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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sniatyn; Snider-Gewehr; Snieders; Snob; Snobarrinde; Snodfelle; Snoilsky; Snorri Sturluson

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Sniatyn - Snorri Sturluson.

Sniatyn, Stadt in Ostgalizien, am Pruth und an der Lemberg-Czernowitzer Bahn, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, mit Spital, Siechenhaus, Bierbrauerei, Gerberei, bedeutendem Getreide-, Eier- und Viehhandel und mit der deutschen Kolonie Augustdorf (1880) 10,832 Einw. (darunter 4063 Juden).

Snider-Gewehr (spr. sneider-), s. Handfeuerwaffen, S. 104.

Snieders, Johan Renier, vläm. Romanschriftsteller, geb. 21. Nov. 1812 zu Bladel in Nordbrabant, lebte als Arzt zu Turnhout; starb 1888. Er hat sich durch eine Reihe frischer und anziehender Erzählungen (großenteils Dorfgeschichten), wie "Het kind met den helm", "De hut van Wartje Nulph", "Dorpsverhalen", "De Meesterknecht", "Amanda", "Doctor Marcus", "De gouden Willem", "De Geuzen in de Kempen", "Narda" etc., einen beliebten Namen gemacht. - Auch sein Bruder August S., geb. 8. Mai 1825, anfänglich Buchdrucker, dann Redakteur des Antwerpener "Handelsblad", seit 1886 Mitglied der königlichen Akademie in Brüssel, hat sich als Novellist mit Glück versucht. Wir nennen die historischen Erzählungen: "De voetbranders", "De Franschen in Noord-Brabant 1793", "Antwerpen in Brand, tafereelen uit den jare 1576" (1876) etc. Manche seiner Novellen, wie "Der Orgeldreher", "Der arme Schulmeister" u. a., sind auch ins Deutsche übersetzt.

Snob (engl.), hohler, vornehm thuender Geck; Snobism, das Wesen und Treiben eines solchen.

Snobarrinde, s. Fichtenrinde.

Snodfelle, die Felle junger Seehunde.

Snoilsky, Karl Johan Gustaf, Graf, schwed. Dichter, geb. 8. Sept. 1841 zu Stockholm, studierte in Upsala und kam 1865 als Attaché zur schwedischen Gesandtschaft nach Paris; 1866 als zweiter Sekretär ins Auswärtige Ministerium nach Stockholm zurückberufen, rückte er 1874 zum ersten Sekretär auf, ward 1875 nach Kopenhagen als Chargé d'affaires gesandt, 1876 aber ins Ministerium zurückberufen und verließ 1879 den Dienst, um sich auf Reisen zu begeben. Schon in seinen ersten Dichtergaben: "Små dikter" (Stockh. 1861), zeigte sich ein ungewöhnliches Talent, ebenso in den "Orchideer" (das. 1862). Mit seinen gesammelten "Dikter" (3. Aufl. 1878) und seinen "Sonetter" (1871) errang er sich dann die erste Stelle unter den schwedischen Lyrikern der Gegenwart, und die Akademie nahm ihn 1876 in den Kreis der "Achtzehn" auf. Nächstdem erschienen: "Nya dikter" (1881), "Dikter" (dritte Sammlung, 1883) und "Dikter" (vierte Sammlung, 1887). S. ist vorwiegend Lyriker, durch und durch subjektiver Idealist. Frisches sinnliches Genußleben, jugendliche Schwärmerei für ein Ideal geistiger und politischer Freiheit bilden den Mittelpunkt seiner Dichtungen, die sich zugleich durch Formenschönheit und Reichtum des Kolorits auszeichnen. In der großen Reihe seiner lyrisch-epischen Dichtungen zeichnen sich die Balladen und epischen Bilder aus, deren Stoff eine tiefere Beseelung zuläßt. Einzelne Dichtungen wurden ins Deutsche, Französische und Italienische übersetzt; eine Auswahl seiner verdeutschten Gedichte gab Ad. Stern. S. hat sich auch durch eine meisterhafte Übersetzung von Goethes "Ballader" (1876) sowie auf dem Gebiet der Numismatik und Bibliographie einen Namen gemacht.

