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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Appianos - Applikatur.

sonders der Raffaelschen, schuf A. eine Reihe von Werken in Mailand. Paläste und Kirchen wurden von seiner Hand geschmückt. Napoleon, dessen Thaten sein Pinsel feierte, zeichnete ihn sehr aus, und sein Sturz wirkte auf Appianis äußere Verhältnisse sehr nachteilig ein. Zweimal vom Schlage gerührt, geriet er in tiefes Elend. Er starb 8. Nov. 1817 in Mailand. Seine besten Werke sind die Freskogemälde aus dem Mythus von Amor und Psyche in der königlichen Villa zu Monza, die Kuppelgemälde in der Kirche Santa Maria di San Celso zu Mailand und Apollo mit den Musen in der Villa Bonaparte.

Appiānos, röm. Geschichtschreiber aus Alexandria, lebte im 2. Jahrh. n. Chr. unter Trajan, Hadrian und Antoninus Pius, zuerst als Sachwalter, dann als kaiserlicher Finanzverwalter in Rom, nach andern als Prokurator von Ägypten zu Alexandria. Sein Werk, 147 in griechischer Sprache abgefaßt, zählte nach Photius 24 Bücher und bestand teils aus einer fortlaufenden Geschichte des römischen Staats von dessen Ursprung an bis auf den Tod Hadrians (138), teils aus einer Reihe einzelner Bücher, in welchen nach ethnographischer Methode die Geschichte der verschiedenen Völker und Länder bis auf deren Unterwerfung unter die Herrschaft Roms herabgeführt wird. Von der ersten Abteilung sind noch fünf Bücher erhalten, welche die Bürgerkriege von den Gracchen bis auf den Tod des Sextus Pompejus (35 v. Chr.) behandeln; von der zweiten Abteilung besitzen wir noch die Geschichte Spaniens, des Hannibalischen Kriegs, Karthagos, Syriens, des Mithridatischen Kriegs und Illyriens; die parthische Geschichte ist unecht. Das ganze Werk ist aus verschiedenen Quellen geschöpft und empfiehlt sich durch eine einfache, klare und korrekte Sprache, ist aber nicht frei von groben Irrtümern und Ungenauigkeiten. Nach den ersten Ausgaben von Stephanus (Par. 1551 u. 1557) lieferte die erste vollständige Ausgabe mit Kommentar Schweighäuser (Leipz. 1785, 3 Bde.), eine andre Teucher (Lemgo 1796 f., 2 Bde.). Ein Abdruck des Schweighäuserschen Textes nebst den von A. Mai aufgefundenen Bruchstücken erschien zu Paris 1840. Neuere Textausgaben von I. ^[Immanuel] Bekker (Leipz. 1852-1853, 2 Bde.) und Mendelssohn (das. 1879-81, 2 Bde.); Übersetzungen von Dillenius (Stuttg. 1828-1841, 3 Bde.) und Zeiß (Leipz. 1837, 2 Bde.). Vgl. Hannak, A. und seine Quellen (Wien 1869).

Appingedam (Dam), Stadt in der niederländ. Provinz Groningen, an der Fivel und der Bahn von Groningen nach Delfzyl, mit berühmten Pferdemärkten, etwas Schiffbau und (1879) 4060 Einw.

Appische Straße (Via Appia), die größte und prächtigste Straße des alten Italien, zur Zeit ihrer Vollendung, nach Trajan, über 450 km lang bei einer Breite von 8 m. Ihr erster Erbauer war 312 v. Chr. der Zensor Appius Claudius Cäcus, welcher sie von der Porta Capena zu Rom über Aricia, Terracina, Fundi, Minturnä, Suessa bis Capua führte. Später wurde sie über Beneventum, Venusia, Tarentum und Uria bis Brundusium, dem Überfahrtsort nach Griechenland, verlängert. Die Grundlage bestand aus grobem, festgestoßenem Kies und kleinen Feldsteinen, welche mit glatten und genau aneinander gefügten Quadersteinen belegt waren. An den Seiten befanden sich steinerne, 70 cm hohe Einfassungen, Ruhe- und Meilensteine. Überbleibsel der Straße werden stellenweise noch jetzt benutzt. 1850-53 hat Canina auf Befehl Pius' IX. die durch zahlreiche Grabmonumente geschmückte Strecke zwischen Rom und Fratocchi (bei Albano) ausgegraben und bloßgelegt.

