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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Visierblendung – Visp (Fluß)

Visierblendung, ein Stahlschild, welches auf Kanonen oder deren Lafetten befestigt wird, um die richtende Person gegen Geschosse zu sichern; es muß eine Öffnung oder einen Schlitz zum Visieren besitzen.

Visiereimer, früheres bayr. Flüssigkeitsmaß, s. Eimer.

Visiereinrichtung, Zielvorrichtung, in Österreich Aufsatz genannt, die Vorrichtung zum Zielen mit Handfeuerwaffen und zum Richten der Geschütze. Sie besteht aus Visier (s. d.) und Korn (s. d.) und ist auf der Oberseite des Laufs (Laufmantels) und Geschützrohrs angebracht.

Visieren (lat.), soviel wie Zielen, die Visierlinie (s. d.) auf einen bestimmten Punkt des Ziels (Zielpunkt) richten. Auch das Abgleichen der Flüssigkeitsmaße (s. Aichen) und das Einschreiben des Visum (s. d.) wird V. genannt.

Visiergraupen, Krystallisationsform des Zinnsteins (s. d. und Graupen, mineralogisch).

Visierhelm, Helmlin, s. Helm.

Visierlinie, Richtungslinie, die Linie, die vom Auge des Schützen (Richtenden) durch die Kimme des Visiers (s. d.) über die Spitze des Korns (s. d.) nach dem Ziel gedacht wird. Bei Geschützen unterscheidet man lange V., bei denen Korn und V. an den beiden entgegengesetzten Enden des Rohrs, und kurze V., bei denen das Korn in der Nähe der Schildzapfen angebracht ist; bei erstern wird das Richten genauer, doch sind längere Aufsätze (s. d.) erforderlich als bei den letztern.

Visiermaß, s. Aichmaß.

Visierscheibe, Teil einer photogr. Camera, s. Photographie.

Visierschußweite, s. Kernschußweite.

Visierstab, Visierrute, ein mit Zahlen und Strichen versehener Stab, mittels dessen man den kubischen Inhalt eines Fasses ermittelt. Der kubische V. läßt sich für solche Fässer anwenden, die im gleichen Grundverhältnis mit dem Gemäß stehen, nach welchem er verfertigt wird. Verhält sich z. B. der Durchmesser des Flüssigkeitsmaßes, welches man bei dessen Anfertigung gebraucht, zu seiner Höhe wie 1 zu 4, so muß auch der Durchmesser des zu messenden Fasses zu dessen Höhe sich wie 1 zu 4 verhalten. Hieraus folgt, daß man den kubischen V. nur für solche Fässer anwenden kann, die nach einerlei Stichzahl und Grundverhältnis aufgesetzt sind, und daß man daher für jede Gattung der Fässer einen besondern V. haben muß. Bei dem Messen der Fässer mittels des V. hat man vier Visierlinien zu beachten, wonach man den Inhalt des Fasses bestimmt: 1) eine Linie von einem Boden bis zum andern oder die Faßlänge, 2) den Durchmesser der Faßböden, 3) den Durchmesser eines Fasses vom Spunde bis zur Lagerdaube, und 4) eine Linie von der Spundmitte bis zu der Zarge der Lagerdaube. Letztere Linie heißt die diagonale Visierlinie und der kubische V. daher auch Diagonalstab. Will man damit den Inhalt eines Fasses, für das er berechnet ist, ermitteln, so steckt man ihn durch das Spundloch in diagonaler Richtung nach der Zarge der Lagerdaube und bemerkt, wo das Spundloch den Stab durchschneidet. Der betreffende Teilstrich des V. giebt dann den Inhalt des Fasses an.

Visierstoof, Flüssigkeitsmaß, s. Stoof.

Visierung, die Einschrift des Visum (s. d.).

Visierwinkel, der Winkel, den die Seelenachse (s. Lauf) einer Feuerwaffe mit der Visierlinie (s. d.) beim Visieren bildet.

