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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Abrahamsbaum; Abrakadábra; Abramis; Abrandkraut; Abrantes; Abrauchen; Abraum; Abraumsalze; Abravanel

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Abrahamsbaum - Abravanel.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Abraham a Santa Clara'

denen allen die energische Munterkeit und die lebendige Darstellungskraft Abrahams sich geltend machen. Seine "Sämtlichen Werke" erschienen zu Passau und Lindau 1835-50 in 21 Bänden. Vgl. Karajan, A. (Wien 1867); Palmer, A. als Homilet (Stuttg. 1845).

Abrahamsbaum, s. Vitex.

Abrakadábra, aus den gnostischen Religionssystemen stammendes Zauberwort, welches man in elf um je einen Buchstaben abnehmenden Zeilen (so daß ein gleichseitiges Schriftdreieck entstand) auf ein Täfelchen schrieb, um es als Amulett gegen Krankheiten und besonders gegen Fieber am Körper zu tragen. Der Name scheint von den Gemmen abgeleitet zu sein, die mit dem Bilde des Abracax oder Abraxas (s. d.), eines schlangenfüßigen Mannes mit einer Peitsche in der Hand, bezeichnet waren.

Abramis, s. Brasse.

Abrandkraut, s. Artemisia.

Abrantes, Stadt in der portug. Provinz Estremadura, Distrikt Santarem, am Tejo, Station der Eisenbahn Lissabon-Badajoz (jenseit des Flusses), in einer an Oliven und Südfrüchten reichen Gegend, hat ein großes Kastell, zahlreiche Kirchen (darunter die prächtige Vinzentiuskirche) und (1878) 6380 Einw., die ansehnlichen Produktenhandel mit Lissabon auf dem von hier an schiffbaren Strom treiben. Im J. 1807 machte der französische General Junot (s. d.) von hier aus mit 1500 Grenadieren einen kühnen und glücklichen Angriff auf Lissabon, wofür ihm Napoleon den Titel eines Herzogs von A. erteilte.

Abrauchen, s. Abdampfen und Ausglühen.

Abraum, im Bergwesen die eine Lagerstätte nutzbarer Fossilien bedeckenden unnützen Erdarten oder tauben Gesteine, welche weggeräumt werden müssen, um die Lagerstätten zu entblößen; in der Forstwissenschaft das beim Holzschlagen abfallende Reisholz (Abfallholz, bei Nadelholz 5-10, bei Laubholz 12-15 Proz. des Gesamtertrags), auch eine völlig abgeholzte und gerodete Waldfläche.

Abraumsalze, die das Staßfurter Steinsalzlager bedeckende Schicht leichtlöslicher Salze, welche im wesentlichen Kalium- und Magnesiumverbindungen enthält und als hauptsächlichste Quelle für Kalisalze ausgebeutet wird. Das 376,6 m mächtige Steinsalzlager gliedert sich in vier Abteilungen: 1) Carnallitregion, 40 m mächtig, enthält Steinsalz, Kieserit und vorwaltend Carnallit; 2) Kieseritregion, 56 m mächtig, enthält 65 Proz. Steinsalz, 17 Proz. Kieserit, 13 Proz. Carnallit, 2 Proz. Anhydrit, 3 Proz. Chlormagnesium; 3) Polyhalitregion, 63 m mächtig, enthält 91,2 Proz. Steinsalz, 6,63 Proz. Polyhalit, 0,66 Proz. Anhydrit, 1,51 Proz. Chlormagnesium; 4) Anhydritregion, 215 m mächtig, besteht aus reinem, mit Anhydritschnüren durchsetztem Steinsalz. - Der Carnallit ist ein Doppelsalz von Chlorkalium mit Chlormagnesium KCl+MgCl2+6H2O, meist durch Eisenglimmerschüppchen rot gefärbt. Kieserit ist schwefelsaure Magnesia MgSO4+H2O. Polyhalit ist ein Doppelsalz von schwefelsaurem Kalk mit schwefelsaurer Magnesia und schwefelsaurem Kali 2CaSO4+MgSO4+K2SO4+2H2O. Anhydrit ist schwefelsaurer Kalk. In der Carnallitregion finden sich außerdem in geringer Menge Sylvin, d. h. Chlorkalium KCl, Schönit, ein Doppelsalz von schwefelsaurem Kali mit schwefelsaurer Magnesia K2SO4+MgSO4+6H2O, Kainit, ein Doppelsalz von Chlorkalium mit schwefelsaurer Magnesia KCl+MgSO4+3H2O. Ferner finden sich Tachydrit, ein Doppelsalz von Chlorcalcium mit ↔ Chlormagnesium CaCl2+2MgCl2+12H2O, Boracit und Staßfurtit, borsaure Magnesia mit Chlormagnesium 2Mg8B8O15+MgCl2, Eisenkies, Magnetkies, Eisenglimmer, Rubidium, Cäsium und Brom. Das Vorhandensein dieser Salze zeigt deutlich, daß das Salzlager durch Verdunstung von Meerwasser entstanden ist. Das Kochsalz hat sich zuerst ausgeschieden, und die übrigen in geringerer Menge vorhandenen und sehr löslichen Salze haben sich in einer Mutterlauge gesammelt, welche schließlich auf dem Salzlager zur Kristallisation gelangte. Der Eltonsee, die Ostseite des Kaspischen Meers, das Tote Meer, die Salzgärten des Mittelmeers zeigen ganz ähnliche Verhältnisse.

