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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Quittungsbogen - Quoy et Gai.

lauf einer Frist von 30 Tagen von der Ausstellung an begann, ist nach dem Einführungsgesetz zur deutschen Zivilprozeßordnung, § 17, an den Ablauf einer Zeitfrist nicht mehr gebunden. Nach dem Entwurf eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs (§ 270) hat der Schuldner die Kosten der Q. zu tragen, wofern sich nicht aus dem zwischen Gläubiger und Schuldner bestehenden Rechtsverhältnis etwas andres ergibt.

Quittungsbogen, s. Aktie, S. 263.

Quittungssteuer, die für Ausstellung von Quittungen gezahlte Verkehrssteuer (s. d.), welche auf dem Weg der Stempelung, insbesondere durch Stempelmarken (daher auch Quittungsstempel), die der Pflichtige kauft, aufklebt und kassiert, erhoben wird. Der Eingang der Q. läßt sich nur durch Androhung von Strafen im Fall der Entdeckung, zumal bei Inanspruchnahme gerichtlicher Hilfe, sicherstellen. Im übrigen ist die Kontrolle eine sehr schwierige, der Reiz zu Hinterziehungen deswegen, besonders wenn die Steuer hoch bemessen ist, sehr groß. Infolgedessen muß man sich mit einem mäßigen Satz begnügen, der in gleicher Höhe alle Beträge von einem gewissen Satz ab trifft (in Frankreich seit 1871: 10 Cent. von 1 Frank und mehr, in England seit 1853: 1 Penny von Quittungen über 1 Pfd. Sterl. übersteigende Beträge). Der in Deutschland 1881 angestellte Versuch, eine Q. einzuführen, welche alle 20 Mk. übersteigenden Beträge treffen sollte, ist gescheitert, indem man außer den genannten Übelständen der Q. auch gegen dieselbe geltend machte, daß sie die Zahlungen ohne Ausstellung von Quittungen begünstige.

Quitzow, altes, einst sehr mächtiges, noch jetzt bestehendes Adelsgeschlecht wendischer Abstammung in der Mark Brandenburg, benannt nach dem Dorf Q. bei Perleberg in der Priegnitz. In der Zeit der innern Wirren unter der wittelsbachischen und luxemburgischen Herrschaft im 14. Jahrh. gelangten die Quitzows zu großer Macht und betrieben das Fehdewesen und den Straßenraub im großen. Die Söhne des Ritters Kuno auf Quitzhöfel, Dietrich von Q., der auf Friesack saß, und sein jüngerer Bruder, Hans auf Plaue, waren der Schrecken der Bürger und Bauern, führten mit benachbarten Fürsten auf eigne Faust Krieg, zerstörten 1402 Straußberg, wurden zwar von den Städtern geschlagen, aber von Jobst von Mähren immer geschützt. Sie huldigten dem vom Kurfürsten Siegmund 1411 eingesetzten Statthalter, Burggrafen Friedrich von Nürnberg, setzten aber ihre Raubzüge fort und mußten 1414 mit Waffengewalt unterdrückt werden. Ihre Hauptfesten, Friesack und Plaue, wurden erobert, dazu noch über 20 andre Raubburgen. Hans geriet in Gefangenschaft, Dietrich kam im Elend um. Ein Dietrich von Q. war 1606 brandenburgischer Feldmarschall. Vgl. v. Klöden, Die Quitzows und ihre Zeit (2. Aufl., Berl. 1846, 4 Bde.).

Quitzstrauch, s. Sorbus.

Qui vive! (franz., spr. ki wihw), Anruf der franz. Posten, das deutsche "Wer da?" Bis zur Revolution war der Ruf "Qui va la?" gebräuchlich. Auf dem Q. sein, s. v. w. auf der Hut, achtsam sein.

Qui vivra, verra (franz.), "wer leben wird, wird sehen", d. h. die Zukunft wird's zeigen.

Quixeramobim (spr. kischera-, Campo major de Q.), Stadt in der brasil. Provinz Ceará, am gleichnamigen Fluß (geht zum Jaguaribe), hat ausgedehnte Rindvieh- und Pferdezucht und 3000 Einw.

