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Ilorin – Ilur
Ilorin, Stadt in Nordwestafrika, an dem rechts zum Niger fließenden Afa, in 412 m Höhe, hat nach Rohlfs 70000 E. Der Umfang der Stadtmauer beträgt über 20 km. Die meisten Bewohner find Joruba; außerdem wohnen hier Nupe, Fulbe, Haussa und Kaniki. Sie bilden eine Republik, die unter der Führerschaft der Fulbe ihre Selbständigkeit gegen die Nachbarstaaten sich gewahrt hat, wenn sie auch zeitweise Tribut an Gando entrichtet.
Ilos, Enkel des Dardanos (s. d.).
Ilow, Illow, Illo, Ihlow, Christian, Freiherr von, General im Dreißigjährigen Kriege, um 1585 in der Neumark geboren, vermählte sich 1628 mit der verwitweten Gräfin Rziczan, Tochter des Grafen von Fürstenberg, trat zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges in kaiserl. Dienste, zeichnete sich als Oberst unter Tilly bei Stadtlohn (1623) aus und befehligte dann unter Wallenstein, dessen Vertrauen er gewann. 1633 wurde er Feldmarschall. Er war ein Intrigant, habsüchtig und gewaltsam; die Hoffnung auf Gewinn ließ ihn an Wallensteins Plänen teilnehmen, er war es, der mit Terzka zusammen die Obersten zur Unterzeichnung des Treugelübdes an Wallenstein, des Pilsener Reverses (22. Jan. 1634) bewog. Er begleitete den Feldherrn nach Eger und wurde hier noch vor dessen Ermordung bei einem Bankett des Kommandanten Gordon mit seinen Genossen Terzka und Kinski überfallen und erschlagen (25. Febr. 1634). Sein Leichnam wurde zu Mies bestattet, sein Vermögen konfisciert. I. hinterließ keine Nachkommen.
Ilsan oder Elsan, eine komische Gestalt der deutschen Heldensage, ein greiser Mönch, in dem die alte Kampfeslust wunderlich durchbricht. Nach den meisten Quellen der Bruder Hildebrands (s. d.), kämpft er in dem Gedichte vom «Rosengarten» auf der Seite Dietrichs von Bern siegreich gegen Volker und küßt die schöne Kriemhild mit seinem struppigen Barte blutig; in dem Liede von der «Rabenschlacht» tötet ihn Dietrich, weil er die ihm anvertrauten Söhne der Helche nicht sorgfältig genug behütet hat.
Ilse, der 249. Planetoid.
Ilse, Flüßchen des nördl. Harzes, entspringt auf der Ostseite des Brockens an der Heinrichshöhe und mündet im Reg.-Bez. Hildesheim der preuß. Provinz Hannover rechts in die Oker. Das Ilsethal beginnt in einer Höhe von etwa 1000 m, an der rauhen Schlucht des sog. Schneelochs (s. Brocken), wohin das Wasser des in 1128 m Höhe gelegenen Hexenbrunnens abfällt, und stürzt so rasch abwärts, daß auf einer horizontalen Entfernung von 2000 m der Fall 330 m beträgt. Ihr Gefälle bis Ilsenburg ist 1 : 10,5. Bald über Rollsteine springend, bald über Felsblöcke hinabstürzend, bildet die I. malerische Gruppen von Kaskaden und erhöht dadurch die Reize des Thals. Der schönste Punkt ist der Ilsenstein (s. d.).
Ilsenburg, Marktflecken in der Grafschaft und im Kreis Wernigerode des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, 4 km von der braunschw. Grenze, 9 km nordwestlich von Wernigerode, an der Ilse, wo sie aus dem Gebirge tritt, in 238 m Höhe, am nordnordöstl. Fuße des Brockens und an den Nebenlinien Heudeber-I. (18,5 km) und I.-Harzburg (s. Harzgürtelbahn) der Preuß. Staatsbahnen, in romantischer Umgebung, hat (1890) 3318 evang. E., Post, Telegraph, ein in neuerer Zeit renoviertes fürstl. Schloß, Bothobau genannt, mit Kirche, 1087 geweiht, 1120‒29 umgebaut; ferner Eisenhütten- und Hammerwerke, Kunstgießerei, Maschinenfabrikation, Achsenschmieden, Walzwerke und Drahthütten, Säge- und andere Mühlen, ein Kupferwerk und wird als Sommerfrische besucht (1893: 2650 Kurgäste). Das Schloß, 998 als Benediktinerabtei gegründet und 1525 im Bauernkriege bis auf Kapitelsaal und Refektorium (12. Jahrh.) zerstört, wurde im 17. Jahrh. um- und 1862 ausgebaut. – Vgl. Jacobs, Urkundenbuch des Klosters I. (Halle 1875).
