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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sympathisch - Symptom

In der Physiologie bezeichnet S. (consensus) eine Eigenschaft des Organismus, vermöge deren durch die vermehrte oder verminderte Thätigkeit eines Organs auch die eines andern vermehrt oder vermindert wird. Der allgemeine Grund dieser physiologischen S. ist die enge Verbindung der einzelnen Teile des Organismus zu einem lebendigen Ganzen. Im einzelnen hat man als Verbindungsglied zwischen dem Organ, von dem die Thätigkeit ausgeht, und dem andern, auf das sie sich sympathisch (konsensuell) verbreitet, bald das Nervensystem, bald das Gefäßsystem, bald das Zellgewebe anzusehen. Ersteres wirkt besonders durch psychische Vermittelung oder Reflex. (S. Reflexbewegungen, Reflexerscheinungen.) Die Erscheinungen der S. zeigen sich schon vielfach im gesunden Zustande. Ein Organ bildet sich z. B. zu gleicher Zeit mit dem andern aus; die Stimme verändert sich mit eintretender Mannbarkeit; die Leber, die Speicheldrüsen, das Pankreas, die Magenschleimhaut sondern zur Zeit der Verdauung eine größere Menge Flüssigkeit ab; der Reiz des Lichts auf das Auge erregt Niesen, das Kitzeln Lachen u. s. w. Noch häufiger aber werden die Erscheinungen der S. in Krankheiten beobachtet. (S. Reflexkrämpfe und Sympathische Augenentzündung.)

Sympāthisch (grch., «mitleidend»), miterregend, Sympathie erregend oder erzeigend (s. auch Idiopathisch).

Sympathische Augenentzündung, eine bestimmte Form von Augenentzündung, die durch gewisse Nervenbahnen (Sehnerv und die im innern Auge sich verästelnden Empfindungsnerven) von dem erkrankten auf das zweite gesunde Auge übergeleitet wird. Sie kommt hauptsächlich nach Verletzungen eines Auges vor, jedoch auch bei anhaltenden Reizzuständen desselben, die durch im Auge weilende Fremdkörper oder Parasiten, Verkalkungen oder Verknöcherungen im Augeninnern, Zerrung der Iris oder des Ciliarkörpers durch Hornhautnarben, Lagenveränderungen der Krystalllinse u. s. w. unterhalten werden, und führt fast stets zur unheilbaren Erblindung des betroffenen Auges. Verhüten läßt sich der Ausbruch der S. A. nur durch Durchschneidung jener Nervenstämme, indem man entweder sämtliche am hintern Umfange des Augapfels austretende Nerven durchschneidet oder den Augapfel vollständig entfernt.

Sympathischer Nerv, sympathisches Nervensystem, s. Sympathicus nervus.

Sympetālen, Gamopetalen oder Monopetalen, eine der beiden Abteilungen der Dikotyledonen (s. d.), alle Pflanzen, die eine verwachsenblätterige Blumenkrone besitzen. Die S. umfassen die Ordnungen der Aggregaten (s. d.), Rubiinen (s. d.), Campanulinen (s. d.), Labiatifloren (s. d.), Tubifloren (s. d.), Contorten (s. d.), Diospyrinen (s. d.), Primulinen (s. d.), Bicornen (s. Bicornis).

Symphŏnie (grch.), alte Schreibart für Sinfonie (s. d.). Über S. als Musikinstrument s. Drehleier.

Symphonĭon, mechan. Musikinstrument, s. Musikinstrumente, mechanische.

Symphoricárpus, Pflanzengattung aus der Familie der Kaprifoliaceen (s. d.) mit einer nordamerik. Art, S. racemosus Mchx., Schneebeerstrauch, Schneeholder, Sankt Peterstrauch, einem in Gärten und Anlagen häufig angepflanzten Strauch, gegen 2 m hoch, mit eiförmigen, oben dunkelgrünen, unten bläulichen Blättern und kurzlockigen, fünfzähnigen, blaßrötlichen Blüten, welchen große, runde, schneeweiße, den größten Teil des Winters hindurch am Strauche bleibende Beeren folgen. Durch diese zahlreichen, zwischen der Belaubung leuchtenden Früchte hat sich dieser Strauch für Landschaftsgärten unentbehrlich gemacht. Man vermehrt ihn durch die oft bis zur Lästigkeit vielfach auftretenden Ausläufer.

