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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wambul – Wandelpön

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Walzwerk'

Kenntnis der Arbeitseigenschaften des zu verarbeitenden Materials und große praktische Erfahrung. Verwickelte Querschnittsformen erfordern meist eine große Zahl von Einzelkalibern. In Fig. 2 sind die aufeinander folgenden Kaliber eines Schienenwalzwerkes wiedergegeben. Sehr dünne Stäbe zu Walzdraht werden gleichzeitig durch eine Anzahl (bis 20) Kaliber hindurchgeführt und hierbei in einem Durchgang vollendet. Die Kaliber sind dann zweckmäßig auf Walzenpaare verteilt, die bei gleichem Durchmesser mit zunehmender Geschwindigkeit umlaufen.

Über die in der Münztechnik gebrauchten W. s. Münze. Das W. tritt auch als Zerkleinerungsmaschine auf und hat je nach dem zu verarbeitenden Material verschiedene Konstruktionen. Beispiele hiervon sind die Walzenstühle (s. Mahlmaschinen), die Walzmaschine der Schokoladenfabrikation (s. Schokolade), die W. der Thonwarenfabrikation (s. d.).

Wambul, Fluß in Neusüdwales, s. Macquarie.

Wambutti, Zwergvolk, s. Akka.

Wami, Fluß in Deutsch-Ostafrika, entspringt als Ugombe am Rubehopaß in Usagara, durchströmt als Makatafluß, später Mukondokwa genannt, das pittoreske, von üppig-wilder Vegetation erfüllte Thal zwischen Usagara und Ukami, nimmt den Luseru auf, durchschneidet in gewundenem Lauf Usegua und Udoë und ergießt sich südlich von Saadani in den Indischen Ocean. Seine Breite wechselt zwischen 45 und 90 m, seine Tiefe vermindert sich im untersten Lauf bis auf 1 m. Seine Schiffbarkeit ist wegen der Stromschnellen und Krümmungen äußerst beschränkt.

Wamme, Triel, Koder, die von der Kehle bis zur Brust herabhängende Hautfalte beim Rindvied, die bei männlichen Tieren und einzelnen Rassen stärker hervortritt.

Wampum, Perlen aus marinen Konchylien geschnitten, die unter den Indianerstämmen östlich des Felsengebirges bis hinauf nach dem Saskatschawan allgemein als Geldmünze in Gebrauch waren und durch Tausch auch zu den Stämmen weiter westlich gelangten, wo sie indes nur als Schmuckgegenstand dienten. Man hatte eine weißgefärbte Varietät und eine von Purpur- und braunschwarzer Färbung. Die erstere wurde meist aus den 6–7" langen, birnförmigen Gehäusen zweier Schnecken aus der Gattung Fulgur angefertigt. Die dunklere Varietät wurde aus dem Gehäuse einer Venusart hergestellt. Man reihte sie auf Tiersehnen oder Schnuren, die dann auch in handbreite Geflechte, sog. Wampumgürtel (wampum bells), verschlungen wurden. Diese wurden bei Friedensschlüssen, wichtigen Verhandlungen u.s.w. ausgetauscht und überlieferten durch besondere Muster die Art des Ereignisses der Nachwelt.

Wamrima, afrik. Volk, s. Mrima.

Wams, s. Kostüm.

Wân oder Vân. 1) Türk. Wilajet im südöstl. Armenien, gewöhnlich zu Kurdistan gerechnet, bestehend aus den Sandschaks W. und Hakkiari, hat ein Areal von etwa 47700 qkm und zählt etwa 430000 E., darunter 79998 armenische, 98002 andere Christen, sonst Kurden und einige Türken in den Städten. Es ist durchaus gebirgig und umschließt den Wansee (s.d.). –

