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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Wärmemenge; Wärmemesser; Warme Moldau; Wärmeökonomie; Wärmepfanne; Wärmeschutzmittel

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Wärmemenge – Wärmeschutzmittel

dern gleichmäßig um je 1° C. auf 1 cm abfällt, wie dies durch die schiefe Gerade der nachstehenden Figur angedeutet ist. Ein Teilchen im Innern nimmt von den wärmern Teilen links ebensoviel Wärme auf, als dasselbe an die kältern Teile rechts gleichzeitig abgiebt. Daher geht durch eine Fläche von 1 qcm im Innern, die parallel den Plattengrenzen steht, unter diesen Umständen in jeder Minute eine gewisse Wärmemenge hindurch, die nach Fourier die innere Wärmeleitungsfähigkeit des Körpers heißt. In der That wird bei Erhaltung des Zustandes durch die sich links verdichtenden Dämpfe das Eis rechts allmählich geschmolzen. Die innere Wärmeleitungsfähigkeit in diesem Sinne ist ungefähr für Kupfer 60, Eisen 10, Blei 5, Glas 0,1, Wasser 0,07, Hartgummi 0,02, Luft 0,0034. Unter äußerer Wärmeleitungsfähigkeit versteht man den Wärmeverlust eines Körpers in der Minute in Grammkalorien durch 1 qcm der Oberfläche bei 1° C. Temperaturüberschuß des Körpers über das umgebende Mittel.

^[Abb.]

Wärmemenge. Ob man die Wärme als einen Stoff ansieht, wie die ältern Forscher, oder als Energie (s. d.), wie die neuern, in beiden Fällen wird man voraussetzen, daß zur Erwärmung von 2 kg Wasser um 1° C. doppelt so viel Wärme nötig ist, als für 1 kg zur gleichen Temperaturerhöhung. Überzeugt man sich ferner, daß mit der Wärme, die 1 kg Wasser von 51 auf 50° C. sich abkühlend abgiebt, 1 kg Wasser von 10 auf 11° C. erwärmt werden kann und ebenso in andern Fällen, so bestimmt man die W. durch das Produkt der Wassermasse und deren Temperaturänderung. Als Einheit der W. oder Wärmeeinheit gilt die Kilogrammkalorie, die 1 kg Wasser mit 1° C. erwärmt, oder die Grammkalorie, die 1 g Wasser um 1° C. erwärmt.

Wärmemesser, s. Kalorimeter.

Warme Moldau, Quellfluß der Moldau (s. d.).

Wärmeökonomie, die gleichmäßige Verteilung und stete Regulierung der Eigenwärme des Menschen und der Säugetiere, so daß diese unter normalen Verhältnissen eine annähernd beständige Höhe bewahrt, erfolgt unter dem Einfluß eines besondern in der Großhirnrinde gelegenen Nervencentrums teils durch Erhöhung oder Herabsetzung der Wärmeproduktion, teils durch gewisse regulatorische Vorrichtungen, welche die Wärmeausgabe beherrschen. Die Wärmeproduktion wird bei mäßiger vorübergehender Einwirkung der Kälte gesteigert, bei ähnlicher Einwirkung der Wärme herabgesetzt. Ferner wird bei niedrigen Temperaturen das Hungergefühl erhöht und dadurch eine vermehrte Nahrungsaufnahme veranlaßt, die ihrerseits wiederum eine entsprechende Steigerung der Wärmeproduktion bewirkt. Weiterhin wird durch Kälteeinwirkuug auf die äußere Haut das Bedürfnis nach Muskelbewegungen gesteigert, welche die Eigenwärme erhöhen. Die Wärmeausgabe wird durch verschiedene regulatorische Vorrichtungen geregelt. Durch erhöhte Temperaturen wird zunächst eine Erweiterung der Hautgefäße bewirkt, die Haut rötet sich lebhaft, wird weich und saftreich und mehr oder minder reichlicher Schweiß bricht aus, durch dessen Verdunstung der Körperoberfläche reichlich Wärme entzogen wird. Erhöhte Temperaturen beschleunigen weiterhin die Herzthätigkeit, wodurch eine stärkere Blutfüllung in der Haut und eine vermehrte Wärmeausgabe durch Strahlung und Leitung erfolgt; ebenso steigert Wärme die Zahl der Athemzüge, wobei die Wärmeausgabe durch die Lungen erhöht wird. Den wirksamsten Schutz gegen die übermäßige Erhitzung des Körpers bieten laue, unter Umständen kalte Abreibungen, Abwaschungen und Bäder, sowie eine geregelte Hautpflege überhaupt (s. Haut). Von besonderer Wichtigkeit für die W. unseres Körpers ist endlich die Kleidung (s. d.).

