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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Oidium – Oise

des Königs und erfüllte hiermit das Orakel. Seine Mutter gebar ihm den Eteolles und Polyneikes, die Antigone und Ismene. Die Folge dieser unnatürlichen Verbindung war eine Pest, von der das Orakel nur dann Befreiung versprach, wenn der entfernt werde, der den Fluch über das Land gebracht. Da wurde, zuerst vom Seher Teiresias, das Geheimnis enthüllt. Iokaste erhenkte sich, O. stach sich beide Augen aus, wurde vertrieben und, nachdem er nach langem Umherirren, begleitet von seiner Tochter Antigone (s. d.), in den Hain der Eumeniden bei Kolonos in Attika gelangt war, auf geheimnisvolle Weise von der Erde entrückt. Nach anderer Überlieferung war er in Eteonos auf der Grenze zwischen Böotien und Attika begraben, wo er neben Demeter heroische Ehren genoß. Doch auch zu Athen befand sich in einem Heiligtum der Erinnyen, welches zwischen der Akropolis und dem Areopag gelegen war, ein Grabdenkmal des O. Der Besitz seiner Gebeine galt als ein Schutz gegen feindliche Einfälle. Das unheilvolle Schicksal des Hauses aber setzte sich fort in dem Bruderzwiste zwischen Eteokles und Polyneikes, über welche der Vater wegen ihres hartherzigen Verhaltens gegen ihn den Fluch ausgesprochen hatte. (S. Sieben gegen Theben.) Von den auf diesen Mythus bezüglichen Tragödien sind des Sophokles’ «König O.» und «O. auf Kolonos», sowie von denjenigen, welche die Schicksale der Kinder des O. behandelten, die «Sieben gegen Theben» des Äschylus, die «Antigone» des Sophokles und die «Phönizierinnen» des Euripides erhalten; aus der röm. Tragödie der «Ödipus» und die «Phönissä» des Seneca. Auch die bildende Kunst hat die Schicksale des O. und seines Hauses häufig dargestellt. – Vgl. Schneidewin, Die Sage vom O. (Gött. 1852); Overbeck, Die Bildwerke zum thebischen und troischen Heldenkreis (Halle 1853); Comparetti, Edipo (Pisa 1867); Bréal, Le mythe d’Oedipe (in «Mélanges de mythologie», Par. 1877).

Oïdĭum Link, Eischimmel, Gattung von Pilzen, deren Mycelium conidientragende Hyphen entwickelt, die als die Conidienform von Perisporiaceen (s. Pyrenomyceten) anzusehen sind. Diese Hyphen bilden an ihrer Spitze kettenartig gereihte eiförmige Conidien (s. Tafel: Pflanzenkrankheiten, Fig. 6 b). Von vielen Arten ist allerdings der Zusammenhang mit Ascosporenfrüchten oder Perisporiaceen noch nicht nachgewiesen, so z. B. auch nicht für die bekannteste Art O. Tuckeri Berk., den Pilz der Traubenkrankheit (s. d.). Eine andere wichtige Art ist der sog. Soorpilz, O. albicans Rob., der die unter den Namen Schwämmchen (s. d.), Aphthen, Soor bekannte Mundkrankheit der Kinder hervorruft. Außerdem ist noch zu erwähnen der auf saurer Milch, auf Wein, Bier u. dgl. vorkommende Milcheischimmel, O. lactis Frei, welcher früher fälschlich als der Erreger der Milchsäuregärung angesehen wurde.

Oidtmanns Purgativ, s. Geheimmittel.

Oignon (spr. onnjóng), franz. Fluß, s. Ognon.

Oigob, afrik. Volksstamm, s. Massai.

Oil (engl., spr. eul), Öl.

Oil-City (spr. eul ßitti), Stadt im County Venango im nordöstl. Teile des nordamerik. Staates Pennsylvanien, an der Mündung des Oil Creek in den Alleghany, mit (1890) 10932 E., ist Hauptmittelpunkt der sehr bedeutenden Petroleumproduktion der Gegend, hat Petroleumraffinerien, natürliches Gas, Kesselfabrikation u. s. w. 1892 wurden hier durch Entzündung eines Petroleumteichs Menschenleben und Häuser vernichtet.

