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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kopfschraube; Kopfschuppen; Kopfschwarte; Kopfstation; Kopfsteuer; Kopfstimme; Kopfstück; Kopftetanus; Kopftier

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Kopfschraube - Kopftier

mische K. oder der K. durch Blutleere gleichmäßig in Schläfe und Stirn verbreitet, mehr dumpf und drückend, nicht sehr heftig, wird durch horizontale Lage und Bettruhe erleichtert, durch langes Stehen und Aufrechtsein dagegen verschlimmert und ist meist mit Schwindel, Neigung zu Ohnmacht und allgemeiner Blässe verbunden, wogegen der sog. kongestive K. oder der K. durch Blutwallung mehr klopfend ist, durch Husten, Niesen und Bücken gesteigert wird und meist mit Druck und Schwere im Kopf, Hyperästhesie und Sinnestäuschungen, Röte des Gesichts und Klopfen der Kopfarterien einhergeht. Eine besondere, gleichfalls häufig vorkommende Art des K. ist der sog. halbseitige K. oder die Migräne (s. d.). Ferner entsteht K. auch häufig infolge von Überreizung des Gehirns und des Nervensystems überhaupt (sog. nervöser oder neurasthenischer K., besonders nach körperlichen und geistigen Anstrengungen, Nachtwachen, deprimierenden Gemütsaffekten, sexueller Überreizung, sorgenvoller und aufreibender Thätigkeit) oder bei beginnender Desorganisation des Gehirns und der Umgebungen desselben. Weiterhin sind auch akute oder chronische Verdauungsstörungen eine häufige Quelle des K.; manche Personen bekommen regelmäßig bei Magenkatarrh, Stuhlverstopfung u. dgl. intensiven K. (sog. gastrischer K.), der wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, daß gewisse Produkte der abnormen Verdauung, wie Buttersäure, Schwefelwasserstoff u. a., in den Blutstrom gelangen und vergiftend auf die nervösen Centralorgane wirken. Der rheumatische K. oder die Kopfgicht entsteht durch Erkältung und äußert sich als reißender, bei Änderungen des Wetters und der Temperatur sich steigernder Schmerz in der Kopfschwarte und den Schädelmuskeln; durch Druck und Bewegungen (Kauen, Stirnrunzeln, Kopfnicken) wird das rheumatische Kopfweh gewöhnlich verschlimmert. Weiterhin pflegen gewisse Vergiftungen, insbesondere mit Alkohol, Blei, Opiaten, Kohlenoxydgas u. dgl., gewöhnlich lange anhaltenden K. (d. i. der toxische K.) zu hinterlassen; von den chronischen Infektionskrankheiten pflegt insbesondere die Syphilis in ihren spätern Stadien von oft sehr heftigen bohrenden, besonders in der Nacht auftretenden Schmerzen in den Schädelknochen begleitet zu werden.

Die Behandlung des K. muß je nach der vorliegenden Grundursache sehr verschieden sein. Wenn der K. auf Blutandrang nach dem Kopfe beruht, was sich aus der Röte des Gesichts und der Augen sowie aus dem Klopfen der Hals- und Kopfschlagadern ergiebt, so wende man die Kälte in der Form von nassen Kompressen, Eisbeuteln oder kalten Übergießungen an, lagere den Kopf hoch und bediene sich der ableitenden Mittel (Senfteige oder Blasenpflaster in den Nacken, warme Hand-und Fußbäder, kühle Getränke, eröffnende und ableitende Klystiere u. dgl.). Gerade entgegengesetzt sei das Verfahren bei jenen Formen des K., die auf Blutleere des Gehirns beruhen und mit blasser Färbung der Lippen, des Zahnfleisches und der Augenlider einhergehen; hier ist durch Tieflagerung des Kopfes, Vermeidung anhaltenden Stehens, durch kräftige Diät und anregende Mittel (Wein, Bier, Kaffee, Thee u. dgl.), durch frische Luft und Eisenpräparate die vorhandene Blutarmut des Gehirns zu bekämpfen. Beim nervösen K. sind absolute Ruhe und Schonung, die Vermeidung aller geistigen und körperlichen Anstrengungen, greller Lichteindrücke u. dgl. sowie eine gehörig nahrhafte, leichtverdauliche und milde Diät (s. Nervenschwäche) durchaus erforderlich. Gegen den halbseitigen K. verfahre man, wie unter Migräne angegeben. Beruht der K. auf Verdauungsstörungen, so sind eine knappe, magere Diät, salinische Abführmittel und eröffnende Klystiere am Platze. Bei rheumatischem K. erweisen sich warme Einhüllungen des Kopfes, spirituöse Einreibungen und Senfteige sowie die innerliche Darreichung der Salicylsäure nützlich; die syphilitischen K. verlangen eine sorgfältige Behandlung mit Jod oder Quecksilber. Gegen manche hartnäckige Formen des K. leistet die Anwendung des elektrischen Stroms treffliche Dienste. Von innern Mitteln, welche teils während der Anfälle, teils längere Zeit hindurch gebraucht werden, sieht man öfters vom Chinin, Bromkalium, Coffeïn, salicylsaurem Natron, Nitroglycerin, Antifebrin, Antipyrin, Phenacetin u. a. gute Erfolge, doch sollten dieselben nur auf ärztliche Verordnung genommen werden.

