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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wärmeschwankung – Warneck

keit sehr wenig widerstandsfähig. Kuhhaare werden sowohl direkt wie auch als Filz verwendet; die Widerstandsfähigkeit des letztern ist nur gering. Selbstentzündung tritt nicht ein, dagegen versengen die Haare bei gesteigerter Temperatur. Gegen Feuchtigkeit ist der Filz sehr empfindlich.

Von mineralischen Stoffen sind gebräuchlich Schlackenwolle, Kieselgur, Lehm, Thon, Asbest, Kalk, Gips. Schlackenwolle (s. d.) wirkt zerstörend auf die bekleideten Eisenteile, zerfällt allmählich zu Pulver und ist für die Hände und Augen der Arbeiter sehr gefährlich. Bei schwefelcalcium-haltiger Schlacke entwickelt sich außerdem Schwefelwasserstoff. Sie wird fast gar nicht verwendet. Kieselgur bildet die Grundlage sämtlicher plastischen Massen. Lehm wird nicht mehr verwendet. Thon dient als Bindemittel. Asbest dient als Faserstoff bei den plastischen Massen; als solcher wird er nicht zum Isolieren gebraucht, da er ein guter Wärmeleiter ist. Kalk und Gips dienen als Bindemittel.

Bei einem Dampfdruck von 6 bis 7 Atmosphären werden in einer Dampfleitung ohne Wärmeschutz pro 1 qm Rohrinnenfläche und Stunde 4,5 kg Dampf kondensiert, welcher Betrag durch vorzügliche Umhüllung auf 0,6 kg herabgezogen werden kann. – Vgl. P. Müller, Wärmeschutzmittel im Maschinenwesen (Magdeb. 1894).

Wärmeschwankung, tägliche und jährliche, s. Lufttemperatur.

Wärmestrahlen, s. Strahl.

Wärmestrahlung, die Gesamtheit der mit der Strahlenden Wärme (s. d.) in Zusammenhang stehenden Erscheinungen. Über die W. der Sonne s. Insolation. – Über die W. der Erde und der Atmosphäre sind wenige verwendbare Beobachtungen vorhanden. Die Ausstrahlung der Erde ist ganz von der Beschaffenheit ihrer Oberfläche abhängig, sowie von der Beschaffenheit der Luft, namentlich deren Gehalt an Wasserdampf derart, daß das nächtliche Minimum der Temperatur nur wenig von dem Taupunkt (s. d.) abweicht.

Wärmetheorie, mechanische, s. Mechanische Wärmetheorie.

Wärmetönung, nach Thomsen der in Wärmeeinheiten ausgedrückte Betrag der Wärmeänderung, der bei chem. Prozessen auf die in Grammgewicht angewendeten Ingredienzmoleküle entwickelt wird. Die W. kann positiv oder negativ sein, je nachdem während des chem. Vorganges Wärme frei oder gebunden wird, Temperaturerhöhung oder Temperaturerniedrigung eintritt.

Wärmezonen, s. Temperaturverteilung.

Wärmflasche, gewöhnlich ein metallenes (zinnernes oder kupfernes), auch wohl thönernes Gesäß, das mit siedendem Wasser gefüllt und dann fest verschraubt wird. Statt des Wassers hat man in neuerer Zeit für W. in Eisenbahnwagen als Füllung krystallisiertes essigsaures Natron angewendet, wodurch eine reichlichere, daher länger anhaltende Abgabe von Wärme erzielt wird. Man füllt die Flasche ein für allemal mit dem Salz und verlötet den Stöpsel; das Erhitzen geschieht durch Eintauchen in siedendes Wasser. Dadurch schmilzt das Salz und giebt dann beim Erstarren noch die Schmelzwärme (s. Schmelzen) ab, was bei der Füllung mit Wasser nicht der Fall ist.

Warmgeschmolzenzeug, Brandsatz zum Füllen von Brandgeschossen, besteht aus Salpeter, Schwefel- und Mehlpulver und wird durch Schmelzen des Schwefels (also warm) angesetzt. (S. Kaltgeschmolzenzeug.)

