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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Optisch - Optometer

selben gemachte Vorbehalt, bis zu einem bestimmten Zeitpunkte für die Erhaltung ihrer bisherigen Staatsangehörigkeit zu optieren (lat., wünschen, wählen). Diejenigen, welche von diesem Vorbehalt Gebrauch machen, heißen Optanten. - Vgl. Stoerk, Option und Plebiscit (Lpz. 1879).

Optisch, zur Optik gehörig, auf das Sehen oder den Gesichtssinn bezüglich.

Optische Instrumente, alle diejenigen nach optischen Grundsätzen konstruierten Apparate, welche von den Gegenständen solche Bilder entwerfen, die sich durch besondere Deutlichkeit, besondere Größe, besondere Lage oder andere gewünschte Eigenschaften von den durch direkte Betrachtung im Auge erzeugten Bildern unterscheiden. Die Elemente der O. I. sind Spiegel, Prismen, Linsen, Linsenkombinationen, zuweilen auch Krystalle und Flüssigkeiten. Die bekanntesten, zur Verschärfung der Sehkraft dienenden O. I. sind Brille, Lupe, Fernrohr, Mikroskop, von denen die beiden letztern für die wissenschaftliche Forschung von großer Bedeutung sind. Der Arzt gebraucht O. I. zur Beobachtung verborgener Teile (Augenspiegel, Kehlkopfspiegel), zur Bestimmung des Sehvermögens des Auges (Optometer). Ferner sind zahlreiche O. I. als Untersuchungsmittel und Demonstrationsapparate in den Naturwissenschaften in Gebrauch. Auch die photogr. Camera (s. Photographie) ist zu den O. I. zu rechnen. Über die genannten O. I. siehe die Einzelartikel. - Vgl. Czapski, Theorie der O. I. (Bresl. 1893).

Optisches Dynamometer, soviel wie Dynameter (s. d.).

Optisches Glas, s. Glas (für wissenschaftliche Zwecke).

Optische Täuschung, Augentäuschung, Bezeichnung für die Gesichtstäuschungen (s. d.) und die Pseudoskopischen Erscheinungen (s. d.).

