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Acrocomia - Actaea.
Acrocōmia Mart.,
Gattung aus der Familie der Palmen, mit dornigem, oft in der Mitte verdicktem Stamm und schönen, gefiederten Blättern.
A. sclerocarpa Mart. (Macawbaum,
Macoya, Macahuba), ein 6,2-9,4 m hoher Baum auf Jamaika,
Trinidad und in Südamerika bis Rio de Janeiro, trägt genießbare Nüsse, welche von den Negern zu Schnitzarbeiten benutzt, namentlich
aber zur Gewinnung von fettem Öl gemahlen und gepreßt werden. Das Fett hat Butterkonsistenz, Veilchengeruch, süßlichen Geschmack,
ist goldgelb, haltbar, dient zu Seifen und kommt namentlich aus Westindien nach Europa (Palmöl). Die jungen Blätter werden als
Gemüse gegessen. A. lasiospatha Mart.
(Mucuja), ein 12,5 m hoher Baum in Brasilien, hat genießbares Fruchtfleisch. Mehrere Arten
werden in Palmenhäusern kultiviert.
Acroleïn (Acrylaldehyd) C3H4O
entsteht bei trockner Destillation des Glycerins oder der Fette, für deren Destillationsprodukte der scharfe Dampf des Acroleïns
charakteristisch ist (man bemerkt ihn beim Ausblasen eines Talglichts, aber nicht beim Ausblasen einer Paraffinkerze). Es ist eine
farblose, brennend schmeckende Flüssigkeit, riecht unerträglich stechend, greift Auge und Nase heftig an, ist leichter als Wasser,
siedet bei 52°, brennt mit leuchtender Flamme, löst sich in 2-3 Teilen Wasser, mischt sich mit Alkohol und Äther und geht an der
Luft durch Sauerstoffabsorption schnell in Acrylsäure
C3H4O2 über, welche der Essigsäure ähnlich riecht.
Acromion, Schulterhöhe, die Endigung der Schulterblattgräte.
Acronycta, s. Eulen (Schmetterlinge).
Acrostīchum L.
(Zeilfarn), Farnkrautgattung aus der Familie der Polypodiaceen, mit meist ungeteilten oder
handförmig gelappten Wedeln. A. alcicorne L.
(Platycerium alcicorne Desv.), mit breiten, gegabelten,
hirschhornähnlichen, fruktifizierenden Blättern, neben denen sich stellenweise dem Boden angedrückte, nierenförmige Niederblätter
von ganz abweichendem Bau entwickeln, lebt in den Tropen schmarotzend auf Bäumen, wird bei uns in Warmhäusern kultiviert.
Acrylaldehyd, s. Aeroleïn(Anmerkung des Editors: richtig: Acroleïn).
Acs (spr. ātsch), Dorf im ungar. Komitat Komorn, mit Schloß,
Zuckerfabrik, römischen Altertümern und (1881) 4437 ungar. Einwohnern. Bei A. fanden 1849
Gefechte statt.
Act (engl., spr. äkt), in der englischen
und nordamerikanischen Rechtssprache Beschluß einer Behörde oder einer ständischen Körperschaft, z. B.
A. of Parlament oder A. of Congress, ein vom Parlament
oder vom Kongreß gefaßter Beschluß. Dahin gehört z. B. die berühmte Schiffahrtsakte (Navigation A.)
von 1651. A. of settlement heißt die wichtige Parlamentsakte, wodurch die britische
Thronfolgeordnung festgestellt ward, speziell aber die Successionsakte, die Wilhelm III. kurz vor seinem Tod noch sanktionierte,
und durch welche das Haus Braunschweig-Lüneburg-Hannover auf den britischen Thron berufen wurde.
Acta (lat.), im röm. Rechtswesen geordnete Niederschriften
öffentlicher Verhandlungen, insbesondere der von den Magistraten, später den Kaisern, erlassenen Verfügungen
(A. magistratuum, A. principum). A. hießen auch gewisse
Gerichtsakten, jedoch unter Beschränkung des Begriffs auf protokollarische ↔
Aufzeichnungen über mündliche Verhandlungen vor Gericht, im Gegensatz zu den Eingaben der Parteien (libelli)
und den Verfügungen der Magistrate sowie den Urteilen der Richter, welche ebenfalls zu Protokoll gegeben wurden.