Ilsenstein (Ilsestein), Felskuppe im Harz, im N. des Brockenfeldes, ragt 75 m senkrecht aus dem Ilsethal (in 436 m Meereshöhe) empor, umgeben von finstern Klüften, oben mit einem eisernen Kreuz geziert, welches 19. Okt. 1814 Graf Anton von Stolberg-Wernigerode als Denkmal für seine im Freiheitskampfe gefallenen Freunde errichtete.
Ilsha. 1) Kreis im östl. Teil des russ.-poln. Gouvernements Radom, hat 1802,3 qkm, 74769 E., Ackerbau, Töpferei. – 2) I., poln. Iłża, Kreisort, früher Stadt, 31 km südlich von Radom, am Fuße eines Berges und an der zur Weichsel gehenden Ilshanka, hat (1885) 3682 E., Post, drei Kirchen; eine Porzellanfabrik, Töpferei, Gerberei, Mühlen.
Ilshofen, Stadt im Oberamt Hall des württemb. Jagstkreises, hat (1890) 1048 E., Post, Telegraph, evang. Pfarrkirche und Bank für Landwirtschaft und Gewerbe.
Iltis oder Ratz (Putorius foetidus Gray; s. Tafel: Marder Ⅰ, Fig. 2), ein zur Familie der Marder (s. d.) gehöriges Raubtier von 42 cm Länge, mit 17 cm langem Schwanze, dunkelbraunem Bauche, hellerm Rücken, weißer Schnauze und Ohrspitze, ist im gemäßigten Europa einheimisch. Der I. stellt den Hasen, Kaninchen und dem wilden Geflügel nach und ist ein gefährlicher Feind der Hühnerhöfe und Taubenhäuser, die er in einer Nacht oft völlig leert. Besonders sind seine Räubereien im Winter zu fürchten, wo er in der Nähe der Dörfer einen Schlupfwinkel sucht. Seine Beute schleppt er nach seiner Höhle. Sowohl wegen des Schadens, den er anrichtet, wie wegen seines Balgs (s. Iltisfelle) wird er eifrig verfolgt.
Iltisam (arab.), eigentlich Pacht, in der Türkei eine indirekte Steuer, deren Erträgnis von der Regierung gegen einen in der Regel pränumerando zu zahlenden Geldbetrag zeitweilig an Privatpersonen verpachtet wird. Das Iltisamsystem hat zum Ruin der türk. Finanzen viel beigetragen und seine Beseitigung längst als eine der notwendigsten Reformen gegolten. Die Erwerber eines I., gewöhnlich armenische Bankiers, heißen Multesim.
Iltisfelle, die Bälge des Iltis (s. d.), haben ein dichtes gelbliches Haar mit braunen oder schwärzlichen Spitzen und dienen in den Winterfellen als leichtes Pelzwerk zu Unterfutter, Verbrämungen, Mützen u. a., die langen Haare an Schwanz und Ohr auch zu Pinseln. Die besten Felle liefert die bayr. Hochebene, dann Holland, Norddeutschland, Dänemark, weniger gute Rußland, Polen, Ungarn. Gestreifte I. von Mustela zorilla Briss. kommen aus Südafrika, gefleckte oder Tigeriltisfelle von Mustela sarmatica Pallas, etwas kurzhaarig, aus Südrußland. Die virginischen I. oder Pekan, mit schöner, starker, dunkelbrauner Behaarung, stammen von einer Art Vielfraß (Mustela canadensis Erxl.) in den Wäldern Canadas und werden in Rußland zu teuern Herrenpelzen (dort ilki [Einzahl ilka] genannt) verwendet.
Iltschi, Stadt in Ostturkestan, s. Khotan.
Ilux, verderbt aus Elura (s. d.).