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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alexander

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Alexander (Anhalt, Bulgarien, Hessen, Rumänien).

1610 zu Venedig, gewählt 6. Okt. 1689, stand völlig unter französischem Einfluß. Aus Erkenntlichkeit dafür gab Ludwig XIV. Avignon an Rom zurück. Durch Ankauf der Bibliothek der Königin Christine von Schweden bereicherte er die Bibliothek des Vatikans mit kostbaren Handschriften. Nepotismus und Simonie erreichten unter seiner Regierung den höchsten Gipfel. Er starb 1. Febr. 1691. Vgl. Gérin, Le pape Alexandre VIII et Louis XIV (Par. 1877).

Fürsten der neuern Zeit.

(Nach dem Alphabet der Länder geordnet.)

[Anhalt.] 12) A. Karl, letzter Herzog von Anhalt-Bernburg, Sohn des Herzogs Alexius Friedrich Christian aus dessen Ehe mit Friederike von Hessen-Kassel, geb. 2. März 1805, offenbarte frühzeitig sowohl körperliche als namentlich geistige Schwäche, welche allmählich zunahm, so daß sein Vater die künftigen Regierungshandlungen des Sohns an die Mitwirkung eines Geheimen Konferenzrats zu binden sich veranlaßt fand. Seit 1834 Nachfolger seines Vaters, vermählte sich A. 30. Oktober d. J. mit der Prinzessin Friederike von Holstein-Glücksburg, der er 1855 unter dem Titel einer Mitregentin die Regierung des Landes übertrug. Er starb 19. Aug. 1863, worauf das Herzogtum an den Herzog von Anhalt-Dessau fiel.

[Bulgarien.] 13) A. I., Fürst von Bulgarien, geb. 5. April 1857, zweiter Sohn des Prinzen Alexander von Hessen-Darmstadt (s. Alexander 14), führte, wie seine Brüder, den Titel eines Prinzen von Battenberg, trat zuerst in das großherzoglich hessische Dragonerregiment Nr. 24 als Leutnant ein, machte 1877 im Hauptquartier des Großfürsten Nikolaus den Krieg in Bulgarien gegen die Türkei mit und ward darauf nach Berlin in das Regiment Garde du Korps versetzt. Schon seine Teilnahme am Feldzug gegen die Türken, dann seine nahe Verwandtschaft mit dem Kaiser Alexander II. von Rußland, dessen Neffe er war, wiesen darauf hin, daß er zum Oberhaupt des zu schaffenden Fürstentums Bulgarien ausersehen sei. Die Mächte gaben zu seiner Wahl ihre Zustimmung. A. wurde denn auch 29. April 1879 von der bulgarischen Nationalversammlung einstimmig zum Fürsten gewählt. Er hielt 8. Juli in Tirnowa seinen Einzug und leistete den Eid auf die neue Verfassung des Fürstentums, schlug aber seine Residenz in Sofia auf. Da die von radikalen Agitatoren beherrschte Deputiertenkammer seinen Bestrebungen für das Volkswohl Hindernisse in den Weg legte und seine Macht zu einem Schatten herabdrückte, erklärte er durch eine Proklamation vom 9. Mai 1881, die Krone niederlegen zu müssen, wenn ihm nicht außerordentliche Regierungsvollmachten zugestanden würden. Diese bewilligte ihm die außerordentliche Nationalversammlung 13. Juli mit größtem Enthusiasmus. Auch den übermächtigen russischen Einfluß wußte er geschickt zurückzudrängen.

