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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alfons

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Alfons (Portugal, Spanien).

1494 in der Herrschaft, machte sich aber durch Übermut, Gewaltthätigkeit und Wollust viele Feinde. Nach einem im Bund mit seinem Schwiegervater Lodovico Moro gegen Venedig unternommenen Krieg entsagte er 1495, als König Karl VIII. von Frankreich in Neapel einfiel, zu gunsten seines Sohns Ferdinand II. der Krone, flüchtete nach Sizilien und starb 19. Nov. 1496 im Kloster Mazara bei Messina.

[Könige von Portugal.] 14) A. I., der Eroberer, erster König von Portugal, 1139-85, geb. 1110, Sohn des Grafen Heinrich von Burgund, des Eroberers und ersten Grafen von Portugal, folgte diesem schon 1112, entriß 1128 seiner Mutter Theresia von Kastilien die Regentschaft, schlug die Mauren bei Ourique 25. Juli 1139 und ließ sich auf dem Schlachtfeld zum König von Portugal ausrufen. Als solcher vom Papst 1142 gegen einen Zins anerkannt, proklamierte er Portugals Unabhängigkeit von Leon und Kastilien. Nachdem er durch die Cortes zu Lamego 1143 die Thronfolgeordnung hatte festsetzen lassen, eroberte er mit Hilfe zufällig gelandeter englischer und deutscher Kreuzfahrer 25. Okt. 1147 das von den Mauren besetzte Lissabon, später ganz Galicien, Estremadura und Elvas und belagerte Badajoz. Sein Schwiegersohn, König Ferdinand von Leon, eifersüchtig auf Portugals Macht, bekriegte ihn; A. geriet dabei in Gefangenschaft und erhielt erst nach Zurückgabe der eroberten Grenzgebiete seine Freiheit wieder. Er starb 6. Dez. 1185 in Coimbra. Ihm folgte sein Sohn Sancho I.

15) A. II., der Dicke (el Gordo), 1211-23, Enkel des vorigen, Sohn Sanchos I., verteidigte, freilich nicht ohne Verlust an Land, Portugals Selbständigkeit gegen Leon und kämpfte glücklich gegen die Mauren, wahrte seine Unabhängigkeit gegen den Papst und ließ, als der Erzbischof von Braga wegen eines Streits über die Besteuerung gegen A. Bann und Interdikt aussprach, diesen verhaften, schützte die bürgerliche Freiheit durch gute Gesetze und verbesserte die Rechtspflege. Er starb 1223.

16) A. III., der Wiederhersteller (el Restaurador), 1248-79, Sohn des vorigen, verdrängte mit Hilfe des unzufriedenen Klerus 1245 seinen Bruder Sancho II. von der Herrschaft, nahm nach dessen Tod 1248 den Königstitel an und gewann durch strenge Gesetzlichkeit die Liebe seines Volks. Den Mauren entriß er 1251 Algarve und legte sich den Titel eines Königs dieses Landes bei. Die Macht der Ritterorden suchte er zu beschränken, ebenso die der Geistlichkeit, weshalb ihn Papst Gregor X. in den Bann that. Er starb 16. Febr. 1279.

17) A. IV., der Kühne (el Osado), 1325-57, Sohn des Königs Diniz, empörte sich gegen diesen wegen der Bevorzugung seines Halbbruders Alfonso Sanchez und versöhnte sich erst 1324 mit dem Vater. Unter seiner Regierung suchten ein Erdbeben (1344) und eine Pest (1348) Portugal schwer heim. Über seinem Familienleben waltete ein tragisches Geschick. Peter, sein Sohn und Nachfolger, war verheiratet mit Constanza, der Tochter des kastilischen Granden Juan Manuel, faßte aber zu dem schönen Hoffräulein derselben, Inez de Castro, eine Leidenschaft, der er sich nach dem Tod seiner Gemahlin völlig überließ. Als Inez auf Befehl des Königs ermordet worden, verschwor sich der Infant mit den Brüdern der ermordeten Geliebten und andern Großen gegen seinen Vater und hielt nach dessen Tod ein furchtbares Strafgericht über dessen Ratgeber. A. starb 1357.