Oineus (Öneus, d. h. der Weinmann), nach der Ilias der Sohn des Portheus, Gemahl der Althaia oder der Periboia, Vater des Tydeus und Meleager und König von Kalydon in Ätolien. Seit der Zeit der Tragiker gilt er als Vater der Deïaneira und als Schwiegervater des Herakles. Nach spätern Schriftstellern raubten dem O. die Söhne seines Bruders Agrios die Herrschaft, gaben diese ihrem Vater und mißhandelten O. sogar; O.’ Enkel Diomedes aber erschlug dafür den Agrios und dessen Söhne bis auf zwei und nahm O. mit sich in die Peloponnes, wo O. von jenen beiden Söhnen des Agrios bei dem Altar des Telephos in Arkadien erschlagen wurde. Diomedes bestattete ihn in Argos und benannte nach ihm die Stadt Önoe. Nach andern starb O. in hohem Alter bei Diomedes in Argos.

Oinomāos, Vater der Hippodameia (s. d.).

Oinōne, Insel, s. Ägina.

Oinōne, Gattin des Paris (s. d.).

Oinopíon, d. h. der Weintrinker, s. Orion.

Oinusai, Inselgruppe, s. Önusen.

Oirat, soviel wie Kalmücken (s. d.).

Oiron-Fayencen (spr. ŏaróng), s. Henri-deux-Fayencen.

Oisans (spr. ŏasáng), wildes, von der Romanche durchflossenes Alpenthal der Dauphiné-Alpen (s. Westalpen) im franz. Depart. Isère, Arrondissement Grenoble, war im Mittelalter ein Teil der Landschaft Graisivaudan. Hauptort ist Le Bourg d’Oisans mit (1891) 2543 E.

Oise (spr. ŏahs’), rechter Nebenfluß der Seine in Nordfrankreich, entspringt in den Ardennen im südlichsten Teil der belg. Provinz Hennegau (südlich von Chimay), fließt nach SW., nimmt im Depart. Aisne links Serre und Lette, im Departement O. links Aisne und rechts Brèche und Thérain auf und mündet im Depart. Seine-et-Oise 22 km unterhalb Paris bei Conflans Ste. Honorine nach einem 305 km langen Lauf. Die O. hat ein Flußgebiet von 16677 qkm, ist durch Kanäle mit Schelde, Sambre und Somme verbunden, wird oberhalb der Aisne-Mündung von einem 29 km langen Seitenkanal begleitet und ist von Chauny ab 138 km weit schiffbar.

Oise (spr. ŏahs’), franz. Departement, wird von den Depart. Somme (N.), Aisne (O.), Seine-et-Marne und Seine-et-Oise (S.), Eure und Seine-Inférieure (W.) begrenzt, umfaßt Teile der ehemaligen Isle-de-France (Valois, Noyonais und etwas von Soissonnais) und der Picardie (Teile von Santerre und Amiénais), zählt auf 5854 qkm (1891) 401835 E. (1311 weniger als 1886), darunter 15932 Ausländer, d. i. 68,7 auf 1 qkm, zerfällt in 4 Arrondissements (Beauvais, Clermont, Compiègne, Senlis) und 35 Kantone mit 701 Gemeinden. Beauvais ist Hauptstadt. Das Departement O. wird von der O. und ihren Zuflüssen Aisne, Brèche und Thérain bewässert, an der Südostgrenze vom Ourcq und an der Westgrenze von der Epte bespült, von zahlreichen niedrigen Hügelketten durchzogen, die sich im W. bis 235 m erheben, hat ein gemäßigtes gesundes Klima und vorzugsweise Ackerboden (4117 qkm), welcher (1894) 2451200 hl Weizen, 258508 hl Roggen, (1893) 4787,2 t Gerste und 54587,5 t Hafer sowie Kartoffeln, Gemüse, Zuckerrüben, Flachs, Hanf, Äpfel zur Ciderbereitung (1894: 368953 hl), doch nur wenig Wein (1894: 2657 hl auf 201 ha, 1884‒93 im Durchschnitt 3076 hl) liefert. Große Forste sind die von Compiègne,