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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Oitava - Oken

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Oise'

Ermenonville und Chantilly, bedeutend ist die Zucht von Pferden (1887: 53899), Schafen (400488), Geflügel und Bienen und lebhaft die Industrie, welche Stabeisen, Stahl, Leinwand, Spitzen, Seide, Teppiche, wollene und baumwollene Waren, Leder, Porzellan, Fayence, Papier, Chemikalien und Rübenzucker herstellt. Der Handel wird durch die Schiffahrt auf der O. und Aisne, durch die Bahnen Paris-Creil-Amiens, Paris-Beauvais, St. Quentin-Creil u. a. (1880 zusammen 720,9 km) und (1892) 601,7 km Nationalstraßen begünstigt. Das Departement hat 8 Colleges. – Vgl. E. Deladreue und Pihan, Géographie physique et historique du département de l'Oise (Beauvais 1887).

Oitāva, portug. Hohlmaß, s. Alqueire; ferner portug. Gewicht, s. Arratel.

o. J., bei bibliogr. Angaben Abkürzung für ohne Jahr.

Ojibway, Indianerstamm, s. Odschibwe.

Ojo, Hauptstadt von Joruba (s. d.).

Ojolava, früher Name der Insel Upolu (s. d.).

Ojtoz (auch Ojtos), Engpaß (586 m) in den nordöstl. Karpaten in Siebenbürgen, führt von Bereczk bei Kezdi Vásárhely im Háromszéker Komitat nach der Moldau und vermittelt einen regen Handelsverkehr. Er ist bekannt durch die Verteidigung seitens der Honvéds gegen die Russen 1849.

Ok., hinter wissenschaftlichen Namen naturhistor. Gegenstände Abkürzung für Lorenz Oken (s. d.).

Oka (Okka, Ocka), die seit März 1874 nur noch im Münzwesen gesetzliche Geltung besitzende, aber im Verkehr noch fast ausschließlich übliche türk. Gewichtseinheit. Die O. wird in 4 Litra oder 400 Dirhem (Dramm, Drachmen) zu 16 Kirát oder 64 Grán eingeteilt und hat eine Schwere von 1282,945 g; 44 O. = 1 Kantár von Konstantinopel. Die türkische O.ist auch in Rumänien, Serbien und Bulgarien gebräuchlich. In Ägypten ist die gewöhnliche O. von 400 Drachmen = 1235,36 g. In Griechenland ist die O. oder Stadera (ursprünglich der türkischen gleich) von 400 alten Drachmen = 1280 g oder neuen griech. Drachmen. In Hodeida (Arabien) ist die O. = 2¾ engl. Handelspfund = 1247,3798 g.

O. ist auch ein türk. Flüssigkeitsmaß für den Kleinverkehr, das eine Gewichtsoka Brunnenwasser faßt, = 1,281 l, ferner ein griech. Kleinhandels-Ölmaß von 2½ alten Gewichtsoken Inhalt.

Oká. 1) Rechter Nebenfluß der Wolga, entspringt in 220 m Seehöhe an der Südgrenze des russ. Gouvernements Orel, fließt im allgemeinen nordöstlich durch die Gouvernements Orel, Tula, Kaluga, Moskau, Rjasan, Tambow, Wladimir und Nishegorod und mündet nach 1546,5 km in einer Breite von 707 m bei Nishnij Nowgorod. Das Flußgebiet beträgt 241399,8 qkm. Hauptnebenflüsse sind links die Ugra, Moskwa, Kljasma; rechts die Upa, Mokscha, Tescha. Die O. ist eine wichtige Verkehrsstraße Rußlands; sie ist schiffbar von der Stadt Orel an auf 1443 km, Dampfschiffe gehen von Bjelew an auf 1390 km. –

2) Linker Nebenfluß der Angara im russ.-sibir. Gouvernement Irkutsk, entspringt auf dem Sajanischen Gebirge, fließt nordnordöstlich und mündet, im Unterlauf schiffbar, nach 850 km bei Bratskoj Ostrog.

Okanagen, Indianerstamm, s. Flatheads.

Okanda, afrik. Strom, s. Ogowe.

O-Kanizsa, ungar. Ort, s. Kanizsa.

