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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Arterienentzündung; Arteriotomie; Artern; Artesische Brunnen; Artes liberales; Artevelde; Arth; Arthois

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Arterienentzündung - Arthois.

gekleideten (s. Figur, a), einer mittlern, aus Muskeln und Bindegewebe bestehenden (b) und einer äußern, ebenfalls bindegewebigen (b) Schicht. Die mittlere, sogen. Ringfaserschicht (tunica media) ist besonders bei den größern A. stark entwickelt, besteht aber hier mehr aus elastischen Bindegewebsfasern, bei den kleinern A. hingegen fast ausschließlich aus glatten Ringmuskelfasern, welche bei ihrer Zusammenziehung die A. verengern, also dem Blute den Weg versperren. In der äußern Schicht sind manchmal Längsmuskelfasern vorhanden. Die Wand der größern A. wird ernährt durch sehr feine Blutgefäße, sogen. Vasa vasorum, welche niemals aus dem Gefäß selbst abstammen, das sie umspinnen, sondern aus kleinern Nachbargefäßen hervorgehen. Zu den Muskelfasern in der Wandung sämtlicher A. begeben sich feine Nervenfäden (s. Gefäßnerven).

Arterienentzündung (Arteriitis) tritt in zwei durchaus verschiedenen Formen auf, nämlich als Periarteriitis und Endoarteriitis. Die erste ist nie primär, sondern die Fortsetzung eines meist mit Eiterung verbundenen Entzündungsprozesses auf die äußere Arterienscheide. Am bekanntesten ist die Arteriitis umbilicalis, eine meist tödlich verlaufende Zellgewebsentzündung am Nabel von Neugebornen. Die Endoarteriitis ist eine sehr häufige Krankheit des höhern und Greisenalters und hat stets einen sehr chronischen Verlauf. Ihre Ursachen sind nicht hinlänglich bekannt. Sie erstreckt sich bald nur auf einige und zwar auf die größten, wie die Aorta, bald betrifft sie fast alle Arterien des Körpers, aber in verschieden hohem Grade. Die Krankheit beginnt an der Innenhaut der Arterien (daher Endo- oder Endarteriitis), welche sich diffus oder fleckweise verdickt. Die verdickten Stellen unterliegen einer fettigen Metamorphose, verlieren dadurch ihre Festigkeit, können selbst zu einem Brei erweichen (Atherombrei, daher die Krankheit auch als atheromatöser Prozeß der Arterien bezeichnet wird). Werden die erweichten Stellen vom Blut aufgewühlt, so entstehen sogen. atheromatöse Geschwüre auf der Innenfläche der Arterien, welche später auch wieder vernarben können. Nicht selten finden sich Verkalkungen darin; an den rauhen Stellen schlägt sich Blutfaserstoff nieder, der Pfropf kann das Lumen verschließen oder abgerissen werden, s. Embolie. Die fettige Entartung erstreckt sich aber auch auf die mittlere Arterienhaut, und da diese infolge davon ihre Elastizität verliert und dem Druck des Blutes nicht mehr den erforderlichen Widerstand entgegensetzen kann, so werden die so erkrankten Gefäße verlängert, nehmen einen geschlängelten Verlauf an und erweitern sich teils in mehr gleichmäßiger Weise, teils in Form eines Sackes oder Aneurysmas, s. d. (Endoarteriitis deformans). Kleinere Arterien, welche der Sitz dieser chronischen A. sind, zerreißen leicht, und es kommt zu Blutungen. Namentlich disponiert diese A. zu Gehirnblutungen oder Schlagflüssen.

Arteriotomie, Aderlaß aus einer Schlagader; veraltete, höchstens noch bei Augenentzündungen angewandte Operation.

Artern, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Sangerhausen, in der Goldenen Aue, an der schiffbaren Unstrut, welche hier die Helme aufnimmt, und an der Linie Sangerhausen Erfurt der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine ev. Kirche, Fabriken für Zucker, Papier, Chemikalien, eine Saline nebst Solbad, Bierbrauerei nebst Malzfabrik, Ziegel- und Gipskalkbrennerei, große Handelsmühle Wasserleitung und (1880) 4460 fast nur evang. Einwohner. In der Nähe finden sich Braunkohlenwerk und ein bedeutendes Steinsalzlager (erst neuerlich in einer Tiefe von 309 m erbohrt). A. kommt schon 780 vor und gehörte seit 1448 den Grafen von Mansfeld, die längere Zeit hier residierten. Die Salzquellen wurden schon im 15. Jahrh. benutzt, gerieten später aber in Verfall und wurden erst 1722 wieder zur Salzgewinnung hergerichtet. Aus A. zog Goethes Großvater als Schneidergeselle nach Frankfurt a. M.

