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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zellensystem (im Gefängniswesen) - Zellgewebe

nung des Z. und die Größe der einzelnen wasserdichten Zellen der Schiffe sind in Deutschland bisher noch nicht erlassen worden. Ursprünglich bestand das Z. nur aus Querschotten (s. d.), später gab man den Schiffen noch Längsschotte und schützte den besonders gefährdeten Boden durch Doppelboden (s. d.). Bei Kriegsschiffen, die feindlichen Rammstößen und Torpedo- sowie Minenangriffen ausgesetzt sind, ist das Z. besonders entwickelt; zum Schutz ihrer Seitenwände führte man die Wallgänge (s. d.) und Kofferdämme (s. d.) ein. Auch das Panzerdeck (s. Tafel: Korvette, Fig. 2 u. 9, FF) der modernen Kreuzer und Schlachtschiffe kann als Teil des Z. betrachtet werden.

Zellensystem, soviel wie Pennsylvanisches System, s. Gefängniswesen.

Zeller, eine Sorte der Badischen Weine (s. d.).

Zeller, Eduard, Philosoph und Theolog, geb. 22. Jan. 1814 im württemb. Dorfe Kleinbottwar, erhielt, zur Theologie bestimmt, seine wissenschaftliche Bildung erst in dem württemb. Seminar Maulbronn, dann auf der Universität Tübingen und 1836 in Berlin; 1839 kam er als Repetent nach Tübingen, wo er sich 1840 als Privatdocent habilitierte. 1842 begründete er in Verbindung mit mehrern andern Gelehrten die "Theol. Jahrbücher", die bis zu ihrem Erlöschen (1857) der neuen kritischen (sog. Tübinger) Theologenschule als wissenschaftliches Organ dienten. 1847 ging Z. als Professor der Theologie nach Bern, 1849 nach Marburg. Doch wurde er hier auf Veranlassung seiner Gegner gleich beim Eintritt in die philos. Fakultät versetzt. 1862 folgte er einem Rufe als Professor der Philosophie nach Heidelberg, 1872 einem solchen an die Universität Berlin. 1894 wurde er zum Wirkl. Geh. Rat mit dem Prädikat Excellenz ernannt und trat im Herbst dieses Jahres von seiner Lehrthätigkeit zurück. Er ist Ehrenmitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. Von Z.s Schriften sind zu nennen: "Platonische Studien" (Tüb. 1839), ferner sein Hauptwerk "Die Philosophie der Griechen in ihrer geschichtlichen Entwicklung" (3 Bde., ebd. 1844-52: 3. Aufl., Lpz. 1869-82; Bd. 1, 5. Aufl. 1892; Bd. 2, 4. Aufl. 1889), "Grundriß der Geschichte der griech. Philosophie" (1883; 4. Aufl., Lpz. 1893), "Geschichte der christl. Kirche" (Stuttg. 1847), "Das theol. System Zwinglis" (Tüb. 1853), "Die Apostelgeschichte nach ihrem Inhalt und Ursprung" (Stuttg. 1854), "Platos Gastmahl übersetzt und erläutert" (Marb. 1857), "De Hermodoro Ephesio et Hermodoro Platonico" (ebd. 1859), "Vorträge und Abhandlungen" (Bd. 1, Lpz. 1865; 2. Aufl. 1875; Bd. 2, ebd. 1877; Bd. 3, ebd. 1884), "Geschichte der deutschen Philosophie seit Leibniz" (Münch. 1873; 2. Aufl. 1875), "Staat und Kirche" (Lpz. 1873), "David Friedrich Strauß" (Bonn 1874), "Friedrich d. Gr. als Philosoph" (Berl. 1886).

Zeller, Jules Sylvain, franz. Geschichtschreiber, geb. 23. April 1820 zu Paris, besuchte das Gymnasium Charlemagne, war dann Lehrer an verschiedenen Lyceen, Professor an der Fakultät zu Aix, an der Sorbonne und an der Normalschule zu Paris, Rektor der Akademie zu Straßburg (1870) und 1876-88 Generalinspektor des höhern Unterrichts. Er verfaßte: "Ulrich de Hutten, sa vie, ses œvres, son époque" (1849), "Histoire resumée de l'Italie" (1852; 4. Aufl. 1886), "Les empereurs romains, caractères et portraits historique" (1863), "Entretiens sur l'histoire, Antiquité et moyen âge (2 Bde., 1865), "Entretiens sur l'histoire du XVIe siècle. Italie et Renaissance" (1869; neue Ausg., 2 Bde., 1883), "Pie IX et Victor Emanuel, histoire contemporaine de l'Italie 1846-78" (1879) und eine von feindseliger Auffassung nicht freie Geschichte Deutschlands: "Histoire de l'Allemagne" (6 Bde., 1872-90), dem ein Abriß: "Histoire resumée de l'Allemagne et de l'empire germanique" (Par. 1888) folgte.

