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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Thermometerglas; Thermometrie; Thermometrograph

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Thermometerglas - Thermometrograph

den Druck des in a eingeschlossenen Gases an. Man umhüllt zunächst das Gefäß a mit geschabtem schmelzendem Eis, hebt das Barometerrohr d e, welches zu diesem Zwecke mit c f durch einen Gummischlauch verbunden ist, so weit, daß das Quecksilber bei f steht, und liest die Höhe H0 des Barometers ab. Wenn dann das Gefäß a irgend eine andere Temperatur t annimmt, so läßt sich diese nach der Formel t = 273 (H-H0)/H berechnen, wenn H den Stand der Säule im Barometer bei der Temperatur t unter der Voraussetzung bedeutet, daß die Kuppe in c f genau bei f wieder eingestellt wurde. Bei genauen Versuchen müssen allerdings hierbei noch einige Fehlerursachen in Rücksicht gezogen werden. Die durch 1 °C. hervorgebrachte Druckänderung beträgt ungefähr 2,5 mm.

^[Fig. 2.]

Als T. kann man auch jeden Metallstab oder Draht einrichten, wenn man ihn nur mit einer Vorrichtung versieht, welche die kleinste Längenänderung zu erkennen und zu messen gestattet (Metallthermometer). Am zweckmäßigsten wendet man zwei Stäbe von Metallen an, die möglichst verschiedene Ausdehnbarkeit durch die Wärme besitzen. Wenn man, wie in Fig. 3, einen Glasstab und eine Zinkstange nebeneinander stellt, auf der Glasstange die Drehachse eines Hebels befestigt und diesen auf dem Zinkstab aufruhen läßt, so wird bei Zunahme der Temperatur durch das sich stärker ausdehnende Zink die Zeigerspitze sich nach oben bewegen, bei einer Abnahme der Temperatur wieder zurückgehen. Vielfach verwendet man zu Metallthermometern sog. Kompensationsstreifen, welche aus zusammengelöteten Messing- und Eisenstreifen bestehen. Jede Temperaturänderung bewirkt eine Biegung des in Fig. 4 dargestellten Streifens. Wickelt man einen langen derartigen Streifen in eine Spirale, deren in der Mitte befindliches Ende festgehalten wird, während das äußere Ende einen an einer Skala spielenden Zeiger darstellt, so wird jede Temperaturänderung eine Bewegung des Zeigers vor der Skala bewirken. Bei beiden Einrichtungen muß die Einteilung der Skala unter Zuhilfenahme eines guten Normalthermometers erfolgen.

^[Fig. 3.]

^[Fig. 4.]

T., welche die höchste oder niedrigste Temperatur anzugeben im stande sind, die an einem Orte innerhalb einer längern Zeit (gewöhnlich 24 Stunden) stattgefunden hat, sind das Maximumthermometer (s. d.) und das Minimumthermometer (s. d.), beide auch als Extremthermometer bezeichnet. Höchste und niedrigste Temperatur zugleich zeigt derThermometrograph (s. d.) an. Eine kontinuierliche Aufzeichnung ermöglicht der Thermograph (s. d.). T. zur Messung der Lufttemperatur müssen vor der strahlenden Wärme geschützt und im Schatten aufgehängt werden. Dafür hat man eigene Thermometergehäuse geschaffen. Zur Messung der strahlenden Sonnenwärme, dagegen dienen T. mit schwarzer Kugel in einer luftleeren Glaskugel (s. Insolation). T., die einen Unterschied verschiedener Temperaturen anzuzeigen haben, heißen Differentialthermometer; sie bestehen aus zweiarmigen, gläsernen Kommunikationsröhren, die je in einer hohlen Kugel endigen. Die sich ausdehnende Luft in letztern treibt (nach Rumford) einen Tropfen oder (nach Leslie) eine Säule von Flüssigkeit in den Röhren vor sich her. Aus der Richtung der Flüssigkeitsbewegung schließt man, welche von beiden Kugeln eines Differentialthermometers eine Erhöhung oder Vertiefung der Temperatur erlitten hat, auf welcher Seite also eine höhere und auf welcher die niedrigere Temperatur stattfindet. Das Differentialthermometer gehört zu den Luftthermometern, und es wurde wegen seiner Empfindlichkeit vor Erfindung der Thermosäule zum Studium der strahlenden Wärme verwendet. Zur Messung sehr hoher Temperaturen dient das Pyrometer (s. d.). (S. auch Elektrische Thermometer.)

Thermometerglas, s. Glas für wissenschaftliche Zwecke.

Thermometrie (grch.), die Anwendung des Thermometers (s. d.) zur Messung der Wärme, insbesondere der Körperwärme behufs Erkennung und Behandlung der fieberhaften Krankheiten. (S. Fieber und Fieberthermometer.)

Thermometrograph (grch.), Registrierthermometer, ein Instrument zur selbstthätigen Aufzeichnung der höchsten und tiefsten Temperatur für einen beliebigen Zeitraum. Sehr verbreitet ist ein nach seinem Erfinder Six benanntes und schon in den "Philosophical Transactions for 1782" beschriebenes Thermometer. Es besteht aus einer in U-Form gebogenen Glasröhre, die an ihren beiden obern Enden zugeschmolzen und in der Weise erweitert ist, wie es die nebenstehende Figur zeigt. Der untere Teil ist mit Quecksilber, der Arm 1 von a bis oben hin mit Weingeist gefüllt; Schenkel 2 ist in seinem obern Teile luftleer, bis c hin aber auch mit Weingeist angefüllt. In den beiden mit Weingeist gefüllten Teilen befindet sich je ein Stahlstift, der durch kleine an ihm befestigte Borsten das Bestreben hat, sich in jeder Stellung zu erhalten. Wird es nun kälter, so zieht sich der Weingeist im Schenkel 1 zusammen und Stift I wird durch den Meniskus a hinaufgeschoben; wird es wärmer, so dehnt sich der Weingeist wieder aus und treibt das Quecksilber, also auch den Meniskus b und den Stift II vor sich her, während I stehen bleibt; im umgekehrten Falle bleibt dann Stift II stehen. Der Weingeist im Schenkel 2 dient nur zur leichtern Herstellung eines luftleeren Raums im Schenkel 2 und zur Unter-,

^[Abb.]