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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Wurzelfrüchtler - Wüste.

Wurzelfrüchtler, s. Rhizokarpeen.

Wurzelfüßler, s. Rhizopoden.

Wurzelhaare, s. Wurzel, S. 786.

Wurzelhals (Collum), das oberste Ende oder die Übergangsstelle der Wurzel in den Stengel.

Wurzelhaube, s. Wurzel, S. 786.

Wurzelkraft (Wurzeldruck), die von der lebendigen Wurzel ausgeübte Kraft, mit welcher der aufgenommene Nahrungssaft in der Pflanze emporgetrieben wird (s. Ernährung der Pflanzen).

Wurzelkrebse (Rhizocephala), s. Rankenfüßer.

Wurzellaus, s. Reblaus.

Wurzelpilz, s. Rhizomorpha.

Wurzelqualle, s. Medusen, S. 410.

Wurzelraupe, s. Eulen, S. 907.

Wurzelscheide (Coleorrhiza), sackartige Umhüllung der Wurzel mancher Embryos, z. B. von Zea Mays, Allium Cepa u. a., welche bei der Keimung durchbrochen wird und dann als Hohlscheide die Keimwurzel am Grund umgibt.

Wurzelschneidemaschinen. Vorwiegend für das Schneiden der Futterrüben in Scheiben und Streifen von verschiedener Größe, je nach der zu ernährenden Tiergattung, finden diese Maschinen in der Landwirtschaft Verwendung. Ein feines Zerreißen der Wurzelfrüchte, das Verarbeiten zu Mus, wird in der Regel nicht bezweckt, da hierbei zu viel Saft verloren geht. In früherer Zeit war dies jedoch, namentlich in England, vielfach üblich (Bentallsche Musmaschine). Die neuern W. bestehen zumeist aus einer vertikal rotierenden Scheibe oder Trommel, an deren Umfang eine Anzahl kurzer Messer derartig eingesetzt ist, daß sie die Stücke sogleich in der verlangten Größe schneiden. Häufig ist die Einrichtung getroffen, daß mit der nämlichen Maschine die Rüben in Streifen von verschiedener Größe, z. B. für Schaf- und Kuhfutter, geschnitten werden können (Gardners Rübenschneidemaschine). Gewöhnlich wird die Wurzelschneidemaschine für Handbetrieb eingerichtet und durch einen Arbeiter an der Kurbel gedreht, während ein zweiter das Aufschütten des Rohmaterials in den über dem Schneidewerk befindlichen Rumpf und das Abführen des erzeugten Gutes besorgt; nur in größern Wirtschaften erfolgt der Betrieb der Maschinen durch Dampf- oder Göpelkraft, in welchem Fall die Leistung gegenüber dem Handbetrieb erheblich gesteigert wird. Diese beträgt für letztern 300-700 kg pro Stunde, je nach der Größe der Schnitzel, und 1500-4000 kg bei Dampfbetrieb.

Wurzelschwämmchen, s. v. w. Wurzelhaube, s. Wurzel, S. 786.

Wurzelstock, s. Rhizom.

Wurzeltöter, s. Rhizoctonia.

Wurzelträger, aus den Stengeln mancher Arten von Selaginella entspringende, blattlose, exogene Sproßbildungen, in deren Innerm echte Wurzeln angelegt werden. Sie wachsen mit ihrem angeschwollenen Ende in den Boden, und dann brechen die eigentlichen Wurzeln aus ihnen hervor. Unter Umständen können sie sich in belaubte Sprosse umwandeln.

Wurzelzasern, s. Wurzel, S. 787.

