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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zellgewebsentzündung – Zemplin

Zellgewebsentzündung, s. Bindegewebsentzündung.

Zellgewebswassersucht, eine Krankheit des Rindes, die bei Zugochsen in Zuckerfabriken vorkommt und darin besteht, daß die Tiere trotz guten Appetits matt und mager werden, wassersüchtige Anschwellungen an den Beinen bekommen (sog. Wassermänner) und schließlich nach ¼-½jähriger Krankheitsdauer zu Grunde gehen, wenn nicht zeitig durch Änderung des Futters Abhilfe geschaffen wird. Die Ursache der Z. besteht nämlich in der übermäßigen Verfütterung der wasserreichen Rübenrückstände der Zuckerfabrikation.

Zellhaut, Zellmembran, s. Zelle.

Zellhorn, s. Celluloid.

Zelliten (Celliten), Beiname der Lollharden (s. d.) und Alexianer (s. Alexius).

Zellkern, Zellkörper, Zellmembran, s. Zelle.

Zellner, Julius, Komponist, geb. 18. Mai 1832 in Wien, war anfangs Techniker, studierte dann Musik und lebt als Lehrer der Komposition in Wien. Von seinen Kompositionen sind zu erwähnen drei Sinfonien, die sinfonische Dichtung «Melusine» in drei Sätzen, Klavier- und Kammermusikwerke, von denen ein Klavierquintett den Beethovenpreis erhielt.

Zellsaft, s. Zelle.

Zellstoff, s. Cellulose.

Zellstoffseide, s. Kunstseide (Bd. 17).

Zelo domus Dei (lat., d. h. aus Eifer für das Haus Gottes), Anfangsworte der danach benannten Bulle Papst Innocenz’ Ⅹ. vom 20. Nov. 1648, worin er den Westfälischen Frieden verwarf.

Zelōten (grch., «Eiferer»), bei den Juden diejenigen, welche für die Ehre Gottes sowie für das Gesetz eiferten und gegen alle Nichtjuden offenen Haß zur Schau trugen. Ihr Eifer veranlaßte zum Teil 66 n. Chr. den Aufstand gegen die Römer. Jetzt nennt man Z. diejenigen, welche gegen Andersdenkende, namentlich in Religionssachen, eifern.

Zelt, eine aus Leinwand mit Zuhilfenahme von Stangen zur vorübergehenden Benutzung aufgeführte Bedachung. Eine besondere Rolle spielen die Z. als Unterkunftsmittel von Truppen im Felde und bei Übungslagern. (S. Lager.) Zu einem Z. gehört das Gerüst (aus Holz oder Eisen), der Mantel (Zeltmantel, aus wasserdichtem Stoff) und die Befestigungsmittel (Leinen und Pflöcke, Heringe genannt). Runde Z. sind entweder vom Boden ab kegelförmig, oder erst in einer gewissen Höhe über letzterm beginnend, während dann der untere Teil, das Knie, senkrecht abfällt. Die viereckigen Z. steigen häufig vom Boden dachförmig, haben dann als Gerüst zwei senkrechte Stangen und eine wagerechte oder Firststange; solche Z. heißen Marquisenzelte. Viereckige Z. kommen auch in Hausform mit senkrechten Wänden und Dach vor; auch kommen viereckige pyramidale Z. vor.