Quoad (lat.), sofern, anlangend.

Quod Deus bene vertat (lat., abgekürzt Q. d. b. v.), was Gott günstig wenden möge.

Quod erat demonstrandum (lat.), was zu beweisen war.

Quodlibet (v. lat. quod libet, "was beliebt"), ordnungslose Zusammenstellung verschiedener Gegenstände, namentlich ein Gemälde, in welchem die heterogensten Dinge zu einem malerischen Ganzen scherzhafter Gattung zusammengestellt sind; ein aus 13 verschiedenen Touren zusammengesetztes Kartenspiel, besonders in studentischen Kreisen beliebt; in der Musik s. v. w. Potpourri, eine Aneinanderreihung von Bruchstücken verschiedenartiger bekannter Kompositionen mit humoristischer Tendenz. Im 16.-17. Jahrh. nannte man Q. (auch Messanza, Mistichanza) eine scherzhafte kontrapunktische Verkoppelung verschiedener Melodien, Naturlaute etc., ein buntes Durcheinander, wie in Jannequins "Schlacht", "Hasenjagd", "Weiberklatsch" und ähnlichen Stücken von Gombert, Matthias Hermann u. a.

Quod licet Jovi, non licet bovi (lat.), "was dem Jupiter erlaubt ist, ist darum noch nicht dem Ochsen erlaubt", d. h. die Handlungen finden in Ansehung ihres Urhebers verschiedene Beurteilung.

Quod non est in actis, non est in mundo (lat.), "was nicht in den Akten steht, ist nicht in der Welt", d. h. existiert nicht für den Richter; Grundsatz des frühern schriftlichen Prozesses.

Quomodo (lat.), auf welche Weise.

Quorndon, Dorf in der engl. Grafschaft Leicester, mit 1816 Einw., berühmt wegen seiner Fuchsjagden. Dabei die Granitbrüche von Mount Sorrel und die Kalköfen von Barrow upon Soar.

Quorra, Fluß, s. Niger.

Quorum (engl.), gesetzlich bestimmte Anzahl erwählter Mitglieder, z. B. die zur Beschlußfähigkeit erforderliche im Parlament.

Quos deus perdere vult, prius dementat (lat.), "wen Gott verderben will, den verblendet er zuvor", die lateinische Übertragung eines schon bei verschiedenen griech. Schriftstellern vorkommenden Ausspruchs.

Quos ego! (lat.), "euch werd' ich -!", berühmte Aposiopese, und zwar Drohruf des Neptun bei Vergil (Aen., I, 135), mit welchem jener den Winden, die ohne seinen Willen gestürmt hatten, Ruhe gebietet.

Quot capita, tot sensus (lat.), Sprichwort: so viel Köpfe, so viel Sinne.

Quote (lat.), Bruchteil eines Ganzen, z. B. einer Erbschaft; bei Abrechnungen oder Abgaben der Anteil, welcher auf den Einzelnen kommt. Quotieren, diese Verteilung bewirken.

Quotidian (lat.), täglich; Quotidianfieber, täglich eintretende Wechselfieber.

Quotient (lat.), die bei der Division gefundene Zahl (s. Division).

Quotisieren (franz.), die Quoten bestimmen, besonders im Steuerwesen den auf jeden fallenden Anteil festsetzen. Vgl. Kontingentierung der Steuern.

Quotität (lat.), Anteilsverhältnis; Quotitätssteuer s. Repartitionssteuern.

Quousque tandem (lat., "wie weit, wie lange noch?"), sprichwörtlicher Ausdruck nach den Anfangsworten von Ciceros erster Catilinarischer Rede, wo es heißt: Quousque tandem, Catilina, abutere patientia nostra? ("Wie lange noch, Catilina, willst du unsre Geduld mißbrauchen?").

Quoy et Gai., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für J. R. C. Quoy (gest. 1869) und J. P. Gaimard (gest. 1858), welche 1819 die Expeditionen von Freycinet und d'Urville begleiteten und ihre große zoologische Ausbeute beschrieben.