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Abraxas - Abrudbánya.
Textfigur: Abraxasgemme.
Abráxas, ein mystisch-theosoph. Wort, welches nach Bellermann
("Versuch über die Gemmen der Alten mit dem Abraxasbild", Berl. 1817-19, 3 Stücke) aus
den ägyptischen Worten Abrak und Sax (Sadschi) zusammengesetzt ist und das "heilige Wort",
der "gebenedeite Name" bedeutet, nach Grotefend aber persischen oder vielmehr pehlewischen
Ursprungs ist und das ganze pehlewische Ziffersystem umfaßt, wenn man es in seiner angeblich
ursprünglichen Form Abrasax nimmt. Nach Irenäus nannte der christliche Gnostiker Basilides
(um 130) den Inbegriff der 365 Himmel- oder Geisterreiche, in die er nach der Analogie der
365 Tage des Jahrs die Gottheit sich ausbreiten läßt, d. h. Gott selbst, insofern er sich
offenbart hat, im Gegensatz zu dem Gott an sich, A. oder Abrasax, indem dieser Name die Zahl
365 ausdrücken sollte (A=1, b=2, r=100, a=1, s=200, a=1, x=60, nach griechischer Zählung,
gibt 365). Daher finden viele Paläographen in A. nichts andres als eine nach bloßer
Zahlenbedeutung gemachte, übrigens sinnlose Zusammenstellung rein griechischer Buchstaben.
Das Wort ging mit seiner geheimnisvollen Bedeutung von den Basilidianern zu den
Priscillianisten und bald darauf zu allen magischen und alchimistischen Sektierern über.
Vgl. Matter, Histoire critique du gnosticisme (2. Aufl., Par. 1843-44, 3 Bde.).
Abraxasgemmen oder Abraxassteine
sind zunächst die zahlreich vorkommenden geschnittenen Steine verschiedener Art und Form, auf welchen
neben natürlichen Bildern, meist Zusammensetzungen aus menschlichem Rumpf und Armen, Hahnenkopf und
Schlangenfüßen, oder andern vieldeutigen Symbolen das Wort A. oder Abrasax und andre unverständliche
Worte in griechischer Schrift vorkommen; in weiterm Sinn aber auch alle Steine, auf denen sich
rätselhafte Zusammenstellungen von Menschen- und Tiergestalten, Pflanzen, Schriftzügen etc. finden.
Bellermann schließt den Begriff der eigentlichen Abraxasgemmen (basilidianische) in sehr enge
Grenzen und unterscheidet von ihnen die Abraxoiden (mit abweichendem Typus)
und Abraxaster (heidnischen Inhalts), die beide wiederum in
Unterarten zerfallen. Die eigentlichen Abraxasgemmen (s. beistehende Abbildung und Tafel
"Gemmen") mit menschlichen Armen, einem Hahnenkopf und Schlangenfüßen, in
der rechten Hand eine Peitsche, in der linken einen Kreis oder Kranz mit einem darin befindlichen
Zweig von der Gestalt eines Doppelkreuzes, scheinen den Basilidianern anzugehören, andre andern
gnostischen Sekten; manche stammen auch aus dem Heidentum und zeugen für den Zusammenhang der
Abraxasgemmen mit alexandrinischer Theurgie, die meisten aber wurden erst im Mittelalter als
Talismane gefertigt.
Vgl. Barzilai, Gli Abraxas (Triest 1873).