Appius, röm. Vorname, besonders von Personen aus der Gens Claudia; s. Claudius.

Applanieren (aplanieren, franz.), ebnen, ausgleichen.

Applaudieren (lat.), Beifall klatschen. Applaudissement (franz., spr. -odiss'máng), s. v. w. Applaus.

Applaus (lat.), "Beifallsklatschen", auch Beifallsruf und Beifall überhaupt, besonders der Zuschauer im Theater. Letzterer fand schon bei den Römern statt und hatte hier seine Stufen und besondern Regeln. Er wurde bald durch Wehen mit den Zipfeln der Toga gegeben, wofür Kaiser Aurelian das Schwingen mit Zeugstreifen einführte, die er zu diesem Zweck unter das Volk austeilen ließ; bald schnellte man den Mittelfinger an den Daumen, bald schlug man mit den flachen, bald mit den hohlen Händen gegeneinander. Auch erkaufter A. kam schon in Rom so häufig wie jetzt vor (vgl. Böttiger, Über das Applaudieren im Theater bei den Alten, Leipz. 1822). In der ältern christlichen Kirche rief und klatschte das Volk oft dem Prediger Beifall zu. Gegenwärtig ist das Applaudieren in der ganzen zivilisierten Welt Sitte. Man macht mit Recht dafür geltend, daß dergleichen Beifallsäußerungen einerseits die Sicherheit des Produzierenden erhöhen und sein Vermögen steigern, anderseits aber auch das Publikum ausgezeichneten Leistungen gegenüber durch ein unabweisliches Bedürfnis zu solchen Äußerungen seines Wohlwollens getrieben wird. Gleichwohl muß damit Maß gehalten werden, denn der Mißbrauch derselben wirkt ebenso nachteilig, wie ihr richtiger Gebrauch förderlich sein kann. Das moderne Virtuosentum in Oper und Schauspiel hat durch widerrechtliche Spekulation auf den A. diesen neuerdings diskreditiert, so daß selbst von schauspielerischer Seite in Deutschland eine gegen den A. gerichtete Bewegung eintrat. Vgl. Claqueurs.

Appleby (spr. äppelbi), Stadt in Westmoreland (England), am Eden, uralt, mit Schloß, Lateinschule, etwas Wollindustrie und (1881) 2899 Einw.

Applegathsche Maschinen, die ersten arbeitsfähigen Buchdruckschnellpressen, bei welchen der zu druckende Schriftsatz nicht auf einer ebenen Fläche stand, sondern auf einem großen, senkrecht stehenden Cylinder angebracht war. Sie wurden für die "Times" in London gebaut, sind aber seitdem durch andre Konstruktionen überflügelt. S. Schnellpresse.

Appleton, Stadt im amerikan. Staat Wisconsin, am Fox River, 32 km oberhalb dessen Mündung in die Green Bay und dicht bei Wasserfällen, die zahlreiche Mühlen treiben. A. hatte 1880: 8005 Einw.

Applikation (lat.), Anwendung, Fleiß, Neigung, Hingabe; auch Eingabe an die Behörde. Applicatio fiat, man mache die Nutzanwendung. Applikabel, anwendbar.

Applikationsarbeit, diejenige Verzierung von Geweben, welche im Aufnähen auf einem andern Stoff ausgeschnittener Ornamente besteht. Sie kommt schon frühzeitig, namentlich bei Kirchengewändern, Vorhängen etc., vor. Sehr häufig gesellt sich zu dieser Arbeit die Anwendung von Plattstich, indem man Stengel, Ranken etc. stickt; auch malt man die aufgenähten Ornamente aus. Zum Befestigen der letztern, auch zu der selbständigen Stickerei bedient man sich des Kettenstichs. Im Orient werden auf diese Art namentlich schöne Tischdecken gemacht.

Applikationsfarben, s. Zeugdruckerei.

Applikationsschulen, in Frankreich höhere Militärschulen für Spezialfächer, z. B. die Generalstabsschule, École d'application d'état-major, in Paris.

Applikatūr, s. Fingersatz.