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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kokscha - Kolbe (Haartracht)

grauer Farbe. Wegen ihrer Festigkeit widerstehen diese Stücke auch in höhern Hochöfen der Last der Beschickung. Aber nur backende Kohlen liefern solche feste K., und von den backenden namentlich diejenigen, welche in der Hitze nur erweichen, ohne zu schmelzen. Die schmelzenden Kohlen liefern einen großblasigen, wenig festen K. 100 kg Steinkohlen liefern durchschnittlich 75 kg K. Über die aus Braunkohlen dargestellten K. s. Grude. – Von den deutschen Kohlenbezirken liefern die Zechen in Rheinland-Westfalen (Ruhrkohle) den meisten und für die verschiedenen Zwecke brauchbarsten K. Dann folgen Oberschlesien und der Saarbezirk, während andere Kohlengebiete, namentlich das sächsische, des Schwefelgehalts wegen einen weniger beliebten K. herzustellen vermögen, obgleich auch hier Ausnahmen vorkommen. 1892 waren in Deutschland 15726 Koksöfen mit einer Jahresproduktion von 7¾ Mill. t K. in Betrieb. Die Ausfuhr aus Deutschland belief sich 1892 auf 1717893 t im Werte von 36,3 Mill. M., davon 790401 t nach Frankreich, 205881 nach Belgien, 268580 nach Österreich-Ungarn, 177343 nach Holland, 114929 nach Rußland. Eingeführt wurden dagegen 465726 t im Werte von 10,1 Mill. M., davon 382698 t aus Belgien, 66208 aus England. Frankreich, dessen Steinkohlen sich zur Kokerei seltener eignen, führte 1424103 t K. im Werte von 35,6 Mill. Frs. ein und nur 55711 t (Wert 1,4 Mill. Frs.) aus. England giebt die Zahlen über K. nicht gesondert von denen über Kohlen an. Sonst kommt für die Ausfuhr unter den Ländern in Europa nur noch Belgien mit 1150000 t in Betracht. – Vgl. Dürre, Die neuern Koksöfen (Lpz. 1892).

Kokscha, Nebenfluß des Amu (s. d.).

Koksöfen, s. Koks.

Kokstürme, große cylindrische mit Koks gefüllte Behälter, die dazu dienen, ein Gas in möglichst innige Berührung mit einer Flüssigkeit zu bringen. Dieser Zweck wird dadurch erreicht, daß die Koks, über welche die Flüssigkeit von oben herabrieselt, letztere auf eine sehr große Oberfläche verteilen, sodaß das von unten nach oben strömende Gas mit der Flüssigkeit eine große Berührungsfläche findet. In der Sodafabrikation werden K. zur Verdichtung (Absorption) der durch Zersetzung des Kochsalzes entstehenden Salzsäuregase angewendet.

Kokumloschen, s. Kochemer Loschen.

Kokȳtos (lat. Cocytus), ein Nebenfluß des Acheron in Epirus, wurde, wie eigentümliche Kulte zeigen, schon früh mit der Unterwelt in Beziehung gesetzt. Bereits die Odyssee kennt den K. (d. h. den Strom des Weinens und Klagens) als einen Strom der Unterwelt.

Koel., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Jos. Gottlieb Koelreuter (s. d.).

Kola. 1) Halbinsel, s. Kolahalbinsel. – 2) Kreis im nordwestl. Teil des russ. Gouvernements Archangelsk, die Kolahalbinsel umfassend, hat 155203,7 qkm, davon 431,2 qkm Inseln im Meer und 7035,5 qkm Landseen. – 3) Kreisstadt im Kreis K., die nördlichste Stadt Rußlands, unter 68° 53’ nördl. Br., auf einer Landzunge am Fuße des Berges Solowaraki, am Fluß K. (75 km lang), der hier in die Tuloma mündet, nahe am Meerbusen K. (58 km lang) des Nördlichen Eismeers, hat (1892) 776 E., Post, 3 Kirchen, Pfarrschule; Fischerei, Jagd, Schiffbau auf der K. und Tuloma.