Warmhauspflanzen, alle tropischen Gewächse, die zu ihrem Gedeihen einer Temperatur von mindestens 15‒20° C. während des Winters bedürfen und in der gemäßigten Zone nur in Warmhäusern (s. Gewächshäuser) kultiviert werden können. Die meisten Arten verlangen außer der erforderlichen Temperatur, die durch Sonnenwärme auf 30° C. steigen kann, einen hohen Feuchtigkeitsgehalt der Luft, der durch häufiges Spritzen und Feuchthalten der Wege und Wände der Warmhäuser erzielt wird, und eine Beschattung gegen die direkten Sonnenstrahlen durch Schattendecken, z. B. die Farne (s. d. und Tafel: Gefäßkryptogamen), während besonders alle Sukkulenten und Kakteen (s. d. nebst Tafel) besser bei trockner Luft und voller Sonne gedeihen. Besondere Gruppen bilden die Palmen, Blattpflanzen und Orchideen (s. diese Artikel nebst den zugehörigen Tafeln). Von andern W. ist auf Tafel: Warmhauspflanzen eine Anzahl dankbar blühender Arten dargestellt; zur Erklärung vgl. die Artikel Amaryllis, Clivia, Gloxinia, Achimenes, Aristolochia, Passionsblume und Tillandsia.

Warmĭa, lat. Name für Ermland.

Warming, Johannes Eugenius Bülow, dän. Botaniker, geb. 3. Nov. 1841 auf der dän. Nordseeinsel Manö, studierte 1859‒63 in Kopenhagen, reiste 1863 nach Brasilien und brachte dort drei Jahre in Lagoa Santa (Provinz Minas Geraes) zu. 1873 wurde W. Docent der Botanik zu Kopenhagen, 1882 Professor der Botanik an der neuen Universität von Stockholm, 1885 Professor der Botanik und Direktor des Botanischen Gartens an der Universität zu Kopenhagen. 1881 unternahm er eine Reise nach Grönland und 1885 in die nördlichsten Bezirke Norwegens, 1891‒92 eine Reise nach Venezuela und Westindien. W. ist Herausgeber der «Symbolae ad floram Brasiliae centralis cognoscendam» (Kopenhagen). Außer verschiedenen meist in dän. Sprache geschriebenen Abhandlungen veröffentlichte W.: «Untersuchungen über Pollen bildende Phyllome und Kaulome» (Bonn 1873), «Grönlands Vegetation» (Kopenh. 1885), «Familien Podostemaceae» (Abhandl. 1‒4, 1881‒91), «Handbog i den systematiske Botanik» (3. Aufl., Kopenh. 1891; ins Deutsche übersetzt von Knoblauch, Berl. 1890), «Plantesamfund» (Kopenh. 1895; deutsch von Knoblauch u. d. T.: «Lehrbuch der ökologischen Pflanzengeographie», Berl. 1896).

Wärmland, s. Wermlands Län.

Wärmstuben, von Gemeinden oder Wohlthätigkeitsvereinen meist auf öffentlichen Plätzen in größern Städten errichtete Hallen, in denen Obdachlosen und Bedürftigen unentgeltlich Aufenthalt im Winter gewährt wird. Meist sind sie mit Volkskaffeehäusern (s. d.) verbunden.

Warmwalken, s. Walken.

Warmwasserbäder, s. Bad.

Warmwasserheizung, s. Heizung.

Warmwasserrotte, s. Flachsspinnerei.

Warna, Stadt in Bulgarien, s. Varna.

Warneck, Gustav Adolf, prot. Theolog, geb. 6. März 1834 zu Naumburg, erlernte erst ein Handwerk, studierte später in Halle Theologie, wurde 1862 Hilfsprediger in Roitzsch, 1863 Archidiakonus in Dommitzsch, 1871 Missionsinspektor in Barmen, 1874 Pfarrer in Rothenschirmbach. 1874 begründete er die «Allgemeine Missionszeitschrift», 1879 rief er