Abrechnung, jede Rechnung, welche das Ergebnis eines Geschäfts darlegt, insbesondere
den Umfang der daraus entstandenen Forderungen klarstellt, vorzüglich die Aufhebung einer Schuld gegen eine
andre (Skontro, Skontration, Zahlung
mit geschlossenem Beutel), welche darin besteht, daß zwei Personen ihre wechselseitigen Forderungen zu bestimmten
↔
Zeiten gegeneinander ausgleichen und nur den Unterschied in Geld entrichten. Treten mehr als zwei Personen in ein
solches Verhältnis, daß jeder seine Forderungen zur Einziehung an denjenigen überweist, welchem er schuldet, so
können große Geschäfte mit verhältnismäßig geringen baren Geldsummen abgemacht werden. Gewöhnlich findet das
Abrechnen (Skontrieren,
Überweisen) bei Zusammenkünften auf größern Messen in großen Städten statt,
wie es denn früher besondere Skontroplätze gab, so "am Perlach" in Augsburg, "auf dem Römerberg" in Frankfurt
a. M. und "im Deutschen Haus" in Venedig. In der neuern Zeit werden Abrechnungen in großartigem Umfang vermittelt
durch das Abrechnungshaus oder Clearing-house
(s. d.) in London, wo dortige Bankfirmen täglich zweimal durch ihre Kommis gegenseitige Forderungen begleichen.
Diesem englischen Institut nachgebildet sind die seit 13. Febr. 1883 in verschiedenen größern Städten Deutschlands
eingerichteten Abrechnungsstellen der deutschen Reichsbank.
Vgl. Koch, Abrechnungsstellen in Deutschland etc. und deren Vorgänger (Stuttg. 1883). -
Nicht zu verwechseln mit dieser kaufmännischen A. ist die Kompensation, d. h. die Aufrechnung
einer Gegenforderung des Beklagten gegen die Forderung des Klägers, welche wohl auch A. genannt wird
(s. Kompensation).
Abrégé (franz., spr. -scheh),
Auszug, kurzer Inbegriff, Abriß; Abrégés, im Orgelbau s. v. w.
Abstrakten (s. d.).
Abregieren (spr. -rehsch-), kurz zusammenfassen.
Abrenuntiātio (lat.), die "Lossagung" des Täuflings vom
Teufel, beruht auf der Vorstellung der alten Kirche, daß die Welt unter der Herrschaft der Dämonen stehe, und fand
in der lutherischen Kirche Eingang, indem Luther das bisherige Taufformular in sein Taufbüchlein aufnahm. Obgleich
die lutherische Kirche die A. fallen ließ, ist in neuester Zeit wieder ein großes Gewicht darauf gelegt worden.
Vgl. Exorzismus.
Abrogieren (lat.), aufheben, abschaffen, bei den Römern auf die Aufhebung eines Gesetzes,
eines Beschlusses oder einer Einrichtung auf dem gesetzmäßigen Weg antragen.
Abrogation, Aufhebung, Abschaffung.
Abrollspediteur ist der letzte derjenigen Spediteure, durch deren Hände ein Speditionsgut
geht, und der dasselbe an den Adressaten abzuliefern hat. Vgl. Spediteur.
Abrōma Jacq.
(Kakaomalve), Gattung aus der Familie der Sterkuliaceen, Halbsträucher oder
kleine Bäume mit gelappten, behaarten Blättern, end- oder achselständigen, gelben oder roten Blüten und vielsamigen
Kapseln. Sie sind heimisch in Indien, Java und dem tropischen Australien.
A. angusta L. fil. in Indien und auf den
Philippinen, A. fastuosa R. Br. auf Timor
und in Australien und A. mollis DC. auf den
Molukken und Sundainseln liefern Bastfasern, die als Wollut Comul
(Wullut Cumal) oder perennierender indischer Hanf
in den Handel kommen und zu Stricken, groben Geweben und in der Papierfabrikation benutzt werden.
A. Brong., bei botan.
Namen Abkürzung für A. Brongniart (s. d.).
Abrudbánya (Groß-Schlatten, röm. Alburnus major
oder Auraria), Bergstadt im ungar. Komitat Unterweißenburg (Siebenbürgen), in der Nähe
des merkwürdigen Basaltfelsens Detunata, mit (1881) 2869 rumänischen und ungar. Einwohnern, welche
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 54.