Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

633

Anthurium - Antichrist.

In dieser Anschauungsweise mußte sein Wohnort, die Erde, als Mittelpunkt der Welt betrachtet werden. Die danach genannte geozentrische Weltanschauung wurde aber schon durch Kopernikus gestürzt, während die a. W. erst durch Darwin wirklich erschüttert worden ist.

Anthūrium Schott, Gattung aus der Familie der Araceen, Bewohner der tropischen Urwälder, teils stammlos, teils mit aufrechtem oder kletterndem Stamm, schönen dunkelgrünen oder bunten, lederartigen, einfachen, finger- oder fußförmig geteilten Blättern, walzenförmigem Blütenkolben, kurzer Kolbenscheide und zwei- bis viersamigen Beeren, leben zum Teil als Epiphyten an Baumstämmen. Man kultiviert in unsern Gewächshäusern viele Arten, von denen manche auch als Zimmerpflanzen zu empfehlen sind. A. Scherzerianum, aus Mexiko, ist wegen der scharlachroten, lange bleibenden Blüte beachtenswert. (S. Tafel "Blattpflanzen II" u. "Zimmerpflanzen I".)

Anthus, Pieper.

Anthyllis L. (Wundklee, Wundblume, Tannenklee), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, ausdauernde Kräuter oder Kleinsträucher mit gefiederten Blättern, Blüten in gipfelständigen Köpfchen und mit bauchigem, bleibendem Kelch, im mittlern und südlichen Europa, in Westasien und Nordafrika. In Deutschland heimisch ist A. vulneraria L., mit ungleich gefiederten Blättern, an denen das Endblättchen viel größer als die übrigen ist, und gelben, kugelrunden Blumenköpfen, die meist paarig an der Spitze der 10-30 cm hohen Stengel stehen. Sie wächst auf trocknen Hügeln und Grasplätzen, gibt ein gutes Viehfutter ab und stand früher als Wundmittel in Ansehen. Auf leichtem Boden erntete man in der Blüte von ¼ Hektar 190 Ztr. = 29 Ztr. Heu, welches 13,8 Proz. stickstoffhaltige, 35 Proz. stickstofffreie Nährstoffe, 2,5 Proz. Fett, 25,5. Proz. Holzfaser enthielt. Diese Zusammensetzung stimmt im wesentlichen mit der des blühenden Rotklees überein, während vor der Blüte geschnittener Rotklee etwas günstigere Verhältnisse darbietet und Wundklee in voller Blüte sehr schnell verholzt. Mehrere andre Arten werden als Zierpflanzen kultiviert.

Anti, 1) griech. Präposition, s. v. w. das deutsche gegen, kommt in zahlreichen Zusammensetzungen vor, so in medizinischen Benennungen von Arzneien, welche gewissen Krankheiten entgegenwirken, z. B. Antiepileptika, d. h. Mittel gegen Epilepsie; in theologischen, philosophischen und politischen Ausdrücken, welche eine einer andern gegenüberstehende Partei, Lehre oder Meinung bezeichnen, z. B. Antitrinitarier, Antipapisten, Antimachiavell, d. h. Gegner der Dreieinigkeitslehre, des Papstes, von Machiavell; in grammatischen und rhetorischen Bezeichnungen für Formen, welche im umgekehrten Verhältnis zu andern stehen, z. B. Antiphrasis, Antiptosis etc.; in geographischen Namen zur Bezeichnung des Gegenüberliegens, z. B. Antiparos, Antilibanon. -

2) In lateinischen (romanischen) Wörtern s. v. w. vor, z. B. Antizipation (Vorausnahme), Antichambre (Vorzimmer).

Antiabolitionist, überhaupt Gegner der Abschaffung (Abolition) eines Instituts; insbesondere Gegner der Abschaffung der Negersklaverei in der nordamerikanischen Union. S. Abolitionisten.

Antiadiaphoristen, Theologen, welche die Lehre von den Adiaphora (s. d.) nicht anerkennen.

Antiapex, s. Apex.

