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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Laynez – Lazarus

dann von Aylesbury ins Parlament gewählt. 1858 trat L. eine Reise nach Indien an und wurde 1860 von neuem für Southwark ins Parlament gewählt. Im Juli 1861 nahm er wieder den Posten eines Unterstaatssekretärs im Auswärtigen Amt an, den er bis zum Juli 1866 bekleidete. Bei der Bildung des Ministeriums Gladstone (Dez. 1868) wurde er zum Minister der öffentlichen Arbeiten ernannt, gab aber diesen Posten schon Okt. 1869 auf, um als Gesandter nach Madrid zu gehen. Im März 1877 wurde er auf den Botschafterposten in Konstantinopel berufen, den er 1880 aufgab. Seitdem lebt er als Privatmann in Italien und England. Über seine Reisen und Entdeckungen berichtet er in: «Nineveh and its remains» (2 Bde., Lond. 1849 u. ö., mit Atlas von 100 Tafeln; deutsch von Meißner, Lpz. 1850), «Discoveries at Nineveh and researches at Babylon» (Lond. 1853; deutsch von Zenker, Lpz. 1856), «Early adventures in Persia, Susiana and Babylonia» (2 Bde., 1887).

Lāynez, Lainez, Jakob, geb. 1512 zu Almazon in Castilien, war einer der ersten Genossen des Ignatius von Loyola (s. d.) und nach diesem 1558 bis zu seinem Tode 19. Jan. 1565 General des Jesuitenordens. Er nahm zuerst als päpstl. Theolog, dann als Ordensgeneral an den Verhandlungen des Tridentinischen Konzils teil und vertrat dort die strengsten papistischen Grundsätze.

Layor-Carang, Algen, s. Agar-Agar.

Lazarett (von Lazarus, s. d.), s. Krankenhaus.

Lazarettbaracke, s. Baracke und Barackensystem.

Lazarettfieber, soviel wie Flecktyphus (s. d.).

Lazarettgehilfen, im deutschen Heere diejenigen Mannschaften des Sanitätspersonals, welche zur Unterstützung der Ärzte bei Verbänden und andern Verrichtungen des niedern Chirurgendienstes bestimmt sind. Sie gehören zum Unteroffizierstande und sind Kombattanten.

Lazarettinspektor, s. Inspektor.

Lazarettkommission, leitete früher den Dienst in den Militärlazaretten, ist aber seit 1873 durch einen Chefarzt (s. d.) ersetzt.

Lazarettreservedepot, eine Feldsanitätsformation (s. d.) der deutschen Armee, die den Bedarf an Material für die Krankenpflege zu decken hat. Jedem Armeekorps wird ein L. beigegeben, welches sich am Etappenhauptort befindet. Das L. besteht aus 2 Offizieren, Lazarettinspektoren, Feldapothekern, chirurg. Instrumentenmachern, Unteroffizieren u. s. w.

Lazarettschiffe, Schiffe, deren Zweck in dem Transport und der Behandlung der im Seekrieg Verwundeten oder Kranken besteht. Nach dem Zusatzartikel 12 vom 26. Okt. 1868 der Genfer Konvention hat jedes Lazarettschiff die weiße Flagge mit rotem Kreuz neben seiner Nationalflagge zu führen. Außerdem soll jedes militär. Lazarettschiff einen äußern Anstrich von weißer Farbe mit grüner Batterie (d. h. einen grünen Streifen in der Höhe der Batteriepforten rings um das Schiff herum) und jedes von einem Hilfsverein ausgerüstete und staatlich mit Freibrief versehene Lazarettschiff einen gleichfalls weißen Anstrich mit roter Batterie erhalten. Die L. leisten in der Seeschlacht den Verwundeten und Schiffbrüchigen Beistand, dürfen jedoch die Bewegungen der kämpfenden Schiffe nicht behindern. Dem Zwecke nach unterscheidet man außer den Seeschlacht-Lazarettschiffen noch Stationslazarettschiffe, die von den Stationen mit Kolonialbesitz für die Behandlung der Kranken der Truppen und Marinemannschaften da verwendet werden, wo das ungesunde Klima der Küste die Behandlung am Land nicht gestattet; ferner Transportlazarettschiffe für den Invaliden- und Krankenverkehr aus entlegenen Kolonien nach dem Mutterlande, und schließlich Expeditionslazarettschiffe, die die Flotten bei kriegerischen Aktionen ins Ausland begleiten, daher die vollendetste Art der L. darstellen müssen.

