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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Armenische Sprache und Litteratur.

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Armenische Sprache und Litteratur.

denziöser Historiker Armeniens (vgl. A. v. Gutschmid, Über die Glaubwürdigkeit der armenischen Geschichte des Moses von Khoren, Leipz. 1876), unter dessen Werken (Gesamtausgabe, Vened. 1865) besonders die "Armenische Geschichte" (hrsg. mit lat. Übersetzung von den Brüdern Whiston, Lond. 1736; mit franz. Übersetzung von Levaillant de Florival, Par. 1841; ins Italienische übersetzt, Vened. 1849-1850; franz. bei Langlois, s. unten; russ. von Emin, Moskau 1858; deutsch von Lauer, Regensb. 1869) und ein geographisches Werk (mit franz. Übersetzung von Saint-Martin, Par. 1819; armen. u. russ. von Patkanean, Petersb. 1877; armen. u. franz. von Arsène Soukry, Vened. 1881) von Wichtigkeit sind. Neben ihm sind als Geschichtschreiber aus dem 5. Jahrh. zu nennen: Elisäus mit seiner "Geschichte der Kriege Wardans gegen die Perser" (Konstant. 1764 u. öfter; engl. von Neumann, Lond. 1830; ital. von Capelletti, Vened. 1840; franz. von Kabaragy, Par. 1844; russ. von Schanschejew, Tiflis 1853; Werke, Vened. 1859) und Lazar von Pharp mit seiner "Geschichte Armeniens von 388 bis 485" (das. 1873); neben ihnen Koriun der Wunderbare (Skantscheli) mit einer Biographie Mesrops (das. 1833). In derselben Zeit unternahm man viele Übersetzungen griechischer und syrischer Schriften, von denen die Originale nicht mehr vorhanden sind, z. B. der Chronik des Eusebios (hrsg. von Aucher, Vened. 1818, 2 Bde.; Schöne und Petermann, Berl. 1866-75), der Reden Philons (hrsg. von Aucher, Vened. 1822), der Homilien des Chrysostomos (das. 1826-62, 5 Bde.), des Basilius Magnus (das. 1830), des Ephrem Syros (das. 1836, 4 Bde.) u. a. Damit war den litterarischen Interessen Armeniens ein ziemlich universeller Charakter aufgedrückt. So erscheint denn der genannte Moses von Chorene auch als Verfasser einer Rhetorik (Vened. 1842, 1865), sein Neffe David "der Unbesiegbare" (Anhaghth) als tüchtiger Philosoph ("Buch der Definitionen", Konstant. 1731, Vened. 1833; außerdem Handschriftliches über die Logik des Aristoteles, Pyrrhon etc.). Aus der theologischen Litteratur ist besonders Eznik hervorzuheben mit seiner "Widerlegung der Sekten" (Smyrna 1762, Vened. 1826; franz. von Levaillant de Florival, Par. 1853), weil sie merkwürdige Nachrichten über den Parsismus und die Manichäer gibt. Im 6. Jahrh. produzierte die armenische Litteratur kaum etwas Bedeutendes, da ihr durch das Verbot des Verkehrs mit den Byzantinern, welches die persischen Könige erließen, die Lebensadern unterbunden waren. Von einigem Wert scheint nur die noch ungedruckte Geschichte des ephesischen Konzils 431 von Abraham dem Mamikonier zu sein. Aus dem 7. Jahrh. sind hervorzuheben: Johannes der Mamikonier, welcher Zenobs Geschichte von Taron bis auf seine Zeit fortsetzte (Vened. 1832); Theodoros Kherthenavor und der Katholikos Sahak III., beide Verfasser von theologischen Schriften (das. 1833); Sebeos, Verfasser einer Geschichte des Heraklios (Konstant. 1851; russ. u. armen. von Patkanean, Petersburg 1862 u. 1879). Aus dem 8. Jahrh.: Johannes Odsnensis (Katholikos 718-729), unter anderm Verfasser einer Streitschrift gegen die Eutychianer und Paulicianer (Werke, Vened. 1833; mit lat. Übersetzung von Aucher, das. 1834); Stephanus, Erzbischof von Siunia, Verfasser zahlreicher Übersetzungen aus dem Griechischen; Ghevond (Leontius), Verfasser einer Geschichte der arabischen Eroberungen in Armenien von 732 bis 788 (hrsg. von Schahnazarean, Par. 1857, der zugleich eine französische Übersetzung lieferte, wie Patkanean 1862 eine russische). Aus dem 10. Jahrh.: Johannes VI., Katholikos, Verfasser einer Geschichte von der Sündflut bis 925 (Jerus. 