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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Loja - Lokomobile.

höhere Schule (Colegio), Wollweberei und -Färberei, Handel mit Fieberrinde und 10,000 Einw.

Loja (Loxa, spr. lochha), Bezirksstadt in der span. Provinz Granada, in malerischer Lage am Jenil, welcher ober- und unterhalb der Stadt tiefe Schluchten (Infiernos de L.) durchfließt, an der Eisenbahn von Granada nach Malaga und Cordova, hat winkelige Straßen, (1878) 18,249 Einw., Tuchweberei und Mühlenbetrieb. In der Umgebung ausgezeichneter Landbau, Flachs- und Hanfkultur. L. ist das alte Ilipula Magna und Geburtsort des Marschalls Narvaez. Es hat durch das Erdbeben im Januar 1885 sehr gelitten.

Lokal (lat., v. locus, "Ort"), örtlich, auf einen Ort bezüglich, auf ihn beschränkt; als Substantiv: Örtlichkeit, zu einem bestimmten Zweck eingerichtete Räumlichkeit; lokalisieren, örtlich beschränken, z. B. eine Krankheit, einen Krieg.

Lokalbahnen, s. Nebenbahnen.

Lokalfarbe, in der Malerei der einzelne Farbenton in seiner ursprünglichen, ungebrochenen Reinheit, ohne die verändernde, dämpfende oder hebende Wirkung von Schatten, Licht und den benachbarten Tönen. Der Gegensatz ist der Gesamtton.

Lokalgefechte, Kämpfe um einzelne Gebäude, Dörfer, Gehölze u. dgl., spielen erst seit Einführung der zerstreuten Fechtart eine große Rolle und sind oft ausschlaggebend für die Schlacht, z. B. St.-Privat 18. Aug., Bazeilles 1. Sept. 1870.

Lokalien (lat.), in Österreich Seelsorgerstationen in weit ausgedehnten Pfarreien; Lokalisten, die Seelsorger derselben.

Lokao, s. Chinesisch Grün.

Lokatar (lat.), Abmieter, Pachter; vgl. Lokator.

Lokation (lat.), Vermietung, Verpachtung; Festsetzung der Reihenfolge, z. B. im Konkurs.

Lokationsurteil (Prioritätsurteil), im frühern Konkursverfahren der richterliche Ausspruch, wodurch den Gläubigern eines Falliten angezeigt ward, in welcher Klasse sie für ihre Forderungen, soweit die Masse reichte, befriedigt werden sollten.

Lokativ (lat.), s. Kasus.

Lokator (lat.), Vermieter, Verpachter, im Gegensatz zum Lokatar, dem Abmieter, Pachter.

Loke (Loki), in der nord. Mythologie die Personifikation des Feuers, aber mehr in seiner verderblichen Richtung, Sohn des Riesen Farbauti und der Laufey oder Nal, war zwar nicht vom Asengeschlecht, doch vor uralter Zeit in Blutbrüderschaft mit Odin und unter die Asen aufgenommen und erscheint im obigen Sinn meist als das böse Prinzip unter den Göttern (eine Art Teufel). Er wird geschildert als ein Gott von schönem Ansehen, aber von böser Denkungsart und vor allen andern durch List, Betrug und Unbeständigkeit sich auszeichnend. Die Erzählung seiner boshaften Streiche, mit denen er die Asen selbst oft in Verlegenheit bringt, bildet einen sehr interessanten Teil der alten Göttersagen. Urheber alles Verderblichen in der Welt, zeugt er mit der Riesenfrau Angurboda ("Angstbotin") aus Jötunheim drei den Asen feindliche Kinder: den Wolf Fenrir, der Odin im letzten Weltkampf verschlingen soll, Jormundgandr (die Midgardschlange), das Symbol des einst alles vertilgenden Weltmeers, und die Todesgöttin Hel. Am Ende der Welt kämpft L. und sein Geschlecht mit den Asen und ist der letzte, der fällt. Vgl. Weinhold, Die Sagen von L. (in Haupts "Zeitschrift für deutsches Altertum", Bd. 7).

