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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Muhd; Mühlbach; Mühlberg; Mühlburg; Mühldorf; Mühle; Mühlen; Mühlenbeutelmaschinen

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Muhd – Mühlenbeutelmaschinen

nur noch als fakultativer Fasttag. Die Schiiten betrauern an diesem Tage das Andenken an den Martertod des Husejn (s. d.) bei Kerbelâ.

Muhd, marokk. Getreidemaß, s. Almude.

Mühlbach. 1) M., ungar. Szász-Sebes, rumän. Sabesiu Stadt mit geordnetem Magistrat mit dem Titel königl. Freistadt im ungar. Komitat Hermannstadt (Szeben) in Siebenbürgen, früher Vorort des gleichnamigen Sachsenstuhls, an dem zur Maros fließenden M., Sitz eines Oberstuhlrichters, Bezirksgerichts, Steuer- und Forstamtes, hat (1890) 6692 rumän. und deutsche E., evang. Kirche (15. Jahrh.), eine der schönsten des Landes, ein evang. Untergymnasium; großes ärarisches Dampfsägewerk, Eisenwerk, Getreide- und Weinbau. Eine 1743 und 1770 in M. angesiedelte Kolonie aus Baden bewohnte früher den äußern Teil der Stadt, hat jedoch jetzt in M. überhaupt großen Einfluß gewonnen. – 2) Marktflecken in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Brixen in Tirol, an dem in die Rienz stürzenden Valserbach, in 775 m Höhe, am Eingang ins Pusterthal, an der Linie Villach-Franzensfeste der Österr. Südbahn, nach dem Brande von 1874 wieder aufgebaut, hat (1890) 579 E. und ist ein viel besuchter Sommeraufenthalt. Nicht weit davon die 1809 viel umkämpfte Mühlbacher Klause, jetzt verfallen, das aus den Franzosenkämpfen (2. April 1797) berühmte Dorf Spinges (1101 m, 274 E.) und auf steilem Fels an der Rienzschlucht die Burg Rodeneck, Stammschloß des ältesten Tiroler Geschlechts von Rodeneck, jetzt im Besitze des Grafen Karácsonyi.

Mühlbach, Luise, s. Mundt, Klara.

Mühlberg. 1) Stadt im Kreis Liebenwerda des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, früher zum Kurkreis des Königreichs Sachsen gehörig, rechts an der Elbe, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Torgau), hatte 1890: 3438 E., darunter 36 Katholiken, 1895: 3533 E., Post, Telegraph, drei Kirchen, darunter die Kirche (1228) des ehemaligen Klosters Güldenstern, ein Schloß, und ist bekannt durch die Niederlage, die Kurfürst Johann Friedrich Ⅰ. von Sachsen 24. April 1547 durch Kaiser Karl Ⅴ. erlitt. – Vgl. Bertram, Chronik der Stadt und des Klosters M. (Torg. 1865); Panse, Beiträge zur Geschichte der Schlacht bei M. (Mühlb. 1875); Lenz, Die Schlacht bei M. (Gotha 1879). – 2) Marktflecken im preuß. Landkreis und Reg.-Bez. Erfurt, Enklave im Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha, hatte 1890: 1350, 1895: 1311 E., Postagentur, Telegraph; Landwirtschaft, Kalk-, Gips- und Sandsteinbrüche. In der Nähe die drei Gleichen (s. d.).

Mühlburg, ehemalige Stadt, seit 1886 mit Karlsruhe vereinigt.

