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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sarnes - Sarpi.

alpenreiche Melchthal, an dessen Eingang die Flüelikapelle steht, die Melch-Aa. Auf der linken Thalseite im Hintergrund des Schlierenthals liegt Schwendi-Kaltbad mit einer Stahlquelle von 4,7° C.

Sarnes, s. v. w. Frambösie.

Sarnĭa, Stadt in der britisch-amerikan. Provinz Ontario, an der Ausmündung des St. Clair-Flusses aus dem Huronensee, der nordamerikanischen Stadt Port Huron gegenüber, hat (1881) 3874 Einw.

Sarno, Stadt in der ital. Provinz Salerno, an der Bahnlinie Neapel-Avellino, ist Bischofsitz, hat eine Kathedrale (von 1625), ein altes Schloß, Seminar, Seidenzucht, Papierfabrikation, Druckerei, Baumwoll-, Lein- und Bandweberei, Mineralquellen und (1881) 14,464 Einw. Der bei S. entspringende gleichnamige Fluß (im Altertum Sarnus) fließt in südwestlicher Richtung, treibt zahlreiche Fabriken und mündet zwischen Castellammare und Torre dell' Annunziata ins Mittelländische Meer. Er steht mit dem Kanal von S. in Verbindung, welcher westlich am Vesuv entlang bei Pompeji vorüber ins Meer führt. Am Flusse Sarnus erlag 552 der Ostgotenkönig Tejas den Byzantinern unter Narses.

Sarnthaler Alpen, s. Ötzthal.

Saron, Ebene in Palästina, an der Küste des Mittelmeers, zwischen Jafa (Joppe) und dem Karmel, durchschnittlich 15 km breit und 50 km lang, durch reiche Vegetation und treffliche Viehweiden ausgezeichnet, längs des Meeresufers aber sandig und sumpfig. Am Südende, nordöstlich bei Jafa, liegt Sarona, eine von Württembergern (von der Gesellschaft der sogen. Tempelfreunde) 1868 gegründete Ackerbaukolonie (1882 mit 194 Seelen).

Saronischer Meerbusen, im Altertum Name des Golfs von Ägina.

Saronno, Flecken in der ital. Provinz Mailand, Kreis Gallarate, an der Lura und der Eisenbahn Mailand-S.-Varese, hat eine Madonnenkirche mit schönen Fresken von Bern. Luini, Gaud. Ferrari u. a., ein Konviktkollegium, Baumwollindustrie, lebhaften Handel und (1881) 5099 Einw.

Saros, Periode, s. Chaldäa.

Saros (Xeros), Golf von, die nordöstliche Spitze des Ägeischen Meers, welche durch die Halbinsel von Gallipoli gebildet wird.

Sáros (spr. schārosch), ungar. Komitat am rechten Theißufer, wird von Galizien und den Komitaten Zemplin, Abauj-Torna und Zips umschlossen und umfaßt 3791 qkm (68,84 QM.). Von der Nordgrenze aus streichen die Bieskiden mit ihren wald- und weidereichen Ausläufern über das ganze Komitat hin. Hauptflüsse sind: die Tarcza, der Topla sowie der Hernád, welcher das südwestlich von malerischen Kalk- u. Schiefergebirgen eingeschlossene Thal durchfließt. Das Klima ist rauh, aber gesund. Die Einwohner (1881: 168,013) sind Deutsche, Slowaken und Ungarn. Die Thäler erzeugen alle Getreidegattungen, besonders baut man Flachs, Hanf, Buchweizen und Obst. Die mineralischen Schätze der Gebirge sind mit Ausnahme des Edelopals, welcher bei Vörösvágás vorkommt, gering. Hauptort des Komitats, welches von der Kaschau-Oderberger Bahn durchschnitten und nach dem alten Schloß S. an der Tarcza benannt wird, ist Eperies.

Sáros-Patak (Sáros-Nagy-Patak, spr. schārosch-nadj-), Markt im ungar. Komitat Zemplin, am Bodrog und am Fuß des weinreichen Hegyaljagebirges, Station der ungarischen Nordostbahn, mit reformiertem theologischen Kollegium (Bibliothek von 35,000 Bänden), Rechtsakademie und Obergymnasium, Staats-Lehrerpräparandie, Schloß und Park, Tuchweberei, bedeutendem Weinbau, Fischerei, Mühlsteinfabrikation und (1881) 4214 ungar. Einwohnern. Hier brach 1670 die erste Rákóczysche Verschwörung aus.

