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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Arkadĭer; Arkandisziplin; Arkanist; Arkansas; Arkánsas

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Arkadier - Arkansas.

aber die am besten angebauten Gefilde, die blühendsten Thäler und die schönsten Wälder von ganz Griechenland enthält. Das Klima ist wegen der hohen Lage des Landes mild. Die Wälder gehören zumeist dem westlichen Teil an und bestehen aus Eichen und Tannen; in ihnen ist heute noch wie im Altertum der Wolf häufig. Bäche und Flüsse sind mit Platanen besetzt. Rindvieh wird in der Regel nur zur Zucht von Zugtieren für den Ackerbau gehalten. Die Bevölkerung betrug 1879: 148,905 Seelen. Die heutigen Arkadier sind ein kräftiger Menschenschlag von mittlerer Größe, lebhafter Miene und Gebärde. Von rauher, einfacher Lebensweise, lieben sie wie ihre Vorfahren Musik und Tanz leidenschaftlich und haben sich die gleiche Liebe zur Freiheit und Lust am Kampf bewahrt. Von Industrie sind kaum Anfänge vorhanden. A. zerfällt in die Eparchien Mantinia, Kinuria, Gortinia und Megalopolis. Hauptstadt ist Tripolitsa, mit 8000 Einw., unfern des alten Tegea.

Arkadĭer (arkadische Akademie, Accademia degli Arcadi), poetisch-litterar. Gesellschaft zu Rom, 1690 von dem Dichter Crescimbeni und dem Rechtsgelehrten Gravina zur Zurückführung des verderbten dichterischen Geschmacks zur Einfachheit und Natur gegründet. Sie hatte Gesetze nach dem Muster der altrömischen zwölf Tafeln und führte die mit einem Lorbeer- und Fichtenzweig umwundene Syrinx (Hirtenflöte) im Wappen. Nur Dichter und Dichterinnen wurden als Mitglieder aufgenommen und führten als solche altgriechische Schäfernamen (Goethe, der 1788 Mitglied wurde, erhielt den Namen "Megalio"). Die Gesellschaft hielt jährlich sieben Hauptversammlungen; ihre Ära war die Olympiadenrechnung; die Olympischen Spiele wurden alle vier Jahre als litterarisches Fest gefeiert, wobei zugleich die neue Präsidentenwahl stattfand. Diese arkadische Akademie, welche bald an vielen Orten (zu Bologna, Ferrara, Siena, Pisa, Venedig etc.) Töchteranstalten hatte, und zu der früher die angesehensten Litteraten Italiens gehörten, hat in der ersten Periode ihres Bestehens auf die italienische Litteratur sehr wohlthätig eingewirkt. Später ward sie eine Adelskoterie, wo Rang und Geburt als Haupterfordernisse zur Aufnahme galten, die Beschäftigung mit der Litteratur aber als noble Spielerei betrieben wurde. Sie besteht übrigens noch jetzt und gibt eine Monatsschrift, das "Giornale arcadico", heraus. Ihre festlichen Sitzungen finden auf dem Kapitol, während des Sommers auch am Janiculus im Parrhasischen Hain statt.

Arkandisziplin, s. Arcani disciplina.

Arkanist, der Chemiker, auch der Direktor der Malereien in Porzellanfabriken, welcher allein mit den Geheimnissen der Zubereitung und Verwendung der Farben vertraut ist; der Inhaber eines Geheimmittels.

Arkánsas, nächst dem Missouri und Ohio der bedeutendste Nebenfluß des Mississippi in Nordamerika, entspringt in den Rocky Mountains unter 39° nördl. Br., durchströmt in östlicher Hauptrichtung und anfangs zwischen steilen Felsenwänden das Territorium Colorado und den südwestlichen Teil des Staats Kansas, wendet sich dann südöstlich in das Indianergebiet und tritt beim Fort Smith in den Staat A. (s. d.), den er, das Ozarkgebirge durchbrechend, in zwei fast gleiche Hälften scheidet. Zuletzt in endlosen Windungen fließend, mündet er oberhalb der Stadt Napoleon in den Mississippi. Die wichtigsten seiner zahlreichen Nebenflüsse sind rechts der Cimarron und der Canadian River, links der Neosho. Sein Flußgebiet erstreckt sich über 469,390 qkm (7890 QM.), und von seinem 2410 km langen Lauf sind 840 km den größten Teil des Jahrs für Dampfer fahrbar. Im obern Lauf wird die Schiffahrt durch zahlreiche Stromschnellen erschwert. Infolge der Schneeschmelze im Felsengebirge schwillt der A. oft sehr an.