Man gewinnt die A. firstenmäßig durch Pfeilerbau und liefert sie mit einem Gehalt von 50-55 Proz. Carnallit (13-14 Proz. Chlorkalium), 25-30 Proz. Steinsalz, 12-15 Proz. Kieserit an die Fabriken, welche sie auf Kalisalze, Magnesiasalze, Düngerpräparate (z. B. schwefelsaure Kalimagnesia), Brom, Bromsalze, Borsäure etc. verarbeiten. Bei Kalusz in Galizien hat man Sylvin (Chlorkalium) im Haselgebirge, einem Gliede der Mitteltertiärschichten, gefunden. Die Sylvin führende Schicht ist 13,3 m mächtig und enthält keine Magnesiasalze. Außerdem entdeckte man ein Kainitlager von mehr als 25,3 m Mächtigkeit, welches durchschnittlich aus 61,77 Proz. Kainit, 10,80 Proz. Sylvin, 20,67 Proz. Steinsalz und 5,65 Proz. Thon etc. besteht. Vgl. Bischof, Die Steinsalzbergwerke bei Staßfurt (2. Aufl., Halle 1875); Reinwarth, Die Steinsalzablagerung bei Staßfurt und die dortige Kaliindustrie (Dresd. 1871); Krause, Die Industrie von Staßfurt und Leopoldshall und die dortigen Bergwerke (Köth. 1876).

Abravanel (Abarbanel), Isak ben Jehuda, geb. 1437 zu Lissabon, der berühmteste Sproß eines vornehmen jüdischen Geschlechts in Spanien, welches seine Abkunft vom königlichen Haus Davids ableitete. Sein vielseitiges Wissen, sein Reichtum, besonders aber seine Charaktervorzüge gewannen ihm die Gunst Alfons' V., Königs von Portugal, in dessen Diensten A. auch für seine leidenden Glaubensgenossen thätig war. Als 1483 Johann II. den Herzog Ferdinand von Braganza aufheben ließ, ward A. als Mitverschwörer angeklagt und mußte nach Kastilien fliehen, wo er sich in der Hauptstadt Toledo litterarisch beschäftigte. Von 1484 an bekleidete er am Hofe Ferdinands des Katholischen die Stellung eines Finanzministers, die er acht Jahre lang, bis zur Vertreibung der Juden aus Spanien (1492), die auch ihn betraf, zum Segen Spaniens verwaltete. Im J. 1493 kam er nach Neapel, woselbst ihn Ferdinand I. und dessen Nachfolger Alfons II. begünstigten, flüchtete mit dem letztern vor Karl VIII. nach Sizilien, lebte dann in Korfu, Monopoli, Venedig, wohin ihn eine diplomatische Mission geführt hatte. Hier starb er 1508 und ward in Padua begraben. Seine bedeutenden schriftstellerischen Leistungen sind uns überliefert in exegetischen und religionsphilosophischen Arbeiten (Kommentar zu Maimonides' "More", kleinere selbständige Schriften u. a.). - Isaks ältester Sohn, Juda Leon (Leo Hebräus), Arzt und Philosoph, Freund des Pico de Mirandola, verfaßte das einst vielgelesene und in verschiedene Sprachen übersetzte Buch "Dialoghi di amore" (Rom 1535 u. öfter). Joseph, zweiter Sohn Isaks, war Arzt in Venedig und Ferrara und Samuel, dritter Sohn Isaks, geb. 1473, gest. 1550, Finanzminister des Vizekönigs Don Pedro di Toledo von Neapel, der seine Tochter der frommen und klugen Frau Abravanels, Benvenida, zur Erziehung übergab.