Vision (lat.), im weitern Sinne gleichbedeutend mit Gesichtshallucination (s. Gesichtstäuschungen), d. h. einer sinnlich lebhaften (phantastischen) Gesichtswahrnehmung ohne entsprechendes äußeres Objekt; im engern Sinne bedeutet V. Gesichtshallucinationen, die auf der Grundlage von Ideen (z. B. religiösen) entstehen, die ihren Träger lebhaft beschäftigen und sein Gemüt intensiv erregen. Man hat unzweckmäßigerweise die Bezeichnung V. auch auf Gehörs-, Geruchs- u. s. w. Hallucinationen ausgedehnt, die sich im Anschluß an lebhafte Ideen, gewissermaßen als plastische Verdichtungen solcher entwickeln («psychische» Hallucinationen mancher Autoren). Es gehören hierher auch die V., wie sie Swedenborg, der Magus im Norden, Hamann, und besonders Justinus Kerner (in der «Seherin von Prevorst») beschrieben, Erzeugnisse einer lebhaften und krankhaft überreizten Phantasie.

Visionsradius, in der Astronomie die Linie vom Beobachter nach einem Gestirn. Bei den großen Entfernungen, welche die Fixsterne von der Erde haben, ist die Richtung des V. nach einem bestimmten Fixstern für alle Stellen der Erdbahn dieselbe. Die Bewegung der Fixsterne im V., die einen Teil der Eigenbewegung (s. d.) ausmacht, ist erst in neuester Zeit durch die Spektralanalyse auf Grund des Dopplerschen Princips (s. d.) quantitativ bestimmt worden, was zur Entdeckung einer Klasse von Doppelsternen (s. d.) geführt hat.

Visitantinnen, geistlicher Orden, s. Chantal, Jeanne.

Visitation (lat.), Durchsuchung, z. B. des Körpers und der Kleidung eines verdächtigen Menschen, eines Schiffs (s. Durchsuchungsrecht). Über die kirchenrechtliche V. s. Kirchenvisitation.

Visitationsrecht, s. Durchsuchungsrecht.

Visitātor (lat.), s. Visitieren.

Visitiereisen, ein zur Untersuchung des Baugrundes oder überhaupt des Erdreichs in mäßiger Tiefe dienendes Instrument, das aus einem ungefähr 1,50 bis 2,50 m langen und 3 cm starken Flacheisen besteht. Dasselbe besitzt oben einen Handgriff und unten eine Spitze. Nach dem mehr oder weniger leichten Eindringen des V. schließt man auf die Beschaffenheit der Erdschichten. Auch wird das V. mit Schlitzen (sog. Taschen) versehen, in welchen sich das Erdreich beim Einstoßen des V. einpreßt, so daß man beim Herausziehen sehen kann, welche Erdschichten vorhanden sind.

Visitieren (lat.), im allgemeinen besichtigen, durchsuchen, wird besonders auch für das Abhalten der Schul- und Kirchenvisitationen (s. d.) gebraucht. Die damit beauftragten Personen heißen Visitatoren.

Visoko (auch Visoka), Hauptstadt des Bezirks V. (35713 E.) im bosn. Kreis Serajewo, am Einflusse der Dragača in die Bosna und an der Linie Brod-Serajewo der Bosnabahn, hat (1885) 4994 meist mohammed. E., darunter 1332 Griechisch-Orthodoxe, 140 Katholiken und 147 Israeliten; Fabrikation von Teppichen, Decken und Lederwaren und bedeutende Gerbereien. In der Nähe sind Eisenerzlager und Eisenwerke.

Vison, s. Nörz.

Visp oder Vispach, linker Zufluß der Rhône, entspringt als Gorner- oder Mattervisp am Gornergletscher, 1840 m ü. d. M., durchfließt in nordnordöstl. Richtung das Zermatt-, Matter- oder Nicolaithal, in welchem er zahlreiche Gletscherwasser aufnimmt, vereinigt sich bei Stalden (802 m) mit der Saaser V. und gelangt durch das Vispthal nach V., wo er in die Ebene des Rhônethals hinaustritt und, im Unter- ^[folgende Seite]