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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Paarden - Pacholeks.

Familie besaß seit 1624 das General-Erblandpostmeisteramt in den österreichischen Erbstaaten, und auch nachdem dasselbe unter Kaiser Karl VI. abgelöst war, behielt sie die Direktion des Postwesens. Jetziges Haupt des Geschlechts ist Fürst Karl Johann Wenzel P., geb. 7. Juli 1834. - Sein Oheim, Graf Ludwig von P., geb. 26. März 1817, ist, nachdem er österreichischer Geschäftsträger am Hof zu Turin, dann seit 1857 Gesandter in Parma, Modena und Stockholm gewesen, seit 1874 Botschafter beim päpstlichen Stuhl in Rom.

Paarden (Pferde), in der Schiffersprache s. v. w. Taue, s. Takelage. ^[richtig: Takelung.]

Paarzeher (Artiodactyla), Säugetiere, deren Füße nur mit der dritten und vierten Zehe den Boden berühren; s. Huftiere.

Pabianíze (poln. Pabianice), Fabrikstadt im russisch-poln. Gouvernement Piotrkow, Kreis Lask, am Ner, südlich von Lodz, hat regen Handel, Fabrikation, besonders in Baumwolle, einen großen Jahrmarkt und (1885) 11,895 Einw.

Pabst, Heinrich Wilhelm, Landwirt, geb. 26. Sept. 1798 zu Maar in Oberhessen, erlernte die Landwirtschaft auf den Gütern des Freiherrn v. Riedesel, ward 1823 Lehrer und Buchhalter bei dem landwirtschaftlichen Institut zu Hohenheim und 1831 Ökonomierat und beständiger Sekretär der landwirtschaftlichen Vereine im Großherzogtum Hessen. Hier stiftete er eine landwirtschaftliche Lehranstalt zu Darmstadt und pachtete für dieselbe das Gut Kranichstein. 1839 ward er Direktor der landwirtschaftlichen Akademie zu Eldena, 1843 Geheimer Finanzrat im Hausministerium in Berlin und Mitglied des königlichen Landesökonomiekollegiums. 1845 übernahm er die Direktion der landwirtschaftlichen Akademie zu Hohenheim, und 1856 folgte er einem Ruf als österreichischer Ministerialrat für Landeskultur und Direktor der Reichslehranstalt zu Ungarisch-Altenburg. 1861 wurde er als Vorstand des Departements für Landeskultur in das Ministerium für Handel und Volkswirtschaft berufen. Doch trat er bereits 1867 wieder zurück und starb 10. Juli 1868 in Hütteldorf bei Wien. Er schrieb: "Lehrbuch der Landwirtschaft" (Darmst. 1832-34, 2 Bde.; 7. Aufl. von Hamm, Wien 1866; neue Ausg., Berl. 1885); "Landwirtschaftliche Taxationslehre" (Wien 1853; 3. Aufl. von Hamm, das. 1881); "Anleitung zur Rindviehzucht" (Stuttg. 1829; neu bearb. 1851, 4. Aufl. 1880).

Pabulatores (lat., "Futtersucher"), im 3. Jahrh. diejenigen Anachoreten, die, völlig nackt oder nur mit einem kleinen Schurz versehen, wie die Tiere in den Wäldern umherstrichen und größtenteils von Kräutern und Wurzeln lebten.

Pabutsch (türk.), Pantoffel, Oberschuh der Frauen, welche über die gelben Saffianstiefel gezogen werden; P. parasi, Pantoffelgeld, Trinkgeld.

Pacaraima (Sierra P.), südamerikan. Gebirgskette, auf der Grenze von Venezuela und der brasilischen Provinz Amazonas (s. Parima).

Pacasmayu, Hafenort im Departement Lambayaque der Republik Peru, als Ausgangspunkt der nach Cajamarca führenden Eisenbahn von Bedeutung, mit (1876) 1091 Einw.