Mühldorf. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Oberbayern, hat 634,15 qkm und 1890: 35768, 1895: 36015 (17835 männl., 18180 weibl.) E. in 94 Gemeinden mit 1258 Ortschaften, darunter 1 Stadt – 2) Bezirksstadt im Bezirksamt M., früher eine salzburgische Grenzfeste, am Inn, über den eine 100 m lange Brücke führt, an den Linien München-Simbach und Eisenstein-Rosenheim der Bayr. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Traunstein), hatte 1890: 2938, 1895: 3357 E, darunter 85 Evangelische, Postfilialexpedition, Telegraph; Eisenhammer. – M. ist denkwürdig durch die Schlacht (auch Schlacht bei Ampfinq genannt), in der 28. Sept. 1322 König Ludwig Ⅳ., der Bayer, seinen Gegenkönig, Herzog Friedrich von Österreich, besiegte und gefangen nahm. Die erst spät auftauchende Sage von der Führung des Ritters Schweppermann ist unbegründet. – Vgl. Riezler, Geschichte Bayerns, Bd. 2 (Gotha 1880).

Mühle, s. Mühlen; als Spiel s. Mühlenspiel.

Mühlen, ursprünglich Bezeichnung für die zum Getreidemahlen bestimmten Maschinen. Der Begriff Mühle ist jedoch später auf fast alle durch Wasser- oder Windkraft betriebenen Werkanlagen ausgedehnt worden, wie aus den Bezeichnungen Mahl-, Öl-, Brett-, Säge-, Stein-, Papier-, Walk-, Pochmühlen u. s. w. erhellt. Erst die Ausbildung der verschiedenen Arbeitszweige hat dazu geführt, daß viele der früher mit M. bezeichneten Werkanlagen sich heute den Namen Fabrik beigelegt haben; doch ist es jetzt noch gebräuchlich, von folgenden M. zu sprechen: Mahlmühlen, welche aus Getreide Mehl und Gries erzeugen (s. Mehlfabrikation). Graupenmühlen (s. d.), welche Getreide ohne beabsichtigte Mehlbildung zu Graupen verarbeiten. Schrotmühlen (s. d.), in denen Getreide, Lohe, Knochen, Tabak u. dgl. ohne beabsichtigte Mehlbildung zerkleinert werden. Reismühlen (s. d.), welche Reis schälen. Ölmühlen, welche Ölsaaten schlagen (s. Ölpressung). Sägemühlen, welche aus Baumstämmen Bretter schneiden (s. Sägemaschinen). Je nachdem die Mühlwerke, gleichgültig welchem Zwecke sie dienen, durch Dampf-, Wasser- oder Windkraft betrieben werden, unterscheidet man Dampf-, Wasser- oder Windmühlen.

Mühlenbeutelmaschinen, Mehlsichtmaschinen, in der Mehlfabrikation (s. d.) diejenigen Maschinen, welche die Mahlgutteile durch ebene oder prismatische Siebe nach ihrer Größe trennen. Es arbeiten mit ebenen Sieben: Absauber und Plansichter, mit prismatischen Sieben: Cylinder und Centrifugalsichter. Der Absauber (s. nachstehende Fig. 1) ist ein in pendelartigen Stützen schwingendes Rüttelsieb, welches das Beutelgut infolge seiner schwingenden Bewegung langsam auf der Siebfläche vorwärts treibt. Er wird vornehmlich in der Kopperei zum Abscheiden der groben Beimengungen aus dem Getreide (Schrollenabsauber) und in der Griesputzerei zum Sortieren der Griese verwendet.

^[Abb. Fig. 1.]

Der Plansichter (Patent C. Haggenmacher, Budapest) arbeitet gleichfalls mit ebenen Sieben, deren kreisende Bewegung derjenigen des Handsiebes nachgebildet ist. Er besteht aus einem in vier Pendeln hängenden oder auf vier Kurbeln liegenden hölzernen Rahmen A (Fig. 2), der seine kreisende Bewegung von einem Kurbelzapfen B erhält. In diesem Holzrahmen liegen Siebe C und Sammelböden D so übereinander geschichtet und derart miteinander durch Gänge verbunden, daß das Beutelgut auf seinem Wege von Sieb zu Sieb in Schrot, Gries, Dunst und Mehl zerteilt wird und jede Sorte getrennt den Sichter verläßt. Die Be- ^[folgende Seite]