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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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A coup perdu - Acrocephalus.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Acosta'

Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 1)

jenem über. Da er aber bald inne wurde, wie wenig das Judentum seiner Zeit mit seinen vom Mosaismus gewonnenen Anschauungen übereinstimmte, suchte er auf eine Reform desselben hinzuwirken, ward indes von der Synagoge mit dem Bann belegt. Er veröffentlichte hierauf zur Verteidigung seiner Lehrmeinung ein "Examen traditionum pharisaicarum collatarum cum lege scripta contra animae immortalitatem" (Amsterd. 1623), ward aber auf die Klage der jüdischen Ältesten bei dem Rate der Stadt zu einer Geldstrafe verurteilt. Nach 15 Jahren bequemte er sich zum Widerruf und ward wieder in die Gemeinde aufgenommen. Auf Grund neuer Beschuldigungen legte ihm der Große Rat eine schimpfliche Buße auf; als er sich weigerte, sich derselben zu unterwerfen, ward er mit dem Bannfluch belegt. Nach siebenjähriger Verfolgung unterwarf er sich endlich der Buße, machte aber, im Innern zerrüttet, im April 1647 seinem Leben durch einen Pistolenschuß ein Ende. Seine Selbstbiographie ("Exemplar humanae vitae") gab Ph. Limborch nach einem in Acostas Haus 40 Jahre nach seinem Tod entdeckten Autograph heraus; auch lateinisch und deutsch (Leipz. 1847). Vgl. Jellinek, Acostas Leben und Lehre (Zerbst 1847), und I. (Anmerkung des Editors: Isaac) da Costa, Israel en de volke (Haarl. 1849). Zum Helden einer Tragödie machte ihn Gutzkow.

2) José d', span. Jesuit und Geschichtschreiber, geboren um 1540 zu Medina del Campo, ging 1571 nach Amerika, wo er Provinzial seines Ordens von Peru wurde, und erhielt nach seiner Rückkehr nach Europa (1588) das Rektorat der Universität zu Salamanca. Er starb 1599. Seine Hauptwerke sind die hochgeschätzte "Historia moral y natural de las Indias" (Sevilla 1591) und "De promulgatione Evangelii apud barbaros" (Salam, 1588).

A coup perdu (franz., spr. ku perdüh), aufs Geratewohl, auf gut Glück.

Acqua, Cesare dell', ital. Maler, geb. 22. Juli 1821 zu Pirano bei Triest, bildete sich in Triest und auf der Akademie zu Venedig zum Maler aus und setzte dann seine Studien in Paris und Brüssel fort, wo er sich niederließ und unter dem Einfluß Gallaits für das historische Fach sich entschied. Seine Hauptwerke, deren Schwerpunkt in der wohlgelungenen Komposition liegt, sind: Marino Falieri und seine Gattin, Ausfall der Mailänder gegen Friedrich Barbarossa, Szene aus dem Befreiungskampf der Griechen gegen die Türken, Empfang der mexikanischen Deputation in Miramar, die Zauberin und Simson und Delila.

Acquapendénte, Stadt in der ital. Provinz Rom, auf hohem Basaltfelsen über dem Paglia, Sitz eines Bischofs, mit schöner Kathedrale und (1881) 3431 Einw.

Acquavīva (A. delle Fonti), Stadt in der ital. Provinz Bari, an der Eisenbahn von Bari nach Taranto, hat eine ehemalige Kathedralkirche, eine Gymnasial- und technische Schule, ergiebigen Wein- und Obstbau, Ölbereitung und (1881) 7986 Einw.

Acqui (spr. ackwi, das alte Aquae Statiellae), Kreishauptstadt in der ital. Provinz Alessandria, an der Bormida und der Eisenbahn Alessandria-Savona, Sitz eines Bischofs, hat ein altes Schloß (jetzt Gefängnis), eine fünfschiffige gotische Kathedrale (im 12. Jahrh. gegründet), altes Stadthaus, Reste eines römischen Aquädukts, ein Gymnasium, technische und Notariatsschule, Waisenhaus, Weinbau, Seidenzucht, Gerberei und (1881) 7411 Einw. Die Stadt ist berühmt durch ihre heißen, schon zu Plinius' Zeiten bekannten Schwefelquellen, die eine Temperatur von 46 bis 75° C. haben und hauptsächlich Schwefelcalcium, ↔ Chlornatrium, Chlorcalcium und Kieselerde enthalten. Am meisten wird der aus verwittertem Schieferthon und dem Niederschlag der Mineralquellen bestehende Schlamm zu Bädern gegen chronische Hautausschläge, Lähmungen, Gicht und Rheumatismen benutzt.