Pacca, Bartolommeo, röm. Kardinal, geb. 25. Dez. 1756 zu Benevent, ward 1785 Erzbischof in partibus und Nunzius zu Köln, 1794 Nunzius in Lissabon und 1801 Kardinal, worauf er nach Rom zurückkehrte. In den Streitigkeiten Pius' VII. mit Frankreich bewies er sich als treuer Anhänger des Papstes und ward daher von ihm 1808 als Prodatar zu seinem Minister ernannt. Da er die Bannbulle gegen Napoleon I. 1809 in Rom verbreitet hatte, ward er 6. Juli von den Franzosen mit dem Papst gefangen aus Rom weggeführt und 2½ Jahre auf der Festung San Carlo bei Fenestrelles in Haft gehalten. Infolge des Konkordats von Fontainebleau 1813 wieder frei, überredete er den Papst, dasselbe zu brechen, und wurde deshalb vom Kaiser im Januar 1814 nach Uzès verbannt. Nach Napoleons I. Sturz in seine Würden wieder eingesetzt und 1830 zum Bischof von Ostia und Velletri ernannt, wirkte er im Gegensatz zu Consalvi auf die schroffste Reaktion hin. Er starb 19. April 1844 in Rom. Litterarisch hat er sich bekannt gemacht durch seine "Memorie istoriche del ministerio di due viaggi in Francia e della cattività nel castro di San Carlo" (Rom 1830, 3 Bde.; neue Ausg., Orvieto 1843), "Notizie sul Portogallo" (Rom 1835), "Relazione del viaggio di papa Pio VII etc." (das. 1833), welche Werke (Augsb. 1831-36, 6 Bde.) auch deutsch erschienen. - Sein Großneffe Bartolommeo, geb. 25. Febr. 1817 zu Benevent, ward 1875 ebenfalls zum Kardinal ernannt und starb 13. Okt. 1881.

Paccanaristen, kath. Kongregation, von N. Paccanari zu Spoleto 1792 gestiftet und von Pius VI. mit der unter dem Schutz des Kardinals Migazzi und der Erzherzogin Marianne von Neudorf bei Wien nach Hagenbrunn verpflanzten und 1798 in Prag mit einer neuen Anstalt versehenen "Gesellschaft des heiligen Herzens Jesu" (s. Heiliges Herz Jesu) 18. April 1799 verschmolzen. Die P. stifteten Ordenskolonien in Italien, Holland, Frankreich u. England und wurden 1800 in Rom aufgenommen. Nach Wiederherstellung des Jesuitenordens 1814 traten sie sämtlich zu diesem über.

Pacchionische Granulationen (spr. packjoni-), kleine warzige, zotten- oder kolbenförmige Auswüchse auf der Außenseite der Spinnwebenhaut des Gehirns, vornehmlich im Verlauf der Längsspalte, welche vom spätern Kindesalter an fast in allen Leichen gefunden werden, gewöhnlich aber keine größere Fläche bedecken und meist nicht über hirsekorn- oder hanfkorngroß werden, jedenfalls aber keine Bedeutung bei Krankheiten haben. Die Pacchionischen Granulationen bestehen nur aus Bindegewebe und höchstens spärlichen Gefäßen und sind nur dadurch bemerkenswert, daß durch sie das Schädeldach zuweilen verdünnt oder gar durchwachsen wird.

Pace (engl., spr. pehs), Schritt (als Längenmaß = 2½ Fuß engl.); in der Reitkunst s. v. w. Gang, Gangart; full p., im vollen Lauf.

Pacem (lat.), "Frieden" (wünsche ich dir); danach "das P.", in der katholischen Messe die den Priestern während des Agnus Dei (s. d.) zum Küssen dargereichte Metallplatte; auch der vom firmenden Bischof erteilte Backenstreich.

Pacentro (spr. -tschéntro), Flecken in der ital. Provinz Aquila, Kreis Solmona, mit Weberei, Seidenzucht und (1881) 3957 Einw.

Pacheco (spr. -tscheko), Maria, s. Padilla 2).

Pachino (spr. -kino), Stadt in der ital. Provinz Syrakus (Sizilien), Kreis Noto, unweit des Kap Passaro, mit Kastell, Viehmärkten, Thunfischerei, Wein- und Olivenbau und (1881) 7413 Einw.

Pacho (spr. patscho), Stadt im Departement Cundinamarca der südamerikan. Republik Kolumbien, nordwestlich von Cipaquirá, 1810 m ü. M., mit Kohlengrube und Eisenschmelze und (1870) 6015 Einw.

Pacholeks, die berittenen, leicht gepanzerten Diener der polnischen Edelleute, welche hinter diesen kämpften; s. Husaren.