Kolahalbinsel, auch Murmansche Halbinsel oder Russisch-Lappland, am Nordwestufer des Europäischen Rußland, wird begrenzt im N. vom Eismeer, im O. und S. vom Weißen Meer, im W. von Norwegen und bildet den Kreis Kola (s. d.) des russ. Gouvernements Archangelsk. Das nördl. Ufer bis Kap SwatojNoß wird das Murmansche Ufer genannt, weiter nach O. und S. folgt das Tersche Ufer bis zum Fluß Warsucha, zuletzt das Kantalahtische Ufer. Die Bevölkerung (1859: 1134, 1889: 874 E.) besteht aus Lappen, die aber von den finn. Lappen verschieden sind.

Kolanüsse, s. Cola.

Koláptik (grch.), Meißelarbeit in Stein.

Kolarĭer, Kolh, aus dem Worte Kolh und Arier gebildeter Name für die Urbewohner der Windhjakette und ihre westlicher liegenden Stammverwandten (s. Drâvida und Indische Sprachen). Die eigentlichen K. sind die Stämme der Mundārī, Ho, Santal, Dschuang, Korwa und Savara (Saura) u.s. w. und im weitern Sinne die Bhil, Mera, Mîna, welche ihre alte Sprache vergessen und rohe Hindidialekte angenommen haben. Ob die Gond (s. d.) und Kondh (s. d.), Maler oder Paharijā und Orāon mit den K. zusammenhängen und also ein Übergangsglied zu den eigentlichen Drâvidas bilden oder ob sie als zum letztern Stamme gehörig zu bezeichnen sind, ist nicht ausgemacht. – Vgl. E. T. Dalton, Ethology of Bengal (Kalkutta 1872); Hislop, Papers relating to the aboriginal tribes of the Central Provinces (hg. von R. Temple, Nagpur 1866); Jellinghaus, in der «Zeitschrift für Ethnologie», Bd. 3 (Berl. 1871).

Kolassä, s. Kolossä.

Kolatur, Kolatorium, s. Kolieren.

Kolb, Georg Friedr., Statistiker, Publizist und demokratischer Politiker, geb. 14. Sept. 1808 zu Speyer, war als Bürgermeister von Speyer 1848 Mitglied des Deutschen Parlaments, legte 1849 sein Bürgermeisteramt nieder und redigierte dann die «Neue Speyerer Zeitung», welche 1853 unterdrückt wurde. Er lebte dann bis 1860 in der Schweiz und beteiligte sich später an der Redaktion der «Frankfurter Zeitung»; seit 1863 war er auch Mitglied des bayr. Abgeordnetenhauses, worin er föderalistisch-demokratische Ideen verfocht und sich der bundesstaatlichen Einigung Deutschlands widersetzte. Auch war er 1868‒69 Mitglied des Zollparlaments, zog sich aber 1872 vom polit. Leben zurück und starb 16. Mai 1884 zu München. K.s Hauptwerk ist das «Handbuch der vergleichenden Statistik» (Zür. 1857; 8. Aufl., Lpz. 1879; Suppl. 1883); außerdem schrieb er: «Geschichte der Menschheit und der Kultur» (2 Bde., Pforzh. 1842), «Kulturgeschichte der Menschheit» (Lpz. 1868‒70; 3. Aufl., ebd. 1884‒85) u. a.

Kolbach (Kohlbach), zwei Bäche in der Hohen Tatra in Ungarn, unweit des Badeortes Schmecks (Tatra füred). Der Große K. beginnt am Hauptkamme, am Osthang des Kleinen Visoka, und bildet den Abfluß der Großen Kolbacher Seen, während das engere Thal des Kleinen K., der Abfluß der Fünf Seen (2017‒2032 m), sich von den Eisthaler Spitzen (2629 m) herabzieht, um in den Großen K. zu münden. Ihre schönen Wasserfälle sind jetzt zugänglich gemacht worden.

Kolbäckså, schwed. Fluß, s. Mälarsee.

Kolbe, eine im Anfang des 16. Jahrh. allgemein übliche Haartracht, die an Stelle des im Ausgange des Mittelalters gebräuchlichen lang herabwallenden Haupthaares und der Bartlosigkeit trat. Das

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