[Hessen.] 14) A. Ludwig Georg Friedrich Emil, Prinz von Hessen und bei Rhein, österreich. General der Kavallerie, dritter Sohn des Großherzogs Ludwig II. von Hessen-Darmstadt, geb. 15. Juli 1823 zu Darmstadt, stand 1840-51 in russischen Diensten und zeichnete sich in den kaukasischen Kämpfen aus, zuletzt als Generalmajor und Kommandeur der gesamten Artillerie. Im J. 1852 trat er als Brigadegeneral in die österreichische Armee. Im Feldzug von 1859 erwarb er sich große Anerkennung durch die Tapferkeit und Ausdauer, mit der er nach den Schlachten bei Montebello und Solferino den Rückzug der geschlagenen Armee deckte. Seit 1863 lebte Prinz A. meist in Darmstadt oder Heiligenberg (Jugenheim), seiner Besitzung im Odenwald, wo er sich vornehmlich mit der Ordnung seines großen Münzkabinetts beschäftigte, das er selbst beschrieb (Darmst. 1856). Im J. 1866 übernahm er den Oberbefehl über das aus den württembergischen, bayrischen, hessen-darmstädtischen und nassauischen Truppen und aus 12,000 Österreichern zusammengesetzte 8. Bundesarmeekorps, welches aber die Vereinigung mit den Bayern erst nach den unglücklichen Gefechten von Laufach und Aschaffenburg und dem Verlust der Mainlinie bei Würzburg bewirkte. Hier erlitt es neue Niederlagen bei Tauberbischofsheim, Werbach und Gerchsheim (23.-25. Juli) und löste sich dann auf. Vgl. die von ihm veröffentlichte Rechtfertigungsschrift: "Feldzugsjournal des Oberbefehlshabers des 8. deutschen Bundesarmeekorps" (2. Aufl., Darmst. 1867). Seit 28. Okt. 1851 ist A. morganatisch mit Julie, der Tochter des ehemaligen polnischen Kriegsministers Grafen Moritz von Hauke, vermählt, welche vom Großherzog zur Prinzessin von Battenberg erhoben wurde. Die Kinder aus dieser Ehe führen ebenfalls den Namen Prinzen und Prinzessinnen von Battenberg. Der älteste Sohn ist britischer Marineoffizier, der zweite als Alexander I. (s. oben, 13) Fürst von Bulgarien.

[Rumänien.] 15) A. Johann I., Fürst von Rumänien, geb. 20. März 1820 zu Husch aus der Bojarenfamilie Cusa (Kuza), wurde in Paris erzogen, studierte zu Pavia und Bologna und stieg im heimischen Staatsdienst zum Statthalter von Galatz u. Direktor einer Abteilung im Ministerium des Innern empor, während er sich durch die Ehe mit einer Tochter des Bojaren Rosetti mit den Stourdzas und dadurch mit dem ganzen höhern Adel des Landes verschwägerte. Im J. 1848 schloß er sich der patriotischen Partei an, ward deshalb nach dem Einmarsch der Russen verhaftet, entkam aber und rettete sich auf einem österreichischen Dampfer nach Wien. Nach dem Abmarsch der Russen kehrte er zurück und nahm im Heer Dienste. Anfangs Adjutant des Fürsten Vogorides, stieg er später zum Obersten auf. Bei den Verfassungskämpfen war er Wortführer der Unionspartei. Im J. 1857 Mitglied des Diwans, wurde er im Oktober 1858 dem General Georg Ghika als zweiter Hetman beigegeben und versah nach Vogorides' Abgang die Stelle eines Kriegsministers. Am 17. Jan. 1859 wurde er in Jassy und 5. Febr. in Bukarest zum Hospodar gewählt und als A. Johann I. zum regierenden Fürsten der beiden vereinigten Fürstentümer proklamiert, aber erst Ende 1861 von der Pforte anerkannt. Die Einheit zu begründen, berief er im Januar 1862 beide Kammern nach Bukarest und setzte ein gemeinschaftliches Ministerium ein. Vielfache Mißgriffe und Alexanders Streben nach absolutistischer Zentralisation erregten bald Unzufriedenheit, obwohl sich A. durch Aufhebung der Leibeigenschaft und Verteilung von Ländereien an die Bauern auch Verdienste erwarb. Dazu kam drückende finanzielle Not. Die Einziehung der Klostergüter gegen eine Entschädigung der griechischen Mönche half nur auf kurze Zeit; das Mißvergnügen im Land wuchs, und auch Kammerauflösungen wirkten nichts. Da vollzog A. 14. Mai 1864 einen Staatsstreich, welcher einen Senat und Staatsrat ins Leben rief und die Sanktionierung des Werks durch eine allgemeine Volksabstimmung suchte; der Absolutismus war vollendet, erwies sich indes trotz aller Reformpläne unfähig, die materielle Not zu lindern. Alle Parteien waren einig darin, daß nur durch den Sturz Alexanders dem Land