Acquirieren (lat.), erwerben; Acquisition, Erwerbung, Erwerbnis.

Acquit (franz., spr. ăkih), Quittung, Empfangschein; pour a., s. v. w. den Empfang bescheinigt, empfangen. Beim Billard bedeutet A. das Aussetzen des Balles.

Acquit à caution (franz., spr. ăki-t-ă kohssióng), in Frankreich ein gegen Sicherstellung der zu zahlenden Abgabe für zoll- und steuerpflichtige Waren ausgestellter Begleitschein, welcher im Transitverkehr, namentlich im Veredelungsverkehr, große Bedeutung erlangt hat. Seit 1836 wurde die zeitweise zollfreie Einfuhr von Gegenständen zugelassen, welche in veredelter Form wieder ausgeführt werden sollten. Dabei wurde am Grundsatz der Identität festgehalten. Die Durchführung dieses Grundsatzes erforderte bei vielen Waren eine lästige Kontrolle, und so hatte man dann in der Praxis bei einigen wichtigen Artikeln, insbesondere bei Mehl und Eisen, von derselben Abstand genommen und die Zulassung gewährt, wenn nur überhaupt die entsprechende Menge an fertigen Produkten innerhalb bestimmter Frist ausgeführt wurde. Infolgedessen entstand eine Art Ausfuhrprämie für heimische Erzeugnisse. Getreide wurde im Süden des Landes eingeführt, um dort dem einheimischen Verbrauch zu dienen, während dafür Mehl aus dem Norden ausgeführt wurde. Auf Grund von Reklamationen der Interessenten wurde 1873 bestimmt, daß die Mehlausfuhr nur über diejenigen Zollbüreaus stattfinden dürfe, über welche der Weizen eingegangen sei. Dadurch hat der A. bei dem Weizen seine Bedeutung verloren. Dagegen hat er dieselbe noch bei wichtigen Eisensorten behauptet. Im J. 1857 wurde das Recht, Eisen zeitweise zollfrei einzuführen, auf Hüttenbesitzer und Konstrukteure beschränkt, welche Bestellungen aus dem Ausland nachweisen, wobei die Kompensation durch Ausfuhr von aus inländischem Rohstoff gefertigten Eisenwaren geduldet wird. Dadurch ist die Übertragung von in blanco ausgestellten Einfuhrvollmachten an Dritte ermöglicht, wogegen rechtzeitig eine entsprechende Menge jener Waren zur Ausfuhr gelangt. Seit 1870 müssen Stabeisen und weiter verarbeitetes Eisen bei temporärer Zulassung unter zollamtlicher Kontrolle wirklich in die einfuhrberechtigte Fabrik transportiert werden, und so beschränkt sich denn der Acquithandel heute im wesentlichen noch auf Gießereieisen. Vgl. Lexis, Die französischen Ausfuhrprämien (Bonn 1870); "Enquête sur l'application du décret du 15 février 1862" (Par. 1867); "Conseil supérieur du commerce etc. Admissions temporaires" (das. 1878).

Acraconitīn, s. Aconitin.

Acre (engl., spr. ehkr, "Acker", A. of land), Feldmaß in England, seinen Kolonien und in Nordamerika, à 4 Roods oder 160 QRoods oder 4840 QYards = 40,467 Ar. 30 Acres = 1 Yard of land oder Hufe; 640 Acres = 1 Mile of land (die gesetzmäßige britische QMeile).

Acredula, s. Meise.

Acri, Stadt in der ital. Provinz Cosenza, auf einer Anhöhe über dem Mucone gelegen, hat Wein- u. Ölbau, auch Baumwollkultur, Bereitung von eingesalzenem Fleisch und Schinken und (1881) 3944 Einw.

Acridiodēa (Feldheuschrecken), Familie aus der Ordnung der Geradflügler (s. d.).

Acrocephălus, s. Schilfsänger.