Antiāris Lechenault (Antiar, Giftbaum), Gattung aus der Familie der Urtikaceen, in Ostindien und auf dem Malaiischen Archipel heimische Bäume mit einfachen Blättern, kleinen, von einer becherförmigen Hülle umgebenen Blüten und saftiger Scheinfrucht. A. toxicaria Lech., ein 19-25 m hoher, schlanker, astloser und nur oben eine zierliche, halbkugelige Krone tragender Baum mit eiförmig länglichen, scharf anzufühlenden Blättern und einzeln stehenden Blütenstielen, ist die Mutterpflanze des berüchtigten Pfeilgifts Upas-Antiar oder Pohon-Upas. Der Milchsaft des Baums, aus welchem es bereitet wird, enthält Antiarin. Früher galt auch die Ausdünstung des Baums für giftig. A. saccidora Lindl. (Sackbaum), in Ostindien, und A. zeylonica Seem. liefern im Bast ein zu Flechtwerk geeignetes Material. A. Bennettii Seem., auf den Fidschiinseln, enthält in den Früchten einen schönen karmesinroten Farbstoff und in der Rinde Bastfasern, die zu Zeugen verarbeitet werden.

Antibacchīus (Palimbacchius, griech.), umgekehrter Bacchius, ein dreisilbiger, aus zwei langen und einer kurzen Silbe (--v) bestehender Versfuß; z. B. saltare, Hausmutter.

Antibaptist (v. griech. baptistes, Täufer), von Schiller gebildetes Wort, s. v. w. Gegner der Taufe und somit des Christentums.

Antibárbarus (griech.), Titel von Büchern zur Bekämpfung von Barbarismen (s. d.); z. B. Krebs' "A. der lateinischen Sprache" (6. Aufl. von Schmalz, Frankf. 1886), Kellers "Deutscher A." (Stuttg. 1879).

Antibes (spr. angtihb), befestigte Hafenstadt im franz. Departement Seealpen, Arrondissement Grasse, in herrlicher, wohlbebauter Gegend am Mittelmeer und an der Küsteneisenbahn, hat eine hydrographische Schule, eine Schiffswerfte und (1876) 5546 Einw., welche Fischerei, Erzeugung von Töpferwaren, Öl, Essenzen und Konserven und Handel damit betreiben. Der Hafen wird durch einen 470 m langen, von Vauban erbauten Molo geschützt, kann aber nur kleinere Schiffe aufnehmen. A. ist das alte Antipolis, eine Kolonie von Massilia, und enthält noch zahlreiche Altertümer, darunter zwei römische Türme (neben der Kirche), Reste eines Aquädukts, eines Amphitheaters etc. Auf dem Vorgebirge La Garoupe (mit Leuchtturm) findet sich in einem Kalkhügel ein Lager von Knochenbreccie. A. war bis 1244 Bischofsitz (s. Grasse). Im J. 1746 litt A. sehr durch das Bombardement der Alliierten unter Browne.

Antichambre (franz., spr. angtischāngbr), Vorzimmer. Antichambrieren, in den Vorzimmern der Großen verkehren, mit dem Nebenbegriff des Kriechens und Erschleichens einer Gunst oder Gnade.

Antichlor, jede Substanz, welche zur Entfernung des einem Stoff anhaftenden Chlors, insbesondere des nach dem Bleichen des Papiers von diesem zurückgehaltenen freien Chlors, dient. Man benutzt jetzt allgemein unterschwefligsaures Natron, welches mit Chlor schwefelsaures Natron und Chlorwasserstoffsäure bildet, die leicht ausgewaschen werden kann. Außerdem sind empfohlen worden: schwefligsaures Natron, Schwefelcalcium, Ammoniak, Zinnchlorür, Leuchtgas etc. Das zu demselben Zweck benutzte Antiferacid, welches auch Säuren und Eisen aus der Papiermasse entfernen soll, besteht aus schwefligsaurem und phosphorsaurem Natron.

Antichrētischer Vertrag (Antichresis, Pactum antichreticum), eine besondere Art des Pfandkontrakts, wobei der Schuldner seinem Gläubiger die Benutzung des hingegebenen Faustpfandes anstatt der Zinszahlung zugesteht.

Antichrist (griech., "Widerchrist", bei Luther Endechrist), der vom Satan gesandte gewaltige Gegner