Artesische Brunnen, s. Brunnen.

Artes liberales (lat.), s. Freie Künste.

Artevelde (Artevelle), Jakob van, berühmter flandr. Patriot, geboren zu Gent als Sohn eines angesehenen, reichen Tuchhändlers, ließ sich nach der Sitte der Zeit bei der mächtigen Bierbrauerzunft zu Gent einschreiben und trat als Vorkämpfer der Freiheit seiner Vaterstadt gegen Graf Ludwig II. von Flandern auf. Im J. 1338 wählte ihn das größte Kirchspiel Gents zum Hauptmann. Um den Krieg gegen den mit Frankreich verbündeten Grafen Ludwig mit Erfolg zu führen, bewog A. die Genter zum Anschluß an Eduard III. von England. Als dieser seinem Sohn Eduard, Prinzen von Wales, die Stelle des vertriebenen Grafen Ludwig übertragen wollte, wurde er dabei von A. unterstützt, dem es gelang, Brügge und Ypern für seinen Plan zu gewinnen. Dadurch war er aber als Vaterlandsverräter in Gent so verhaßt geworden, daß sich das Volk gegen ihn erhob und er (24. Juli 1345) unter den Händen der wütenden Menge fiel. Dasselbe Schicksal traf an 70 seiner Freunde und Anhänger. Arteveldes Geschichte ist mehrfach in Dramen (neuerdings von O. Roquette) und Romanen (z. B. von H. Conscience) bearbeitet worden. Im J. 1863 wurde ihm in Gent ein kolossales Erzstandbild (von Devigne-Guyo) errichtet, das den gewaltigen Demagogen im vollen Waffenschmuck eine Rede an das Volk haltend, darstellt. -

Sein Sohn Philipp van A. trat im Dezember 1381 an die Spitze der Bürgerschaft von Gent, nach dem sich Brügge und Ypern dem Grafen Ludwig von Maele wieder unterworfen hatten. Er ließ zwölf der Hauptanstifter des an seinem Vater verübten Mordes hinrichten, verwarf die von dem Grafen bei einer Zusammenkunft mit zwölf Abgeordneten der Bürgerschaft zu Harlebecque (Februar 1382) verabredeten Friedensbedingungen, schlug (3. Mai) den Grafen vor Brügge, eroberte die Stadt und bewirkte, daß fast ganz Flandern sich ihm anschloß. Er fiel in der Schlacht bei Roosbeke gegen die Franzosen 27. Nov. 1382. Die Geschichte beider A. schrieben Hutton ("James and Philip van A.", Lond. 1882) und Ashley (das. 1883).

Arth, Flecken im schweizer. Kanton Schwyz, am Fuß des Roßbergs und am Zuger See, mit (1880) 3050 Einw., Dampferstation und Ausgangspunkt der Arther Rigibahn, welche 3. Juni 1875 eröffnet wurde und in Ober A. als Bergbahn mit Maximalsteigung von 200 pro Mille beginnt (s. Rigi).

Arthois (spr. artoa), Jacques d', Landschaftsmaler, geb. 1613 zu Brüssel, lebte noch 1683, Schüler eines Jan Mertens, bildete sich aber nach den Landschaftern aus Rubens' Schule, besonders nach Wildens. Kraftvolle Färbung, energische, ja öfters rohe Pinselführung sind ihm eigen. Seine Bilder, zumeist von großen Verhältnissen, wurden, mit Darstellungen aus der heiligen Geschichte staffiert, gern für Kirchen und Klöster gesucht. Teniers, Crayer und andre Maler arbeiteten mit ihm zusammen. Seine Vorwürfe entnahm er besonders dem Wald von Soigne, weswegen sie an einer gewissen Einförmigkeit leiden. In fast allen Hauptgalerien trifft man Werke von ihm an.