Arkansas (abgekürzt Ark.), einer der südwestlichen Staaten der nordamerikan. Union, grenzt im N. an Missouri, im O. an Tennessee und Mississippi, von beiden Staaten durch den Fluß Mississippi getrennt, im S. an Louisiana und umfaßt ein Areal von 139,466 qkm (2533 QM.) (s. Karte "Vereinigte Staaten etc. III"). Der ganze Ostteil ist Flachland und in der Nähe des großen Stroms, der alljährlich übertritt, zum Teil auf weite Strecken mit Sümpfen und Wald bedeckt. Nach W. zu hebt sich der Boden allmählich und wird hügelig; wellige Prärien unterbrechen hier die Wälder. Dann treten die Ozarkberge auf, die, bis 650 m hoch, den Staat in nordwestlicher Richtung durchziehen und in zwei ungleiche Hälften teilen, deren südliche nach Klima und Produkten den Übergang zu den Golfstaaten bildet, während die nördliche reich an vortrefflichen Weiden ist. In geognostischer Beziehung unterscheidet man: 1) Alluvialbildungen im NW., 2) Kreideformationen im SW., in denen man Knochen riesiger Saurier und zahlreiche versteinerte Haifische gefunden hat, und 3) Kohlenformationen (bituminöse und semibituminöse), eine Fortsetzung der Missourifelder. Granite, Syenite und Basalte sind nur spärlich vorhanden. An schiffbaren Flüssen ist kaum ein Staat reicher als A., doch sind die meisten infolge der großen und anhaltenden Sommerhitze größern Fahrzeugen nur neun Monate im Jahr zugänglich. Die bedeutendsten sind außer dem Mississippi (auf der Ostgrenze) der Arkansas, der eigentliche Hauptstrom des Landes, das er mitten durchschneidet; ferner der St. Francis und White River im NO., der Washita mit zahlreichen Nebenflüssen im S., der Red River, der nach Louisiana übertritt, im SW. Das Klima ist in den höher gelegenen Landstrichen sehr gesund, in den Niederungen dagegen, namentlich im O. gegen den Mississippi hin, in gleichem Grad schädlich. Die Zahl der Einwohner betrug 1870: 484,471, dagegen 1880: 802,525 Seelen (210,666 Neger, 133 Indianer), die sich vorwiegend mit Landwirtschaft beschäftigen. Trotz der fünf Colleges läßt die Bildung noch viel zu wünschen übrig, denn 25 Proz. der über zehn Jahre alten Weißen und 75 Proz. der Schwarzen sind des Lesens unkundig. Vom Gesamtareal sind 9,5 Proz. angebaut. Ergiebig sind namentlich der durch Deiche (levees) geschützte Boden am Mississippi und die Alluvialflächen am Arkansas, im NW. aber kommen große Strecken wertloser Sandflächen vor. Gebaut werden vorzüglich Mais (1882: 13 Mill. hl), dann Baumwolle (697,000 Ballen) und Tabak, ferner Hafer, Weizen, Bataten und auch etwas Wein. An Vieh zählte man 1883: 252,760 Pferde und Maultiere, 687,216 Rinder, 239,256 Schafe und 1,953,189 Schweine. Die Wälder bedecken noch 65 Proz. des ganzen Gebiets und bieten wertvolles Holz in Fülle, das in Sägemühlen zugerichtet und großenteils flußabwärts verflößt wird. Auch Wild findet sich in den Wäldern und sumpfigen Niederungen noch in Überfluß. Ungemein groß ist der Reichtum des Landes an Mineralien. Zink, Eisen, Blei, Kupfer, Kaolin kommen vor, Steinkohlen sind über ein Gebiet von 30,000 qkm verbreitet, und 1882 sind schon 50,000 Tons gewonnen worden. Im Washitathal finden sich heiße Quellen und ein ungeheures Lager von Schleifsteinen (Ölsteinen), die den türkischen an Güte gleichgeschätzt werden. Die