Snorri Sturluson, einer der bedeutendsten Isländer, der in der Geschichte der skandinavischen Litteratur wie in der seiner engern Heimat eine wichtige Rolle spielt, geb. 1179 auf dem Hof Hvamm in Island als Sprößling eines der ältesten Geschlechter der Insel, der Sturlunge. Er ward von seinem dritten Jahr an bei Jon Loptsson, dem Enkel Sämunds, zu Oddi erzogen und unterrichtet. Seinen durch Heirat erworbenen bedeutenden Reichtum verwandte er zum Teil auf Bauwerke in seinem Lieblingsgut Reykjaholt. Er bekleidete mehrmals das Amt eines Gesetzsprechers, welches damals die höchste Würde auf Island war. An den Bruderfehden der Sturlunge (von denen die "Sturlungasaga" handelt) war er, und nicht immer in rühmlicher Weise, beteiligt, wie denn Ehrgeiz und Habsucht ihm nicht abzusprechen sind. 1237 floh er vor seinem Bruder Sighvat und dessen Sohn nach Norwegen zum Herzog Skuli, mit dem er seit seinem ersten Aufenthalt in Norwegen (1218) eng befreundet war. König Hakon, dem S. der Mitschuld an Skulis Aufstand verdächtig war, erklärte ihn, da er 1239 gegen sein Verbot nach Island zurückkehrte, für einen Hochverräter, und in seinem Auftrag ward S. von Gizurr, seinem eignen Schwiegersohn, 22. Sept. 1241 zu Reykjaholt überfallen und ermordet. Ungleich rühmlicher als die politische ist die litterarische Thätigkeit Snorri Sturlusons. Diese betrifft zunächst die "Heimskringla" (so genannt nach den Anfangsworten der Haupthandschrift), eine Sammlung von 16 norwegischen Königssagas (von Halfdan dem Schwarzen, Harald Schönhaar, Hakon dem Guten, Harald Grafell, Olaf Tryggvason, Olaf dem Heiligen, Magnus dem Guten, Harald Hardradi, Olaf dem Friedfertigen, Magnus Barfuß, Sigurd dem Jerusalemfahrer, Magnus dem Blinden u. a.), der ein Prolog und die mythische "Ynglingasaga" vorhergehen. Überliefert ist die "Heimskringla" in den Handschriften: "Kringla" und "Jöfraskinna" (die beide 1728 in Kopenhagen verbrannten, aber in Abschriften erhalten sind), im "Eirspennill" und in der "Fríssbók" (hrsg. von Unger, 1871), welche Sturla Thordharsons Saga von Hakon dem Alten anhängt, dagegen die Saga von Olaf dem Heiligen fortläßt. Was Snorris Anteil an dieser Sammlung betrifft, so gehen die Ansichten darüber auseinander; jedenfalls benutzte er schon schriftliche Sagas, und sein Hauptverdienst ist das der kritischen Sichtung und Bearbeitung des vorhandenen Materials. Herausgegeben ward die "Heimskringla" von Peringskjöld (Stockh. 1697), von Schöning und Sk. Thorlacius (Kopenh. 1777-83, 3 Bde.), am besten, jedoch ohne Apparat, von Unger (Christ. 1868); teilweise ins Deutsche übersetzt von Wachter (Leipz. 1835-36), Mohnike (Strals. 1835-37), ins Dänische von Grundtvig (Kopenh. 1818-22), von Aall (Christ. 1838-39), ins Schwedische von Richert (Stockh. 1816 bis 1829), von H. Hildebrand (Örebro 1869-71, 3 Bde.). Vgl. P. E. Müller, Undersögelse om Kilderne til Snorros Heimskringla (das. 1823); G. Storm, "Snorre Sturlassöns Historieskrivning" (Kopenh. 1873); Boesen, S. (das. 1879). Ferner rühren nach alten Zeugnissen (das älteste in der Upsalaer Handschrift um 1300) die ältern Teile der jüngern Edda von S. her (daher "Snorra-Edda" genannt). Außer dem in dieser enthaltenen "Háttatal", einem Lobgedicht auf den König Hakon und den Jarl Skuli (s. Edda, S. 305), dichtete er auch Drapas (von denen jedoch nur ganz dürftige Reste erhalten sind) auf Jarl Hakon Galins Witwe Christine, auf den Bischof Gudmund Arason u. a. Neuerdings hat man es auch wahrscheinlich zu machen gesucht, daß das unter Sämunds des Weisen Namen überlieferte Gedicht "Noregs konungatal" eine Jugendarbeit von S. ist. Snorri Sturlusons schriftstellerische Thätigkeit fällt wahrscheinlich in die Jahre 1220-37.