Wurzen, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, Amtshauptmannschaft Grimma, an der Mulde, Knotenpunkt der Linien Leipzig-Riesa-Dresden und Glauchau-W. der Sächsischen Staatsbahn, 124 m ü. M., hat 3 Kirchen (darunter der zu Anfang des 12. Jahrh. erbaute Dom mit zwei Türmen und bischöflichen Gräbern), ein altes Schloß (früher zeitweise Residenz der Bischöfe von Meißen), ein Gymnasium, ein Amtsgericht, bedeutende Kunstmühlenwerke mit Biskuitfabrik (550 Arbeiter), Tapeten-, Teppich-, Kartonagen-, Zigarren-, Bronzewaren-, Pianofortefilz-, Roß- und Kidleder-, Papier-, Möbel-, Blechwaren-, Hanfgurt- und Drahtseil-, Treibriemen-, Uhrgehäuse- und Filzschuhfabrikation, Eisengießerei und Kesselschmiederei, ein Dampfsägewerk mit Bautischlerei, Dampfwollwäscherei, Weberei, Bleicherei, Bierbrauerei etc. und (1885) mit der Garnison (ein Jägerbat. Nr. 15) 12,006 meist evang. Einwohner. - W. wurde von den Sorben gegründet und kommt bereits 961 urkundlich als Stadt vor. Es gehörte zunächst zum Bistum Merseburg, kam 981 an das Erzstift Magdeburg, 995 an das Bistum Meißen. Bischof Herwig gründete in W. 1114 ein Kollegiatstift, das im 16. Jahrh. protestantisch wurde und noch besteht. Bei der Teilung der sächsischen Lande (1485) ward die Oberhoheit über W. der Ernestinischen Linie zugeteilt. 1581 kam W. an Kursachsen. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1637 von den Schweden geplündert und teilweise niedergebrannt. Im NO. der Stadt liegt die sogen. Wurzener oder Hohburger Schweiz mit dem Löbenberg (238 m).

Würzen, s. Genußmittel.

Würzesteuer, eine Form der Biersteuer (s. d.) und der Branntweinsteuer (s. d.), bei welcher die Steuer nach dem Zuckergehalt der Maische gemessen wird.

Wüste, großer, meist ebener Landstrich, welcher infolge des Mangels an Wasser ohne Vegetation und daher unbewohnbar ist, unterscheidet sich von der Steppe (s. d.) hauptsächlich dadurch, daß sie nicht, wie diese, mit Gras und Kräutern bewachsen, sondern nur nackte und tote Einöde ist. Der Boden besteht entweder aus Gestein, oder ist mit kiesartigem, oft leicht beweglichem Flugsand oder kochsalz- und kalireichem Sand bedeckt. Man unterscheidet danach Stein- oder Felsenwüsten, Sandwüsten und Salzwüsten. Die Sandwüsten, die vorherrschenden, sind, wo sie sich über ein weites Gebiet erstrecken, nicht völlig einförmige Ebenen, sondern zeigen in der Form und Bedeckung der Oberfläche manchen Wechsel, Klippen, Hügelketten, die bis zu förmlichen Gebirgen ansteigen, wie in der Sahara (s. d.), Schluchten und Spalten, Flußthäler und Seebecken, die aber in der heißen Jahreszeit meist trocken liegen, wie die Flüsse, die hier und da von den Randgebirgen herabströmen, sich im Sand verlieren und verdunsten. Auf angenehmere Weise wird aber die Einförmigkeit der W. durch die Oasen (s. d.) unterbrochen, die um perennierende Quellen aus angesammelter Dammerde entstanden sind und oft die frischeste und üppigste Vegetation zeigen, auch allein sich zu dauernden Wohnsitzen der Menschen eignen. Wenn auch die Wüsten weder auf Zonen oder Erdteile noch auf Tiefebenen beschränkt sind, so besitzt doch der östliche Kontinent um die Wendekreise und zwischen ihnen die ausgedehntesten Wüstengebiete und zwar eigentliche Wüsten nur Afrika und Asien. Es zieht sich nämlich durch diese beiden Erdteile ein ungeheurer Wüstengürtel, der am Atlantischen Ozean beginnt und in einem gegen 2000 Meilen langen, nach N. geöffneten Bogen bis an den äußersten Ostrand Zentralasiens reicht. Teile dieses verhältnismäßig geringe Unterbrechungen zeigenden Wüstengürtels sind: die afrikanische Sahara (s. d.), die größte aller Wüsten, über ein Fünftel von Afrika einnehmend, im Westen (Sahel) vorherrschend Sand-, im O. (Libysche W.) Steinwüste; das teträische oder Steinige Arabien mit der Halbinsel Sinai; das Plateau Nedschd im Innern der großen Halbinsel Arabien; weiter nördlich die syrisch-arabische W.; jenseit des Schatt el Arab, des Persischen