Symphȳse (grch.), Knorpelfuge, die feste Vereinigung zweier Knochen durch Knorpelmasse (s. Gelenk).

Symphy̆tum L., Pflanzengattung aus der Familie der Boragineen (s. d.) mit 16 über Europa, Asien und Nordafrika zerstreuten Arten, mit meist durch herablaufende Blätter geflügelten Stengeln und in Wickelähren gestellten Blüten. Eine Art, S. officinale L., Schwarzwurzel, Beinwell, Wallwurz u. a., ist durch Deutschland und einen großen Teil Europas verbreitet. Sie wächst an feuchten Wiesenstellen, Gräben, Ufern und hat hängende, purpurrote oder auch gelbweiße Blumen und breitgeflügelte Stengel. Eine kaukasische, nicht selten in Gärten angepflanzte Art, das rauhe Beinwell, S. asperrimum Bieb., durch erst rote, dann blaßblaue Blumen und einen dichten Überzug von fast stachligen Borstenhaaren von voriger Art unterschieden, ist als Futterpflanze (Comfrey) empfohlen worden.

Sympiëzomēter (grch.), Apparat zum Zusammendrücken tropfbarer Flüssigkeiten (s. Kompressibilität). – S. oder abgekürztes Barometer heißt auch ein Barometer, bei dem sich im geschlossenen Schenkel Luft befindet, aus deren Spannung, die sich durch das Volumen kundgiebt, man einen Schluß auf die Größe des äußern Luftdrucks zieht. Das Instrument ist zwar für den Transport bequem, doch wird seine Handhabung durch den Einfluß von Temperaturänderungen erschwert; ferner bewirken kleine Beobachtungsfehler große Abweichungen im Resultat.

Symplegāden (d. h. die Zusammenschlagenden), auch Kyaneen (d. h. die Schwärzlichen, lat. Cyaneae insulae) genannt, in der griech. Mythologie zwei Felsen, die beständig zusammenschlugen, so daß nicht einmal die Vögel hindurchfliegen konnten. Die Argonauten, auf ihrer Fahrt nach Kolchis, schickten nach der Weisung des Sehers Phineus eine Taube voran, und als diese mit geringer Verletzung der Flügelspitzen hindurchkam, ruderten sie selbst rasch nach und kamen mit Verlust des Steuerruders davon. Die Fabel spielt am Eingang des Schwarzen Meers, dessen Schrecken als eines einst wenig bekannten Gebietes sie schildern will. – Vgl. Wieseler, De Cyaneis sive Symplegadibus (Gött. 1879).

Sympodiāle Blütenstände, Sympodĭen, s. Blütenstand.

Sympŏdie (grch.) oder Sympus (Symmelie, Sirenenbildung), eine Mißgeburt, bei der die beiden untern Gliedmaßen vollständig miteinander verwachsen sind.

Symposĭon, der griech. Ausdruck für ein nach dem Schlusse der Mahlzeit gehaltenes Trinkgelage (s. d.).

Symptōm (grch., «Zufall»), in der Medizin Bezeichnung für jede mit den Sinnen bemerkbare Abweichung des Organismus vom Normalzustande. Sind die S. derart, daß sie nur der Kranke bemerkt, z. B. Schmerz, so nennt man sie subjektiv, können sie auch von andern bemerkt werden, objektiv. Diejenigen S., die mit Sicherheit auf einen bestimmten Krankheitszustand hinweisen, nennt man pathognomonische oder diagnostische S. Unter letztern sind besonders die physikalischen S. wichtig, die der Arzt durch Fühlen (Palpation), Messen (Mensura- ^[folgende Seite]