, s. Wasserversorgung.
Hebedaumen, s. Daumen.
Hebeisen, Brechstange, Brecheisen, in Süddeutschland und Österreich auch Beißer genannt, eine zum Heben von Steinen u. s. w. dienende eiserne Stange von etwa 1,5 m Länge; sie ist am untern Ende zu einer Schneide ausgeschmiedet, die unter den zu hebenden Gegenstand geschoben wird.
Hebekasten (Tolleno), ein zu den Belagerungsmaschinen des Altertums gehörendes, einem Brunnenschwengel ähnliches Gerüst, an dessen einem Ende ein Korb oder Kasten einige Soldaten aufnahm, die alsdann durch Herabziehen des andern Endes möglichst so hoch gehoben wurden, daß sie die Verhältnisse auf der Mauer des Verteidigers übersehen und in die belagerte Stadt blicken konnten.
Hebel, Teil der Pferdezäumung, s. Gebiß.
Hebel, ein starrer um eine Achse drehbarer Körper, an dem gewöhnlich zwei entgegengesetzt drehende Kräfte, meist in einer zur Achse senkrechten Ebene, angreifen. Zieht man von der Achse auf die Richtungen der Kräfte Senkrechte, so heißen die Produkte aus den Maßzahlen der Senkrechten und der zugehörigen Kräfte die statischen Momente. Im Fall des Gleichgewichts sind die Momente gleich, d. h. eine Kraft von zehnmal größerm Achsenabstand hält der zehnfachen Kraft in dem einfachen Abstand das Gleichgewicht. Hieraus ergiebt sich der Vorteil der Anwendung des H., wo es sich darum handelt, mit kleinen zur Verfügung stehenden Kräften große Widerstände zu überwinden. An Arbeit (s. d.) wird hierbei jedoch nichts gewonnen, indem die am langen