Wärmepfanne, Gerät bei der Ölpressung (s. d.).

Wärmeschutzmittel, Vorrichtungen, welche die in hygieinischer, ökonomischer und technischer Hinsicht schädliche Wärmeabgabe von erhitzten Gefäßen an ihre in niederer Temperatur befindliche Umgebung möglichst verhindern sollen. Der Bedarf solcher Einrichtungen hat neuerdings eine specielle Industrie für W. hervorgerufen. Vor den siebziger Jahren kamen an Dampfbehältern W. nur vereinzelt zur Verwendung und dann nur solche von sehr primitiver Art, wie z. B. Strohzöpfe mit und ohne Lehmüberzug, Holzschalen u. dgl. Zu den bessern W. gehörten schon Filz oder im Betriebe abfallende Gewebe, wie alte Säcke, welche über Holzleisten aufgebunden wurden. Soweit es sich nun um plastische Massen handelte, waren es nur solche, die im Vergleich mit den heutigen sich nur aus sehr geringwertigen Stoffen zusammensetzten. Nach alten Patentschriften bestanden solche Massen hauptsächlich aus Asche, gemahlener Schlacke, gepulverter Holzkohle, Lehm, Sirup, Haaren und andern Stoffen mit verhältnismäßig hohem specifischem Gewicht. Hauptsächlich kamen diese Isoliermittel unter dem Namen «Leroysche Masse» in den Handel. Erst mit der Verwendung von Infusorienerde 1872 begann man plastische Massen von geringem specifischem Gewicht und rationellerer Zusammensetzung herzustellen. Zuerst im Blaufarbenwerk Marienberg wurde eine teigartige Masse durch Vermischen mit Leim und Kälberhaaren hergestellt und mit Stoffbinden an die Rohrwandungen befestigt. Die Notwendigkeit, ein für den praktischen Gebrauch gegen mechan. Einflüsse widerstandsfähigeres Material herzustellen, welches auch ohne Bandagen an den Gegenständen haften bliebe, führte zu Zusätzen von Thon, Sägespänen, Wasserglas u. s. w.

Die in den heutigen W. zur Verwendung gelangenden Stoffe sind vegetabilischen, animalischen oder mineralischen Ursprungs. Zu den vegetabilischen Stoffen zählen Holz, Sägespäne, Holzkohle, Torf, Kork, Strohzöpfe, Holzwolle, Kokosfaser und Baumwolle. Kork ist, wenn richtig behandelt, einer unserer besten W. und seine Anwendung nimmt eine immer größere Ausdehnung an. Außer Kork sind alle aufgeführten Stoffe sehr feuergefährlich und werden auch wenig oder gar nicht als W. verwendet. Holzwolle und Kokosfaser wird als Faserstoff bei den plastischen Massen benutzt. Zu den animalischen Stoffen gehören Seide und Kuhhaare. Seide, die in Form von Seidenabfällen verwendet wird, ist zwar ein sehr schlechter Wärmeleiter, aber gegen höhere Temperatur nicht so widerstandsfähig wie Kork. Auch tritt zuletzt Selbstentzündung ein. Sie ist ferner sehr hygroskopisch, also auch gegen Feuchtig- ^[folgende Seite]