Die Lagerung der Truppen unter Z. war bis zum Ende des 18. Jahrh. allgemein üblich und machte einen gewaltigen Troß notwendig. Napoleon Ⅰ. erhöhte durch Abschaffung der Zeltlagerung und Einführung des Freilagers (s. Biwak) die Beweglichkeit der Truppen wesentlich. Bei ihren Kämpfen in Algerien führten die Franzosen aus klimatischen Rücksichten Schutzzelte für drei bis vier Mann ein, welche auch in Italien üblich sind. Im Kriege 1870‒71 führten die Franzosen die tentes-abri, deren Teile auf die einzelnen Infanteristen so verteilt waren, daß schon zwei Mann ein gemeinsames Z. herstellen konnten. Die deutsche Armee hat in ihrer neuesten Ausrüstung an Stelle der Windschirme (s. d.) tragbare Zeltausrüstung gleichfalls angenommen. Die Zeltbahnen, rechteckige Stücke wasserdichter Zeltleinwand, werden, um den gerollten Mantel gelegt, am Tornister getragen und können bei Regenwetter vom Posten umgehängt werden. Durch Zusammenknöpfen derselben lassen sich für zwei Mann dachförmige, oder aus mehrern Teilen beliebig große, flache Z. herstellen. Die Zeltstöcke sind in drei Teile zerlegbar, aus Eschenholz mit lackierten Messing- oder Aluminiumhülsen; die Heringe bestehen aus Holz. (S. auch Krankenzelt.)

Zeltbahnen, s. Zelt.

Zeltdach, s. Dach und die dazu gehörigen Textfiguren 5 u. 6, sowie Dachstuhl und die dazugehörige Taf. Ⅰ, Fig. 30.

Zelter, ein Paradepferd, das bei festlichen Gelegenheiten den Reiter oder noch häufiger eine Reiterin in ruhigem Schritt trägt.

Zelter, Karl Friedr., Komponist, geb. 11. Dez. 1758 zu Berlin, war anfangs Maurer, studierte dann Musik unter Fasch, dem Begründer und Leiter der Berliner Singakademie, nach dessen Tode (1800) er die Direktion dieses Instituts übernahm. Dieses wurde unter ihm ein Musterbild für ähnliche private Gesangvereine. Das Wort Liedertafel rührt ebenfalls von Z. her, denn er stiftete den ersten Verein (1809) dieser Art. Er starb 15. Mai 1832. Für den Lieder- und Gesellschaftsgesang hat Z. Bedeutendes geleistet. Zu seinen Schülern gehörte auch Felix Mendelssohn-Bartholdy. Sein gesunder Menschenverstand sowie sein Charakter erwarben ihm die vertraute Freundschaft Goethes, wovon der «Briefwechsel zwischen Goethe und Z. in den J. 1796‒1832» (6 Bde., Berl. 1833‒34) ein bleibendes Denkmal ist. – Vgl. Rintel, Karl Friedrich Z. (Berl. 1861).

Zeltleinwand, soviel wie Segeltuch (s. Leinwand).

Zeltmantel, s. Zelt.

Zeltweg, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Judenburg in Steiermark, in 659 m Höhe, am Einfluß des Pölsbaches in die Mur, an den Linien Amstetten-Villach und Z.-Fohnsdorf (6 km) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 2284, als Gemeinde 3313 E.; großartige Eisenwerke der Alpinen Montangesellschaft, Herstellung von Bessemerstahl, Eisenbahnoberbaumaterial, feuerfesten Ziegeln u. a.

Zempelburg, Stadt im Kreis Flatow des preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, am Ausfluß der rechts zur Brahe gehenden Zempolna aus dem Zempelburger See, an der Nebenlinie Konitz-Nakel (74,9 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Konitz) und Steueramtes, hat (1895) 3593 E., darunter 969 Katholiken und 566 Israeliten, Post, Telegraph, evang. und kath. Kirche, Synagoge; Cigarrenfabrikation, Brauerei, Mühle, Dampfsägewerke, Landwirtschaft und Handel mit Schweinen, Holz, Spiritus, Getreide und Wolle.

Zemplin, ungar. Zemplén, Komitat in Ungarn (s. d. nebst Karte), grenzt im N. an Galizien, im O. an Ung und Szabolcs, im S. an Borsod, im W. an Abauj-Torna und Sáros und hat 6301,58 qkm und (1890) 299197 meist röm.-kath. E. (107477 Slowaken, 31036 Ruthenen, 15511 Deutsche), darunter 92220 Griechisch-Katholische, 64451 Evangelische und 30491 Israeliten. Im S. bildet großenteils die Theiß und ihr Zufluß Sajo, im SW. der Hernad die Grenze; andere Flüsse sind Bodrog, Laborcza, Ondava und