Lazaretttyphus, s. Flecktyphus.

Lazarettzug, s. Sanitätswesen.

Lazaristen, Beiname der vom heil. Vincenz von Paul (s. d.) mit Unterstützung der reichen Familie Gondy 1624 gestifteten, 1632 von Urban Ⅷ. bestätigten Kongregation der Priester der Mission. L. hießen sie nach dem ihnen 1632 eingeräumten Kollegium St. Lazarus in Paris. Sie waren zunächst bestimmt, Missionen unter dem Landvolke zu halten, haben später aber auch die Leitung von Seminarien übernommen und in der Heidenmission gewirkt. Während der Revolution aufgehoben, wurden sie 1816 wiederhergestellt. Sie hatten auch in Preußen einige Häuser, wurden aber 1873 als mit den Jesuiten verwandt ausgewiesen. Ihr General residiert zu Paris.

Lazarĭum, späterer Name von Bethanien (s. d.).

Lazărus (dasselbe Wort wie Eleasar, d. i. Gotthilf), nach dem Johannesevangelium der von Jesu vom Tode auferweckte Bruder der Maria und Martha von Bethanien (Joh. 11, 1 fg.; 12, 1 fg.). Denselben Namen führt in einem Gleichnisse bei Lukas (16, 20) der von dem reichen Manne hartherzig behandelte, mit dem Aussatz behaftete Arme. Die röm. Kirche macht letztern zum Schutzpatron der Kranken, namentlich der Aussätzigen, und nach ihm wurden die Hospitäler, die bis zum 13. Jahrh., besonders des durch die Kreuzzüge verbreiteten Aussatzes wegen, häufig angelegt wurden, Lazarette genannt. In Palästina bildete sich zu jener Zeit der Lazarus-Orden (s. d.).

Lazarus, Moritz, Philosoph der Herbartschen Schule, geb. 15. Sept. 1824 zu Filehne in der preuß. Provinz Posen, studierte in Berlin Geschichte, Naturwissenschaften, Jurisprudenz und Philosophie, ließ sich 1850 in Berlin als Privatgelehrter nieder und veröffentlichte seine erste Schrift: «Die sittliche Berechtigung Preußens in Deutschland» (Berl. 1850), welcher sein größeres Werk: «Das Leben der Seele in Monographien» (Bd. 1 u. 2, 3. Aufl. 1883‒85; Bd. 3, 2. Aufl. 1882), folgte. Seit 1859 gab L. in Gemeinschaft mit H. Steinthal die «Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft» heraus und legte dadurch den Grund zu der Wissenschaft, welche die Gesetze des geistigen Lebens in der Gesamtheit ebenso zu erforschen sucht, wie die bisherige Psychologie diejenigen der Individuen. 1860 wurde er als Professor der Psychologie und Völkerpsychologie an die Universität in Bern berufen, 1862 zum Ordinarius ernannt. 1866 kehrte er nach Berlin zurück und wurde 1867 Lehrer an der Kriegsakademie. Seit 1873 lehrt er als ord. Honorarprofessor an der Universität in Berlin. Von seinen Abhandlungen sind besonders erschienen: «Über den Ursprung der Sitten» (Berl. 1860; 2. Aufl. 1867), «Über die Ideen in der Geschichte» (ebd. 1865; 2. Abdr. 1872), «Zur Lehre von den Sinnestäuschungen» (ebd. 1867), «Ein psychol. Blick in unsere Zeit» (2. Aufl., ebd. 1872), «Was heißt national?» (ebd. 1880), «Erziehung und Geschichte» (Bresl. 1881), «Unser Standpunkt»