Sarothámnus Wim. (Besenstrauch), Gattung der Papilionaceen, Sträucher mit steifen, rutenförmigen Zweigen, dreizähligen Blättern und flach zusammengedrückten Hülsen. S. vulgaris Wim. (gemeiner Besenstrauch, Besenpfriemen, Pfriemenstrauch), dornenloser, immergrüner Strauch, 30-60 cm hoch, mit rutenförmigen Zweigen und großen, gelben Blüten, wächst in Deutschland auf schlechtem Boden, im Wald oft als lästiges Unkraut, eignet sich dagegen zur schnellen Anlegung von Kulturen auf Sandboden, auch zu Hecken und als Zierstrauch, wird in der Bretagne als Futterkraut gebaut, die Zweige dienen zu Besen, in Belgien zur Korbflechterei.

Sarpa, rechter Nebenfluß der Wolga im russ. Gouvernement Astrachan. Die Salzmoore von Chaki-Dshirlatschi, die sich auf etwa 160 km zwischen der Wolga und dem Manytsch hinziehen, geben der S. den Anfang, die auf ihrem Lauf im W. des Gouvernements mehrere Salzseen bildet.

Sarpēdon, bei Homer Sohn des Zeus und der Laodameia, Enkel des Bellerophon, war Fürst der Lykier und Bundesgenosse des Priamos. Bei der Erstürmung des Griechenlagers ist er mit Glaukos zuerst auf dem feindlichen Wall; nachdem er von Patroklos' Hand erlegt ist, entbrennt um seine Leiche ein furchtbarer Kampf, bis dieselbe von den Zwillingen Schlaf und Tod auf Zeus' Geheiß durch die Lüfte nach Lykien gebracht wird. Bei den Spätern ist S. Sohn des Zeus und der Europa und Bruder des Minos; von diesem aus Kreta vertrieben, erobert er sich eine Herrschaft in Lykien und lebt dort durch Zeus' Gnade drei Menschenalter.

Sarpfoß, ein von dem norweg. Fluß Glommen unweit der Stadt Sarpsborg gebildeter Wasserfall, 20 m hoch, welcher besonders im Frühling einen sehr schönen Anblick darbietet.

Sarpi, Paolo, berühmter ital. Geschichtschreiber, geb. 14. Aug. 1552 zu Venedig, trat in den Orden der Serviten, wurde Mitglied des Kollegiums zu Padua, kam in seinem 26. Jahr als Provinzial seines Ordens nach Rom und ward später Generalprokurator. Bei der Inquisition geheimer Verbindungen mit Ketzern angeklagt, sah er sich in jeder weitern Beförderung behindert. Endlich wählte ihn die Republik Venedig in dem Streit mit Papst Paul V. zu ihrem Theologen und Konsulenten, und er verteidigte die Freiheit der weltlichen Regierungen gegen die päpstliche Gewalt so entschieden und mutig, daß er vom Papst in den Bann gethan wurde. Mehrere Angriffe auf sein Leben bewogen ihn, sich in sein Kloster in Venedig zurückzuziehen, wo er 15. Jan. 1623 starb. Er war einer der aufgeklärtesten Katholiken seiner Zeit, der die Anmaßungen des Papstes, den blinden Glauben und den Jesuitismus kühn bekämpfte und in wesentlichen Punkten mit der evangelischen Lehre übereinstimmte. Seine Kenntnisse erstreckten sich fast über alle Zweige des menschlichen Wissens. Sein Hauptwerk ist die "Istoria del concilio Tridentino" (Lond. 1619; Flor. 1858, 4 Bde.; deutsch von Winterer, 2. Ausg., Mergenth. 1844, 4 Bde.), welche nachweist, daß die Wiedervereinigung der Protestanten mit der katholischen Kirche nur durch die Ränke und die Anmaßung des päpstlichen Stuhls verhindert wurde. Außerdem sind besonders seine Briefe schätzbar. Eine Gesamtausgabe seiner