1843, Mosk. 1853; franz. von Saint-Martin, Par. 1841); Thomas Ardzruni, Verfasser einer Geschichte der Fürsten der Ardzrunier bis 936, später fortgesetzt bis 1226 (Konstant. 1852; franz. Übersetzung von Brosset, 1874). Später: Chosrow d. Gr., Verfasser eines Kommentars zum armenischen Brevier; Mesrop der Priester, Verfasser einer Biographie Nerses' d. Gr. (Vened. 1853) und einer Geschichte Armeniens und Georgiens unter den Orbeliern (Madras 1775); Grigor Narekensis (gest. 1003), Sohn Chosrows, Verfasser zahlreicher theologischer Werke (Vened. 1840); Moses Kalankatuensis, Verfasser einer Geschichte der kaukasischen Albanier (Par. 1860, Mosk. 1860; russ. von Patkanean, Petersb. 1862); Stephanus Asolik oder Asolnik, Verfasser einer bis 1004 reichenden Chronik (Par. 1859; franz. von Dulaurier, das. 1883). Aus dem 11. Jahrh.: Arisdag de Lastiverd, Verfasser eines die Zeit von 989 bis 1071 behandelnden Geschichtswerks (Vened. 1844; franz. von Prud'homme, Par. 1864); Matthêos Jerêts, Verfasser einer Biographie des Johannes Chrysostomos (Vened. 1751); als geistlicher Dichter Grigor Magistros. Aus dem 12. Jahrh.: Nerses Klajetsi (genannt Schnorhali), gleich ausgezeichnet als Dichter und Theolog (Werke, lat., Vened. 1833, 2 Bde.); Matthêos Urrhajensis, Verfasser einer Geschichte der Zeit von 952 bis 1136, fortgesetzt von Grigor bis 1163 (Jerus. 1869; franz. von Dulaurier, Par. 1858); Nerses Lambronensis, ausgezeichneter Kanzelredner, Verfasser einer "Synodalrede" (armen. u. ital., Vened. 1812; deutsch von Neumann, Leipz. 1834; Werke, Vened. 1847). Aus dem 13. Jahrh.: Wardan d. Gr., Verfasser von Fabeln, theologischen Werken und einer Geschichte von Erschaffung der Welt bis 1267 (hrsg. von Emin, Mosk. 1861; Vened. 1862); Kirakos von Gandzak, Verfasser einer Geschichte von 300 bis 1264 (hrsg. von Oskan, Mosk. 1858; Vened. 1865; franz. von Brosset, 1870); Wahram, genannt Rabuni, Verfasser einer versifizierten Geschichte der Rubeniden bis 1280 (Par. 1859); Stephanus Siunensis der Orbelier, Verfasser einer Geschichte der Provinz Siunia (hrsg. von Schahnazarean, Par. 1859, und von Emin, Mosk. 1861; franz. von Brosset, Petersb. 1864). Aus dem Anfang des 14. Jahrh.: Sembad, Feldherr, Verfasser eines Geschichtswerks über die Zeit von 961 bis 1331 (hrsg. von Oskan, Mosk. 1856, und von Schahnazarean, Par. 1859). Mit dem Schluß des 14. Jahrh. endigt die eigentliche Blütezeit der armenischen Litteratur. Hervorzuheben sind aus der Zeit des Verfalls, im 15. Jahrh.: Thomas von Metsoph, Verfasser einer Geschichte Timurs; im 17. Jahrh.: Arrakhel von Tabris, Geschichte der Zeit von 1601 bis 1662 (Amsterd. 1669; franz. von Brosset, 1874); im 18. Jahrh.: Michael Tschamtschean, Verfasser einer allgemeinen Geschichte seines Volks von den ältesten Zeiten an (Vened. 1784-1786, 3 Bde; engl. von Avdall, Kalkutta 1827, 2 Bde.); im 19. Jahrh.: Lukas Indschidschean, Verfasser einer "Beschreibung von Altarmenien" (Vened. 1822), einer "Altertumskunde" (1835) und "Beschreibung des thrakischen Bosporus" (das. 1794; ital., das. 1831).

Von poetischen Produkten sind außer kirchlichen Hymnen nur die meist geistlichen Gedichte des Nerses Klajensis, der als Historiker bereits aufgeführt wurde (Vened. 1830), und des Petros Getadards, Katholikos 1019-58 (franz. von Nève, Löwen 1855), sowie die Fabeln des Mechithar Gosch, der am Ende des 12. Jahrh. lebte (mit den Fabeln des Olympio-^[folgende Seite]