2) Hauptort des Wilajets W., am Ufer des Wansees, Sitz des Generalgouverneurs des nördl. Kurdistans, mit etwa 30000 E., zerfällt in die ummauerte türk. Stadt mit der Citadelle und die armenische sog. Gartenstadt mit herrlichen Gärten, ↔ hat vier Moscheen, schöne Bazars, verwahrlostes Militärhospital; Weberei (Ziegen- und Kamelhaar), Herstellung von groben Kalikos und feinen Silberarbeiten, Obstbau und Landwirtschaft. Innerhalb der Mauern der Citadelle finden sich großartige Felsenbauten («Felsschloß der Semiramis»), hineingehauen in den Kalkstein mit polierten Wänden, aus denen sich vorzüglich erhaltene Keilinschriften befinden. Der Sage nach ist W. von Semiramis (daher auch Schamira makert = Semiramisstadt bei den Armeniern genannt), nach den Inschriften aber sind Stadt und Befestigungen etwa von der Mitte des 9. bis zur Mitte des 8. Jahrh. v. Chr. Gebaut. Für die Bewässerung ihrer Gärten diente der sog. Schamiramsul = Semiramiskanal, ein noch heute erhaltener und in Gebrauch befindlicher Felsenaquädukt von 75 km Länge. Ruinen finden sich auf der ganzen Ebene rings um den See. Die Stadt soll vom pers. König Schapur II. in der Mitte des 4. Jahrh. n.Chr. zerstört worden sein, erscheint aber später, bis 1021, als Residenz einer armenischen Dynastie im Lande Vaspuragan. Sie kam 1021 unter die Herrschaft der Byzantiner, 1081 unter die der Seldschuken und Turkomanen, gehörte Ende des 12. Jahrh. zum Reiche Khilât (Achlath), im 13. und 14. Jahrh. zu Kurdistan, wurde 1387 und 1394 von Timur, 1425 vom Turkomanen Iskander erobert und 1533 und 1548 von den Türken durch Kapitulation den Persern entrissen, welche sie 1636 auf kurze Zeit wieder eroberten.

Wand, eine meist nicht massive Mauer (s. d.), Brettwand, Bohlenwand, Fachwerkwand, Rabitzwand u.s.w. Scheidewand ist eine meist ½ Stein starke Trennungsmauer in einem Gebäude. – W. beim Vogelfang, s. Schlaggarne.

Wand, hohle, s. Hohle Wand.

Wanda, der nationalen Sage nach die Tochter des poln. oder böhm. Königs Krakus, des vermeintlichen Gründers der Stadt Krakau, nach einigen die Schwester der Libussa (s. d.), soll um 700 Polen beherrscht haben. Als der deutsche Fürst Rytiger um ihre Hand anhielt und nach ihrer Weigerung Polen mit Krieg überzog, besiegte ihn W. zwar, stürzte sich aber, um ihr Keuschheitsgelübde zu halten und Polen vor weitern Kriegen zu bewahren, in die Weichsel. Noch heute wird ein Hügel, Mogila, unfern Krakau, als ihr Grabmal bezeichnet. Die Sage ward wiederholt von poln. Dichtern, auch von Werner in dem Drama «W., Königin der Sarmaten», bearbeitet.

Wandala, Negerreich, s. Mandara.

Wandbogen, soviel wie Schildbogen (s. Schild).

Wanddampfmaschine, s. Dampfmaschine.

Wandeläcker, s. Walzende Grundstücke.

Wandelaltar, s. Flügelaltar.

Wandelgeschäft, s. Prämiengeschäft.

Wandelklee, Pflanzenart, s. Desmodium.

Wandelmonat, der Monat April (s. d.).

Wandelnde Kette, s. Ambulante Chaine.

Wandelndes Blatt, mehrere zur Familie der Gespenstheuschrecken (s. Phasmidae) gehörige Geradflüglerarten, deren Körper in der Form durch die Erweiterung des Hinterleibs und der Flügeldecken sowie auch in der Färbung einem Blatte gleicht, und deren gleichfalls erweiterte Schenkel kleinere Blätter nachahmen. + Bekannt ist das ostindische, 70–95 mm lange, im Leben hellgrün, nach dem Tode gelbgefärbte Trockne Blatt (Phyllium siccifolium L.; s. Tafel: Zuchtwahl I. Nachahmende Zuchtwahl, Fig. 2).

Wandelpön, s. Konventionalstrafe.