Kopfschraube, s. Schrauben.

Kopfschuppen, s. Schuppen.

Kopfschwarte, s. Kopf.

Kopfstation, s. Bahnhöfe (Bd. 2, S. 291 b).

Kopfsteuer, roheste und unvollkommenste Art der Personalsteuer, welche die Individuen ohne Unterschied und ohne Rücksicht auf die größere oder geringere Leistungsfähigkeit gleichmäßig trifft. Sie wurde namentlich unterworfenen Völkerschaften auferlegt und steht überhaupt in engem Zusammenhang mit der Unfreiheit. In Preußen wurde noch 1811 eine K. als außerordentliche Kriegssteuer erhoben; auch die durch das Edikt vom 7. Sept. 1811 eingeführte Steuerregulieruug enthielt für die kleinern Städte und das platte Land dadurch, daß jede über 12 Jahre alte Person eine feste Personalsteuer von ½ Thlr. zu zahlen hatte, eine ausgesprochene K. In Rußland hat die K. am längsten bestanden. Sie wurde von Peter d. Gr. für die nach Gemeinden fest abgegrenzte bäuerliche Bevölkerung und die bürgerlichen Städtebewohner geschaffen und betrug für den Bauer 80 Kopeken, für jeden Bürger 1 Rubel 20 Kopeken. Später wurde sie öfter erhöht, durch kaiserl. Ukas von 1882 und 1883 aber eingeschränkt und 1885 (Sibirien ausgenommen) völlig beseitigt. Für die Domänenbauern trat die Befreiung erst 1887 ein. Auf ihnen verbleibt allerdings der zuletzt als K. erhobene Betrag von 18,8 Mill. Rubel fast vollständig, wenn auch in anderer Gestalt (als Kopfgeld [obrok]); die sibir. Bauern zahlen unverändert die K. im Betrage von ungefähr 8 Mill. Rubel.

Kopfstimme, s. Falsett.

Kopfstück, früher im allgemeinen eine Münze mit dem Bildnis des Münzherrn; im besondern das in Österreich und den Staaten der süddeutschen Münzkonvention ausgeprägte 20-Kreuzerstück. In Bremen hießen K. die 12-Grotenstücke, in Dänemark die 20-Schillingstücke. Halbe K. waren die österr. 10-Kreuzerstücke oder Zehner.

Kopftetanus, ein nach Verletzungen im Gebiete eines der 12 Hirnnerven eintretender Wundstarrkrampf (Tetanus, s. d.), der mit Lähmung des Gesichtsnerven und Krampf der Schlundmuskeln, wie bei der Tollwut (daher auch Tetanus hydrophobicus genannt) verbunden ist. Bei akutem Verlauf endigt die Krankheit meist tödlich, während die chronischen Fälle häufiger in Heilung übergehen.

Kopftier, Leittier, in der Jägersprache das dem Rudel Wild voranziehende Alttier.

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]