Lokeren, gewerbreiche Stadt in der belg. Provinz Ostflandern, Arrondissement St.-Nicolas, im Waesland, an der kanalisierten Durme, Knotenpunkt der Bahnlinien L.-Termonde-Alost, L.-Assenede und Antwerpen-Gent, hat Fabriken für Baumwollenstoffe, Damast, Zwilch, Spitzen, Chemikalien und Tabak, Seilerbahnen, Bleichen, Handel mit Getreide, Leinsaat, Hanf, Flachs, Leinwand, eine höhere Knabenschule, ein bischöfliches Collège und zählt (1885) 18,841 Einwohner.

Lókiec (spr. -etz), poln. Elle, = 0,576 m.

Lokinga, Gebirge, s. Babisa.

Lokkum (Loccum), Dorf und Kloster im preuß. Regierungsbezirk Hannover, Kreis Stolzenau, in anmutiger Gegend unweit Bad Rehburg, hat eine großartige Klosterkirche (im Übergangsstil 1240-77 erbaut, 1854 restauriert), eine wertvolle Bibliothek, ein Archiv, ein evangelisch-luther. Predigerseminar, Wollspinnerei, eine Dampfmühle und (1885) 1784 evang. Einwohner. Abt, Prior und Konvent bilden das administrative Kollegium dieses noch erhaltenen evangelischen Klosters. Der Abt von L., erster Geistlicher Hannovers, ist zugleich Landschaftsrat und Präsident der kalenbergischen Landschaft, auch Mitglied des Landeskonsistoriums. Das Kloster L. (ehedem Lucca, Abbatia Luccensis), 1163 vom Grafen Wilbrand von Hallermund gestiftet und mit Cisterciensermönchen besetzt, wurde 1593 reformiert. Vgl. Weidemann, Geschichte des Klosters L. (Götting. 1822); Schuster, Das Kloster L. (Hannov. 1876).

Lokmân, nach der arabischen Sage ein berühmter Weiser vor Mohammed, der bald als König von Jemen, bald als Prophet, bald als abessinischer Sklave erscheint. Seinen Namen trägt eine kleine Sammlung von Fabeln in vernachlässigter arabischer Sprache, die indes nur eine etwa im 12. oder 13. Jahrh. von einem Christen gemachte Bearbeitung der sogen. Äsopischen Fabeln sind und ihren großen Ruf in keiner Weise verdienen. Sie wurden zuerst von Erpenius (Leid. 1615 u. öfter), neuerdings von Schier (2. Aufl., Dresd. 1839), Derenbourg (Berl. 1850) u. a. herausgegeben.

Lokomobile (lat., hierzu Tafel "Lokomobile"), eine "von der Stelle bewegliche" Dampfmaschine (s. d.) zum Betrieb von Arbeitsmaschinen, welche mit dem Kessel und allen Betriebsteilen auf einem Wagen möglichst einfach und kompendiös angeordnet ist und somit das Gegenstück zu der stationären oder feststehenden Dampfmaschine bildet, welche, vom Kessel getrennt, auf gemauertem Fundament festgeschraubt ist. Die L. dient zum Betrieb der Dreschmaschinen, Kornreinigungs-, Häckselschneidemaschinen und der Dampfpflüge, wird aber auch überall da benutzt, wo es sich um eine vorübergehende Arbeitsleistung oder eine häufige Ortsveränderung des Motors handelt, so zum Betrieb der Sägegatter im Walde, der Ziegel- und Torfpressen, der Wasserhebemaschinen für Bewässerungen oder zum Trockenlegen von Baugruben. Die Ortsveränderung der L. erfolgt in der Regel durch Spannvieh, nur in wenigen Fällen, wie z. B. bei dem Dampfpflug, durch die eigne Betriebskraft, in welchem Fall die Maschine als Straßenlokomotive bezeichnet wird. Die wichtigste Bedingung, welche an die L. gestellt werden muß, ist, daß dieselbe leicht transportabel und möglichst einfach sei. In zweiter Linie muß auf einen geringen Konsum an Brennmaterial Rücksicht genommen werden. Beide Bedingungen sucht man durch Anwendung von Kesseln mit einer im Verhältnis zum Inhalt großen Heizfläche und mit hoher Dampfspannung sowie von Dampfmaschinen mit hoher Kolbengeschwindigkeit u. mit Expansion, jedoch ohne Kondensation zu erfüllen.