Optische Telegraphen, diejenigen Telegraphen (s. d.), bei denen von Ort zu Ort sich fortpflanzende Lichtstrahlen telegr. Zeichen überbringen. Es kann dies auf zwei verschiedene Arten geschehen; in dem einen Falle werden die von entsprechend starken Lichtquellen ausgesendeten Lichtstrahlen direkt oder nach Reflexion an Spiegeln selbst zur Zeichengebung benutzt, in dem andern Falle entsprechend beleuchtete weithin sichtbare Objekte. Die Dauer des Vorzeigens, die Farbe der Lichtstrahlen, endlich die gegenseitige Stellung der Objekte oder Lichtquellen sind die Elemente, die zur Zusammensetzung der telegr. Zeichen dienen. Die erste Art des optischen Telegraphierens fand bereits in den sog. Feuer- und Fackeltelegraphen des Altertums häufige Anwendung. In unserm Jahrhundert schlug Gauß zum Telegraphieren mit Lichtblicken seinen für geodätische Messungen konstruierten Heliotropen (s. d.) vor. Für die Zwecke der Schiffahrt, ferner für Vermessungs- und Kriegszwecke (s. Feldtelegraphen) benutzt man heute vorwiegend Lichtblicke von reflektiertem Sonnenlicht oder künstlichem, insbesondere elektrischem Licht und bedient sich dabei meist der Morsezeichen, indem man deren Punkte durch kurze, deren Striche durch länger dauernde Lichtblicke bezeichnet. Mitunter wird auch mittels an die Wolken geworfener und von diesen reflektierter Strahlen künstlichen Lichts telegraphiert. Hierher gehören auch die Spektrotelegraphie (s. d.) und das Photophon (s. d.). Zu den der zweiten Art von O. T. angehörigen optischen Zeichentelegraphen brachen 1633 der Marquis von Worcester, 1660 der Franzose Amontons die Bahn. Der Engländer Rob. Hooke war der erste, welcher einen solchen Telegraphen wirklich herstellte; 1763 errichtete Edgeworth für seinen Privatgebrauch eine telegr. Linie von London nach Newmarket. Die 1750 von Bergsträsser in Hanau vorgeschlagene telegr. Flaggenlinie gelangte nicht zur Ausführung. Erst 1789 wurde von den Gebrüdern Chappe (s. d.) ein wirklich brauchbarer Telegraph vorgeschlagen. Die erste nach ihrem System ausgeführte Linie wurde 1794 von Paris nach Lille gebaut und auf ihr als erste Nachricht die Einnahme von Condé nach Paris gemeldet. Diese 225 km lange Linie besaß 22 Stationen, zu deren Durchlaufen ein Zeichen etwa 2 Minuten brauchte. Es folgte schnell eine Reihe von andern Linien, hauptsächlich für Kriegszwecke bestimmt, zunächst in Frankreich, bald auch in England, Deutschland, Amerika und andern Ländern. Von Paris nach Calais (255 km) lief ein Zeichen in 4 Minuten, nach Straßburg (450 km) in 5 Minuten 52 Sekunden, nach Brest (562 km) in 6 Minuten 50 Sekunden. Für die Telegraphenstationen wurden auf erhabenen Punkten Türme oder sonstige Gebäude errichtet, und zwar je nach den Terrainverhältnissen in Abständen von 4 bis 30 km. Jede Station beobachtete mit fest gerichteten Fernrohren die beiden Nachbarstationen und gab die erhaltenen Zeichen weiter, sie gleichzeitig aufzeichnend. Für die einzelnen Buchstaben und Ziffern, zum Teil auch für ganze Wörter und Satzverbindungen waren bestimmte Zeichen festgesetzt. Chiffrierte Telegramme gingen durch alle nicht den Schlüssel der Schrift besitzenden Stationen, ohne daß in diesen ihr Inhalt bekannt wurde. Die französischen O. T. bestanden aus einem Balken (Regulator) und zwei an seinen Enden drehbar befestigten kürzern Flügeln, die durch Hebel und Schnüre vom Beobachtungszimmer aus so gestellt werden konnten, daß sie Winkel von 45, 90, 135, 180, 225, 270 und 315° mit dem Regulator bildeten. Der Regulator selbst konnte in einer vertikalen Ebene in 4 verschiedene Stellungen (^[img]) gebracht werden, so daß im ganzen 4 x 7 x 7 = 196 verschiedene Zeichen gegeben werden konnten (^[img] u. s. w.). Jedes Zeichen blieb so lange stehen, bis es vom nächstfolgenden Telegraphen nachgebildet wurde. Dem englischen Zeichentelegraphen gab Lord Murray 1795 in zwei lotrechten Rahmen je drei übereinander liegende achteckige, um ihre Achse drehbare Klappen, die ihre Öffnung entweder deckten oder offen ließen; die gegenseitige Stellung der offenen und geschlossenen Felder lieferte 64 verschiedene telegr. Zeichen. Der preußische Telegraph besaß an jeder Seite eines senkrechten Mastes drei Flügel, die unter Winkeln von 0, 45, 90 und 135° gegen den Mast gestellt werden konnten und so 4096 verschiedene Zeichen zu bilden ermöglichten. Ein mäßiger Satz gelangte in 15 Minuten von Berlin an den Rhein durch 50 Stationen von etwa 15 km durchschnittlicher Entfernung. Nachts wurde mit Hilfe von Fackeln telegraphiert. Verwandt hiermit sind die noch heute gebräuchlichen O. T. der Eisenbahnen (s. Eisenbahnsignale, Bd. 5, S. 883 a.). Schiffe verständigen sich am Tage und bei hellem Wetter durch Signalflaggen (s. Flaggen, Bd. 6, S. 864 a).

Optomēter (grch.), optische Instrumente, die durch Bestimmung des Fernpunktes des Auges den Refraktionszustand und durch gleichzeitige Be-^[folgende Seite]