Okarber Mineralbrunnen, s. Selzerbrunnen.

Okavango, südafrik. Fluß, s. Kubango. ↔

Okeanīden oder Okeanīnen, die Töchter des Okeanos (s. d. und Nymphen).

Okeănos (lat. Oceanus), der gewaltige Strom, der nach der ältesten Weltansicht der Griechen Erde und Meer rings umfaßt und, selbst unbegrenzt, die Grenze aller sichtbaren Dinge bildet. Er gilt in der Ilias als eine Art Urquell aller Dinge, aus welchem nicht nur alle Quellen, Bäche und Flüsse sowie das Meer, sondern auch die Götter selbst entstanden sind. Personifiziert erscheint er als freundlicher Greis, der älteste der Götter, der mit seiner Gattin, der ehrwürdigen Tethys, fern im Westen wohnt, von einer zahlreichen Töchterschar, den Okeaniden, umgeben. Zu ihnen brachte Rhea die Hera, als Zeus die Herrschaft des Kronos stürzte. Nach Hesiod ist O. ein Sohn des Uranos und der Gaia und Vater von je 3000 Strömen und Okeaninen, d. i. Quellen. – Dargestellt wird er als bärtiger Greis, auf Reliefs meist der Gaia gegenüber wie andere Ortsgottheiten lagernd und auf den Ellbogen gestützt. Am Kopfe trägt er nach Art der Flußgötter (s. d.) Stierhörner, zuweilen aber auch statt derselben Krebsscheren; Wasserurne, Füllhorn, Seetiere, Schilf und Scepter sind seine Attribute. Im Gigantenkampf ist er am Altar von Pergamon gebildet. – Später hieß Ocean das große äußere Meer, insbesondere das Atlantische, im Gegensatz zu den innern, namentlich zum Mittelländischen.

Oken, Lorenz, eigentlich Ockenfuß, welchen Namen er später in O. verwandelte, Naturphilosoph und Naturforscher, geb. 1. Aug. 1779 zu Bohlsbach in der Ortenau, studierte zu Würzburg und Göttingen und lebte dann daselbst mehrere Jahre als Privatdocent, bis er 1807 als außerord. Professor der Medizin nach Jena berufen wurde, wo seine Vorlesungen über Naturphilosophie, allgemeine Naturgeschichte, Zoologie mit vergleichender Anatomie, Pflanzen-, Tier- und Menschenphysiologie vielen Beifall fanden. 1810 wurde er Hofrat, 1812 ord. Professor der Naturwissenschaften. Im Spätherbst 1816 fing er an, die «Isis» herauszugeben, ein encyklopäd. Blatt, vorzugsweise aber naturhistor. Inhalts. Da damals in Weimar eine nur wenig beschränkte Preßfreiheit herrschte, so wurden an O. Beschwerden und Klagen gesendet, die anderwärts nicht veröffentlicht werden konnten und die auch O. in die «Isis» aufnahm, sobald sie ein allgemeines Interesse hatten. Dadurch erregte er auswärts großes Mißfallen, so daß endlich die Weimar. Regierung ihm die Alternative stellte, entweder die Professur oder die «Isis» aufzugeben. O. that das erstere, während die «Isis» im Weimarischen verboten und nun in Rudolstadt gedruckt wurde, bis sie 1848 zu erscheinen aufhörte. Seit Niederlegung seiner Professur lebte O. als Privatgelehrter in Jena, mit der Herausgabe der «Isis» und seiner naturhistor. Werke beschäftigt, bis er 1828 an die neu errichtete Universität zu München ging, wo er anfangs als Privatdocent naturhistor. Vorlesungen hielt und dann ord. Professor wurde. 1832 folgte er einem Rufe an die neu errichtete Universität zu Zürich, wo er 11. Aug. 1851 starb.

Sein Hauptbestreben war die Darstellung eines allgemeinen, in sich zusammenhängenden, alle Reiche der Natur und deren Elemente umfassenden Natursystems, dessen philos. Begründung den Inhalt seines «Lehrbuchs des Systems der Naturphilosophie» (Jena 1809–11; 3. Aufl., Zür. 1843) bildet, während er es in dem «Lehrbuch der Naturgeschichte»

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 558.