Neben diesen Prozeßprotokollen kamen aber auch Protokolle über Handlungen nicht streitiger Gerichtsbarkeit vor. -
Über A. im heutigen Sinn s. Akte.
Acta (auch Actus)
Apostolorum, s. v. w. Apostelgeschichte.
Acta diurna (lat., "Journale"), im alten Rom die Tagebücher
über die Verhandlungen des Senats (Acta senatus) und der Komitien (Acta populi);
sie wurden von Julius Cäsar (59 v. Chr.) eingeführt und vertraten mit der Zeit mehr und mehr unsre Zeitungen und Anzeigeblätter.
Acta Eruditorum, Name der ersten deutschen gelehrten Zeitschrift,
welche vom Professor Otto Mencke nach dem Vorgang des "Journal des Savants" redigiert und
zuerst 1682 herausgegeben wurde. Das Unternehmen, zu dem sich die ersten Gelehrten jener Zeit, wie Carpzov, Leibniz,
Seckendorff, Cellarius, Thomasius, Sagittarius, Wagenseil u. a., mit Mencke vereinigt hatten, und dessen Hauptzweck auf
die Mitteilung von gedrängten Inhaltsanzeigen und Auszügen aus neuen wichtigen Schriften, außerdem noch von Beurteilungen
und kleinen selbständigen Aufsätzen (auch von Leibniz), gerichtet war, fand die allgemeinste, von Jahr zu Jahr steigende
Anerkennung, und das Journal thronte bald als oberster Richter aber sämtlichen Leistungen der deutschen Litteratur. Nach
O. Menckes Tod übernahm 1707 sein Sohn Joh. Burkhard Mencke und von 1732 an dessen Sohn Friedr. Otto Mencke die Redaktion,
welch letzterer eine neue Folge unter dem Titel: "Nova A. E." begann. Nach fast 100jähriger
Dauer ging, besonders infolge der Unruhen des Siebenjährigen Kriegs, die Zeitschrift 1782 ein, in welchem Jahr der bis
dahin verspätete Jahrgang von 1776 erschien. Zu einem vollständigen Exemplar gehören folgende Bände: A. E.,
1682-1731, 50 Bde.; Nova A. E., 1732-76, 43 Bde.; A. E. Supplementa,
1692-1734, 10 Bde.; Ad Nova A. E. Suppl. 1735-1757, 8 Bde.;
Indices, 6 Bde.; zusammen 117 Bde.
Acta Pilati (lat.), ein apokryphischer Bericht über die Verurteilung Jesu,
den Pilatus abgefaßt haben soll. In seiner jetzigen Gestalt, wie er lange im ersten Teil des Evangeliums des Nikodemus
(s. d.) vorkam, gehört derselbe erst dem 4. Jahrh. an. Doch werden angeblich offizielle Akten des Pilatus schon von Justin und
Tertullian erwähnt. Noch spätere Anhänge zu den A. P. bilden verschiedene Briefe des Pilatus
(Epistolae Pilati) an Tiberius oder Claudius nebst anderweitigen Legenden über
Pilatus (s. d.).
Vgl. Lipsius, Die Pilatusakten, kritisch untersucht (Kiel 1871).
Actaea L.
(Christophskraut), Gattung aus der Familie der Ranunkulaceen, Kräuter mit kleinen, weißen
Blüten in kurzen Trauben. A. spicata L.
(ährentragendes Christophskraut, Schwarzkraut), mit dreizählig
doppelt gefiederten Blättern, eiförmiger Blütentraube und rundlich-ovalen erbsengroßen, schwarzen Beeren, wächst häufig in
schattigen Wäldern und Hecken in Nordeuropa, Deutschland und der Schweiz, hat narkotisch-giftige Eigenschaften und war
früher offizinell. Diese und andre Arten werden als Zierpflanzen in Gärten kultiviert.