Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Angriffsfronte; Angrivarĭer; Angst; Angster; Ängster; Angström; Anguilla; Anguilletten; Anguilluliden; Anguis

582

Angriffsfronte - Anguis.

Hinterladern hat die Bedeutung des Angriffs in zerstreuter Ordnung mit Terrainbenutzung und Vermeidung der dichten Massen erhöht. Die Kavallerie greift an, indem sie aus dem Schritt in den Trab, Galopp und endlich in Karriere (s. Chok) übergeht, um durch die Wucht ihres Anpralls den Feind niederzuwerfen. Entgegen zeitweiliger Annahme hat ihr A. durch die neuen Feuerwaffen für die Schlacht an Wert wahrscheinlich nicht verloren. Die Artillerie greift an, indem sie von sorgfältig gewählter Stellung aus den Feind durch ihr Feuer aus der Ferne erschüttert und den A. der andern Waffen vorzubereiten sucht. Der A. wird entweder frontal, d. h. parallel zur feindlichen Aufstellung in ihrer ganzen Länge, geführt, oder so, daß er entweder diese an einem Punkte durchbricht, oder sie auf einem oder beiden Flügeln umfaßt. Im allgemeinen hat der A. vor der Verteidigung den Vorteil, daß er das moralische Element der Truppen hebt. Über den A. auf feste Plätze s. Festungskrieg.

Angriffsfronte, s. Festungskrieg.

Angrivarĭer (auch Angrevarier, Angarier, Engern), german. Volk, das an der Weser, vorzüglich auf dem rechten Ufer, vom Einfluß der Aller bis zum Steinhuder Meer, wohnte und nördlich an die Chauken, südlich an die Cherusker grenzte. Als Germanicus 16 n. Chr. gegen die Cherusker vorrückte, erregten die A. in seinem Rücken einen Aufstand, wurden aber durch Stertinius bald zur Ruhe gebracht und blieben seitdem den Römern ergeben. Nach Auflösung des cheruskischen Bundes erweiterten sie ihre Grenzen südwärts und entrissen unter Kaiser Nerva mit den Chamaven den Brukterern die Gegend nördlich von der Lippe und an der Quelle der Ems. Später breiteten sie sich noch weiter nach S. und W. aus, schlossen sich unter dem auch auf das Land (Angaria, Engern) übergegangenen Namen der A. oder Engern dem Sachsenbund (s. Sachsen) an und bildeten den mittlern Teil desselben. Von Karl d. Gr. unterworfen, nahmen sie das Christentum an. Der Name Engern hat sich als Name eines Teils des Herzogtums Sachsen bis in das Mittelalter erhalten.

Angst, im allgemeinen diejenige Furcht, die mit dem Gefühl des Unvermögens, sich zu helfen, verbunden ist. Ihrem Ursprung nach ist sie teils psychisch (moralisch), als Folge heftiger, furchterfüllter Gemütsbewegungen, teils physisch. Die von physischen Zuständen abzuleitende A. ist von verschiedener Art: Brustangst, Brustbeklemmung (anxietas pulmonalis), welche von Hindernissen des Atmens herrührt und durch Luftmangel bedingt wird, also Erstickungsnot. Auf nervöser Grundlage beruht die als Präkordialangst (Herzklemme, Brustbeklemmung, angina pectoris) bekannte angstvolle Empfindung, welche sowohl bei mannigfachen anatomisch nachweisbaren Herzleiden als auch ohne solche vorkommt. Man faßt diese A. in jedem Fall auf als einen Gefäßkrampf der Herzarterien, als eine krankhafte Erregung (Neurose) der vasomotorischen Nerven des Herzgeflechts, da sie ganz wie bei nachweisbar zu Grunde liegenden Herzfehlern stets in Anfällen auftritt, welche mit Gefäßkrampf der Haut, kalten Extremitäten, kleinem, unregelmäßigem Puls einhergeht. Die Präkordialangst kann sowohl durch psychische Reize, schreckhafte Vorstellungen, Trauer, Schmerz als auch durch peripherische Erregungen, Neuralgien od. dgl. ausgelöst werden. Daß das Herznervensystem in bedeutender Abhängigkeit von gewissen psychischen Vorgängen ist, geht daraus hervor, daß schon normal viele Affekte mit präkordialer Beklommenheit oder Leichtigkeit einhergehen. - Bei krankhaft gesteigerter psychischer Erregbarkeit, bei Hysterie, Epilepsie, Melancholie, Hypochondrie, Alkoholismus, Hundswut erreicht die A. die höchsten Grade, bringt schreckliche Delirien, Halluzinationen mit sich und kann zu Selbstmord und wutartiger Zerstörung alles dessen führen, was dem Kranken in die Hände fällt. Eine eigentümliche, erst kürzlich bekannt gewordene Krankheit ist die Agoraphobie oder Platzfurcht (s. d.). - Gegen die Angina pectoris sind mit wechselndem Erfolg Amylnitrit, Bromkalium, Morphium und Äther angewandt worden. Die höchsten Grade nervöser A. erfordern unbedingt Beobachtung in einer Irrenanstalt.

Angster, frühere Kupfermünze der Schweiz, = 7/12 deutschen Pfennig.

Ängster (Angster, mittellat. angustrum), gläsernes Trinkgefäß mit langem, engem, meist krumm gebogenem Hals und weitem Bauch, vom 15. bis 17. Jahrh. vorkommend, heute in den Sammlungen gewöhnlich Zwiebelglas genannt (s. Abbild.).

^[Abb.: Ängster (Germanisches Museum in Nürnberg).]

Angström, Anders Jonas, Physiker, geb. 13. Aug. 1814 zu Lödgö in der schwed. Landschaft Medelpad, studierte seit 1833 in Upsala Mathematik und Physik, habilitierte sich 1839 als Privatdozent der Physik, wurde 1843 Observator der Astronomie und 1858 Professor der Physik in Upsala. Von 1867 bis zu seinem Tod, 21. Juni 1874, fungierte er als Sekretär der Königlichen Societät der Wissenschaften zu Upsala. Seine zum Teil sehr wertvollen Arbeiten erstrecken sich über das Gebiet der Wärmelehre, des Magnetismus und insbesondere der Optik. In seinen "Recherches sur le spectre solaire" (Berl. 1869) maß er die Wellenlänge der meisten der Fraunhoferschen Linien und gab eine wichtige Ergänzung der Kirchhoffschen großen Arbeit über das Sonnenspektrum. Er schrieb noch: "Sur les spectres des gas simples" (Ups. 1871), "Mémoire sur la température de la terre" (das. 1871).

Anguilla, Aal; Anguillŭla, Aaltierchen.

Anguilla (Snake Island, spr. snehk ailänd, Schlangeninsel), britisch-westind. Insel, zu den Kleinen Antillen gehörig, nordwestlich von St. Christoph, von langgewundener Gestalt, 91 qkm (1,6 QM.) groß mit 2500 Einw., meistens Negern. Die Insel ist völlig eben und enthält ausgedehnte Weiden für Rinder und Pferde. Salz wird ausgeführt.

Anguilletten, kleine Aale.

Anguilluliden, s. Aaltierchen.

Anguis (lat.), Schlange; A. fragilis, die Blindschleiche.