Sein Sohn Berthold Z., geb. 25. Sep5.1848 zu Rennes, verfaßte unter anderm: "Henri IV et Marie de Médici" (1876), "Études critiques sur le règne de Louis XIII" (2 Bde., 1879-80), "La minorité de Louis XIII" (Par. 1832) u. a.

Zeller, Karl, Komponist, geb. 19. Juni 1842 in St. Peter in der Au (Niederösterreich), genoß an der kaiserl. Hofkapelle in Wien den Unterricht des Hoforganisten Simon Sechter, erlangte an der Universität Wien den juridischen Doktorgrad, war an verschiedenen Gerichtshöfen thätig und wurde k. k. Ministerialrat im österr. Unterrichtsministerium in Wien. 1897 wurde er wegen Erbschleicherei zu 1 Jahr schweren Kerker verurteilt. Z. komponierte zahlreiche Lieder und Chöre, z. B. "Das kölnische Narrenfest" und "Die Thomasnacht" (Texte von M. West), beide für Soli, Männerchor und Klavier. 1876 betrat er die Bühne mit der komischen Oper "Joconde" (Theater an der Wien). Dann folgten die dreiaktigen Operetten "Kapitän Nicol" ("Die Carbonari"), "Der Vagabund", "Der Vogelhändler" und "Der Obersteiger" (Texte von M. West und L. Held), die durchweg großen Erfolg hatten.

Zeller, Phil. Christ., s. Zell.

Zellerfeld. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Hildesheim, hat 536,39 qkm und (1895) 29 089 (14 128 männl., 14 961 weibl.) E., 7 Städte, 8 Landgemeinden und 5 Gutsbezirke. - 2) Kreisstadt im Kreis Z. und Bergstadt, durch den Zellbach von Clausthal (s. d.) getrennt, an der Nebenlinie Langelsheim Clausthal-Z. (25 km) der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichte (Landgericht Göttingen), hat (1895) 4332 E., darunter 47 Katholiken, Post, Telegraph, evang. Kirche, Kreismuseum, Münz- und Modellsammlung; Fabrikation von Strumpf- und Webwaren und Cigarren, Brauerei, Holzschnitzerei und Bergbau. - Vgl. Zellerfelder Chronik, hg. von O. von Heinemann (Clausthal 1895); Cuppius, Zellerfelder Chronik (Wernigerode 1895).

Zellerie, soviel wie Sellerie (s. d.).

Zellernüsse, s. Haselnußstrauch.

Zeller See. 1) See im Pinzgau, im österr. Erzherzogtum Salzburg, nach dem Marktflecken Zell (s. d.) am See benannt, in 750 m Höhe, ist 4 km lang, 1½ km breit, 470 ha groß und bis 69 m tief. Seine Lage zwischen Kalkalpen (Steinernes Meer) und Urgebirge (Glocknergruppe) ist äußerst bevorzugt und bietet schöne Fernblicke. Am Westufer ziehen Straße und Eisenbahn (Salzburg-Wörgl) dahin. - 2) Z. S., auch Irrsee genannt, See in Oberösterreich, nordwestlich vom Mondsee, mit dem er durch die Zeller Ache in Verbindung steht, in 553 m Höhe, ist 5 km lang, 1 km breit, 347 ha groß und 32 m tief. (S. Karte: Salzburg und Salzkammergut.) - 3) Z. S., früherer Name des Untersees, s. Bodensee.

Zellerthalbahn, s. Pfälzische Eisenbahnen.

Zeller Waren, Steingutwaren aus Zell (s. d.) am Harmersbach.

Zellfäden, Zellflächen, Zellfusionen, s. Zelle.

Zellgewebe, s. Zelle und Bindegewebe.