18) A. V., der Afrikaner, Sohn Eduards I., geb. 1432, regierte von 1438 bis 1481, anfangs unter Vormundschaft seiner Mutter Eleonore von Aragonien, später seines Oheims Dom Pedro, seit 1448 selbständig. Unter A.' Regierung trat das bisher unbedeutende Portugal in den Vordergrund der Weltbegebenheiten, denn unter ihm begannen die großen portugiesischen Entdeckungen, die 1455 sich schon bis zum Grünen Vorgebirge erstreckten. A. landete 1458 vor Ceuta und nahm das feste Alkazar, 1470 Arzilla und das starke Tanger. Diese Plätze bildeten fortan für Portugal und den ganzen Süden der Pyrenäischen Halbinsel ein Bollwerk gegen die maurische Macht. Mit Johanna, der angeblichen Tochter Heinrichs IV. von Kastilien, verlobt, suchte er gegen deren an Ferdinand den Katholischen von Aragonien vermählte Schwester Isabella, die früher seine Hand zurückgewiesen hatte, Erbansprüche auf Kastilien und Leon geltend zu machen, wurde aber in der Schlacht bei Toro (1. März 1476) geschlagen. Als er vergeblich versucht hatte, persönlich in Frankreich die Hilfe Ludwigs XI. zu gewinnen, beschloß er, der Welt zu entsagen und von Frankreich aus als Pilger nach Jerusalem zu wandern. In der Herberge eines kleinen Dorfs entdeckt, ließ er sich durch die Vorstellungen seiner Getreuen zur Rückkehr bewegen. Im Frieden zu Alcacevas (1479) entsagte er allen seinen Ansprüchen auf Kastilien und Leon sowie der Verbindung mit Johanna. Seit dieser Zeit lagerte tiefe Schwermut auf A.' Seele; müde der Regierung und der Welt, beschloß er, ins Kloster zu gehen; auf dem Weg dahin starb er 28. Aug. 1481 in Cintra. A. war mehr Ritter als Feldherr und König, aber von reinen Sitten und ein Freund der Wissenschaften. Unter ihm erschien 1446 die für Portugal hochwichtige Alfonsinische Gesetzsammlung (Ordenaçoens de Rey Affonso V.), welche in fünf Büchern die von Alfons II. bis auf Alfons V. erlassenen sowie die in den Cortes gegebenen Gesetze, einiges aus den Foraes (Gemeinderechten) und vieles aus dem Gewohnheitsrecht enthält. Subsidiarische Anwendung haben darin das Justinianische und das kanonische Recht gefunden.

19) A. VI., geb. 1643, folgte seinem Vater Johann IV. 1656 unter Vormundschaft seiner Mutter Luise de Guzman, die mit Hilfe der Jesuiten auch nach seiner Volljährigkeit die Regentschaft zu behaupten suchte, da A. roh, ungebildet und gemeinen Vergnügungen hingegeben war. A. erklärte sich jedoch 1662 für selbständig und entfernte die Mutter vom Hof, überließ aber die Herrschaft fast ganz dem umsichtigen Grafen Castelho Melhor, unter dessen Verwaltung das portugiesische Heer, vorzüglich durch den Anführer der englischen und französischen Hilfsvölker, Friedrich v. Schönberg (1663 und 1665), glücklich gegen Spanien focht. Im J. 1666 vermählte sich A. mit Maria Franziska Elisabeth von Savoyen. Diese aber, von A. vernachlässigt, der die Ehe nicht einmal vollzog, verband sich mit des Königs Bruder Dom Pedro, stürzte A. 23. Nov. 1667 und zwang ihn zum Verzicht auf die Krone und zur Auflösung ihrer Ehe. A. wurde 1669 auf die Insel Terceira verbannt, nach acht Jahren aber in das Schloß zu Cintra als Staatsgefangener abgeführt, wo er 12. Sept. 1683 starb.

[Spanien.] 20) A. XII., König von Spanien, geb. 28. Nov. 1857, Sohn der Königin Isabella II. und des Königs Franz d'Assisi, wurde nach Vertreibung seiner Mutter aus Spanien (September 1868) im Theresianum zu Wien und in England vortrefflich erzogen und durch den Verzicht Isabellas zu seinen gunsten (25. Juni 1870) Erbe der Thron-^[folgende Seite]